Die Farben des Chaos
rötlich blonde Heilerin setzte. »Wie fühlst du dich? Du siehst so ernst aus.«
»Ich habe heute Morgen mit Myral gesprochen.«
Cerryl wartete.
»Er glaubt nicht, dass er das Ende der vor uns liegenden Krise noch erleben wird.«
»Wir dürften einige Jahre voller Schwierigkeiten vor uns haben«, wandte Cerryl ein. »So sehe ich es jedenfalls. Es könnte eine ganze Weile dauern, also wird er vielleicht noch Jahre unter uns sein.«
»Cerryl, er wird von Tag zu Tag schwächer.«
»Du machst dir Sorgen, dass er sterben könnte, wenn du gehst, aber wenn du nicht gehst, dann …«
Sie nickte. »Vielleicht überlebt er, aber ich bin nicht sicher, ob Jeslek das überhaupt will.«
»Jeslek hat ein Problem. Wenn Uulrac stirbt, dann wird es in Hydlen erheblich schwieriger für ihn. Wenn Myral stirbt, dann werden manche sagen, Jeslek hätte Uulracs Krankheit nur als Vorwand benutzt.« Er hielt inne. »Glaubst du denn …«
»Nein. Jeslek macht sich wirklich Sorgen um den Jungen. Andererseits ist Myral ihm herzlich gleichgültig. Und wenn Myral wirklich stirbt, wer könnte dann noch die Stimme erheben?«
»Ich zum Beispiel.«
»Das mag sein, aber die älteren Magier, abgesehen von Kinowin und einigen Leuten bei der Stadtwache, werden nicht auf dich hören.«
Unsicher und weil ihm keine Antwort mehr einfiel, tätschelte er Leyladins Knie.
Sie seufzte. »Früher gab es immer zwei oder drei Schwarze Heiler in Fairhaven, aber wir werden immer weniger.«
»Gehen sie nach Recluce?«, fragte Cerryl stirnrunzelnd. »Im vergangenen Jahr ist doch ein Schwarzer Heiler hier durchgekommen.«
»Einer ihrer Verstoßenen und Pilger? Selbst wenn wir ihn ausfindig machen, könnte er Fairhaven nicht ertragen. Manchmal bekomme ich so schlimme Kopfschmerzen, dass ich kaum noch etwas sehen kann, dabei wurde ich hier geboren.«
»Das hast du mir nie erzählt … ich habe es nie gespürt …«
»Ich lasse es möglichst niemanden merken.« Sie drehte sich zu ihm herum. »Jeslek soll es keinesfalls erfahren.«
»Vielleicht ist es wirklich besser, wenn du nach Hydolar gehst.«
»Für Myral und für dich ist es nicht besser.«
»Ich komme schon zurecht und ich kann ja auch nach Myral sehen.«
»Das wäre schön.«
»Ich verspreche es dir. Ich bin zwar kein Heiler, aber ich schicke dir sofort einen Boten, wenn du hier gebraucht wirst.«
»Wenn es ihm wirklich schlecht geht und wenn Uulracs Erkrankung nicht zu schwer ist …«
Cerryl nickte. Er wusste nicht, was er hoffen sollte.
»Und wie geht es nun den beiden Liebenden, die doch keine richtigen Liebenden sind?«, dröhnte Layels Stimme aus der Eingangshalle herüber.
»Wir haben uns nur unterhalten, Vater.« Leyladins Stimme klang fröhlich, aber auch etwas gezwungen, wie Cerryl hören konnte.
»Seid ihr zwei bereit zum Essen? Ich habe einen anstrengenden Tag an der Börse hinter mir und bin am Verhungern.«
»Wenn du Meridis Bescheid geben könntest, Vater? Wir kommen gleich.«
»Das kann ich tun, meine Tochter, das kann ich tun.« Mit einem Kichern verließ Layel den Vorraum.
»Du musst vorsichtig sein, Cerryl. Vorsichtiger denn je.«
»Ich weiß.«
Leyladin stand auf. »Vater wird uns noch einmal rufen, wenn wir nicht gleich kommen.« Sie lächelte. »Das Essen ist ihm fast so wichtig wie der Handel.«
»Fast?« Cerryl hob die Augenbrauen und bot Leyladin seinen Arm.
»Manchmal ist es ihm sogar noch wichtiger.«
Sie gingen ins Esszimmer, wo Layel schon wartend hinter dem Stuhl am Kopfende des Tisches stand.
»Gut! Dann können wir essen.«
Sie setzten sich, Cerryl höflich einen kleinen Augenblick nach Leyladin.
Kaum dass die drei Platz genommen hatten, tauchte Meridis mit einer großen, hohen Porzellanterrine auf, die sie vor Layel absetzte.
»Meridis? Was haben wir denn da?«
»Einen Geflügeltopf, Ser.«
»Einen Geflügeltopf?« Layel sah Meridis neugierig an.
»Ich bitte um Verzeihung, Meister Layel, aber das Rindfleisch ist zäh und sehnig. Das Geflügel eigentlich auch, aber als Eintopf und mit Wein und Gewürzen und Käse … doch selbst die großen Pilze können nicht …«
Layel hob die Hände. »Du hast getan, was du konntest, und dafür bin ich dankbar.«
Meridis ging in die Küche und kam mit einem zweiten Teller zurück, den sie vor Layel absetzte. »Quilla, wie Ihr es gewünscht habt.«
»Schon besser.« Der Kommissionär lächelte breit.
Meridis, die inzwischen hinter Layel stand, verdrehte die Augen und stellte den Brotteller vor Leyladin
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