Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
ich muss nicht einmal nach Hydolar reiten.« Cerryl nahm sie fest in die Arme und ignorierte einen Augenblick lang ihren Wunsch, lieber vorsichtig und zurückhaltend zu sein. »Sei vorsichtig, pass nur gut auf dich auf.« Myral hat keine Visionen über dich, Leyladin. Er zuckte zusammen, als ihm bewusst wurde, dass er mehr und mehr als Tatsache hinnahm, was Myral sagte.
    »Das werde ich.«
    »Ja, pass nur gut auf dich auf«, sagte er noch einmal.
    »Und du musst auf dich aufpassen. Achte besonders auf Jeslek und Anya.« Zum ersten Mal küsste sie ihn wirklich warm und liebevoll auf den Mund. »Und halte dich an das, was Myral dir sagt … ich möchte dich gern noch einmal küssen.«
    Das will ich auch. Cerryl hielt sie noch einen Augenblick in den Armen, ohne ein Wort zu sagen.

 
XLV
     
    C erryl blieb auf dem obersten Treppenabsatz stehen und fragte sich, warum Jeslek ihn jetzt auf einmal zu sich rief, nachdem er ihn mehr als ein Jahr lang ignoriert hatte.
    Hertyl stand Wache vor den Gemächern des Erzmagiers. Er nickte Cerryl zu und öffnete die Tür. Cerryl erwiderte das Nicken und betrat das Zimmer des Erzmagiers. Mit einem Unheil verkündenden Knall wurde hinter ihm die Tür wieder geschlossen.
    Jesleks weißes Haar schimmerte und die goldenen Augen funkelten im jugendlichen Gesicht. Er deutete auf einen Stuhl, der vor dem Tisch mit dem Spähglas stand. Wie Cerryl am restlichen Chaos, das noch unsichtbar ums Glas wirbelte, sehen konnte, war es vor kurzem benutzt worden.
    »Bitte setzt Euch doch, Cerryl.«
    »Danke, Ser.« Cerryl sah draußen vor den schweren Fenstern des Turms den Regen fallen. Es war ein warmer Regen, der die Stadt in Dunstschwaden hüllen und ihm Kopfschmerzen bereiten würde.
    »Gespielte Höflichkeit steht Euch oder einem anderen Magier nicht gut zu Gesicht, Cerryl. Es sei denn bei offiziellen Zeremonien.« Jeslek nahm sich den Stuhl auf der anderen Seite des Tischs. »Ich will nicht mit Manövern und Finten meine Zeit verschwenden.« Er sah den jüngeren Magier scharf an. »Euer, sagen wir einmal, vorsichtiger Umgang mit dem Chaos liegt mir nicht. Ihr haltet dagegen nicht viel davon, wenn ich Chaos in großen Mengen einsetze. Aber wir haben beide den Wunsch, dass Fairhaven gedeiht.« Der Erzmagier hielt inne.
    »Das ist wahr.«
    »Ihr könnt oder wollt das Chaos nicht in großen Mengen aufbieten. Eure Schilde sind stark genug, um einen Angriff mit der Chaos-Energie abzuwehren. Daher kann ich Euch mit dem Chaos nicht zerstören und Ihr könnt mich nicht zerstören. Jung, wie Ihr seid, könnt Ihr Fairhaven nicht führen, aber Ihr könnt verhindern, dass es geführt wird.«
    Cerryl spürte eine gewisse Unehrlichkeit in Jesleks Worten, aber er nickte nur und gab dem Erzmagier zu verstehen, dass er begriffen hatte. Cerryl betrachtete ein Spielzeug auf dem Regal, eine winzige Nachbildung einer Windmühle mit einer kleinen Kurbel aus Schwarzem Eisen. Er riss die Augen auf – Schwarzes Eisen, aus dem die Ordnung förmlich herausquoll. Aber das Spielzeug oder das Modell oder was es auch darstellte, war wundervoll gearbeitet und schien sogar fähig, tatsächlich Wasser zu pumpen.
    »Oh, das da? Das ist ein Teil eines Problems in Spidlar, mit dem Ihr Euch als Magier der Stadtwache jedoch nicht zu beschäftigen braucht. Jedenfalls nicht im Augenblick.« Jeslek lächelte.
    »Schwarze Magier in Spidlar?«
    »Im Augenblick sind drei Schwarze in Spidlar, Cerryl. Ein Schmied und zwei Bewaffnete, vielleicht auch noch ein Schwarzer Heiler. Es ist seltsam. Wir haben Schwierigkeiten mit Spidlar, und ausgerechnet dort treiben sich die Schwarzen herum. Das soll jetzt nicht Eure Sorge sein, aber es wird auf der nächsten Sitzung der Gilde zur Sprache kommen.« Wieder lächelte Jeslek. »Der Schmied heißt Dorrin. Das spielt für Euch zwar keine Rolle, aber … aber ich will Eure Neugierde befriedigen. Dieses Mal.«
    »Ja, Ser.« Cerryl riss sich vom Modell los, doch die Ordnung, die dort konzentriert war, beunruhigte ihn fast so sehr, als wäre dort die gleiche Menge Chaos gebündelt. Ein Schmied namens Dorrin? Ein Schwarzer Schmied? Warum hatte Jeslek den Namen erwähnt? Wollte er überprüfen, ob Cerryl den Namen bereits kannte?
    »Der Name sagt Euch nichts?«
    »Nein, Ser.« Cerryl hätte beinahe die Stirn gerunzelt.
    »Immerhin, das spricht für Euch.« Jeslek hielt inne, überlegte. »Nun … wollt Ihr Euch mir widersetzen?«
    »Gewiss nicht. Ich habe noch viel zu lernen.«
    »Ah … Ihr seid ein ehrlicher

Weitere Kostenlose Bücher