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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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anderen Ende des schmalen Flurs auf. »Herrin Leyladin, Euer Vater erwartet Euch und Euren Freund in der Bibliothek.«
    »Wir kommen sofort, Soaris.«
    »Sehr wohl, meine Herrin.« Soaris verneigte sich und verschwand.
    Cerryl wandte sich an sie. »Herrin Leyladin?«
    Die blonde Magierin errötete. »Es gibt Menschen, die Vater … die ihn sehr achten. Da Mutter gestorben ist, als ich noch klein war, und meine Schwestern nicht mehr hier leben, bin ich gewissermaßen die Hausherrin, weil mein Vater nicht wieder geheiratet hat.«
    Cerryl schüttelte bedächtig den Kopf. »Ich habe ja gewusst, dass du nicht gerade arm bist …«
    »Oh?« Leyladin zog die Augenbrauen hoch. »Hast du ins Spähglas geschaut? Ich möchte wetten, dass du Sterol nichts davon erzählt hast.«
    »O doch, ich habe es ihm gesagt«, gestand Cerryl. »Nur habe ich ihm nicht verraten, wen ich mir angeschaut hatte. Du hattest es übrigens gespürt, wie du mir vor einiger Zeit gesagt hast. Deine Kräfte waren aber so stark, dass ich aufhören musste. Ich habe es danach nie wieder versucht.«
    »Und was wolltest du davor sagen?«, erinnerte sie ihn.
    »Oh …« Er zuckte mit den Achseln. »Ich habe Seidentücher und Wandbehänge gesehen. Ich dachte, du wärst die Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns, aber keine so hochgestellte Dame.« Er grinste. »Eine Herrin, eine Magierin und Heilerin. Gesellschaftlich weit über einem armen jungen Magier wie mir stehend.«
    »Ach, nun hör schon auf.« Die Heilerin verzog das Gesicht. »Du hast jetzt schon mehr Macht, als ich sie habe oder je haben werde. Lass uns zu Vater gehen.«
    Cerryl folgte ihr durch den Bogengang in den Hauptflur. Der Boden war mit blaugrünen, gewissenhaft polierten Marmorfliesen ausgelegt, in denen sich das Licht der vier bronzenen Wandlampen spiegelte. Die Luft roch nach Trilia und Rosen, dazwischen mischte sich ein weiterer, leichterer Duft. Sogar die Innenwände bestanden bis zur halben Höhe aus geschliffenem Granit, darüber waren sie weiß verputzt.
    Ein Vorhang aus grüner Seide hing vor dem Bogengang, durch den Leyladin Cerryl ins Wohnzimmer führte. Es war mit zwei grünen Polstersofas und zwei dazu passenden Polsterstühlen eingerichtet. Die Möbel standen rings um einen langen, niedrigen Tisch aus poliertem, mit Intarsien verziertem Holz. Die Einlegearbeiten zeigten ein Schiff, das unter vollen Segeln fuhr.
    Cerryl betrachtete den Tisch und die beiden passenden Schränke an der Wand, die links und rechts neben dem einzigen Bild im Raum standen, das in der Mitte der Wand hing. Es zeigte eine lächelnde Frau mit schmalem Gesicht, vollen Lippen und langen, wallenden Locken. Sie trug eine grüne, mit goldenen Fäden durchwirkte Weste über einem locker fallenden weißen Seidenhemd. Die blauen Augen schienen Cerryl zu folgen, als er sich bewegte. Er sah Leyladin fragend an. »Deine Mutter?«
    Sie nickte. »Das war ihre Lieblingskleidung und so habe ich sie in Erinnerung.«
    Am anderen Ende des Arbeitszimmers gab es einen Ofen mit einem Schirm aus Messing. Links neben dem Ofen sah Cerryl einen Durchgang, durch den Leyladin ihn führte. Dahinter ging es auf der rechten Seite in die Bibliothek ihres Vaters. Es handelte sich dabei um einen höchstens zehn Ellen breiten Raum. Drei Wände waren mit dunkler, rötlich schimmernder Eiche vertäfelt, die vierte war mit Regalbrettern bedeckt, doch nur ein Drittel davon enthielt Bücher. Der übrige Platz wurde von Schmuckgegenständen eingenommen – Vasen aus Malachit, ein geschwungener Silberkrug, eine schmale, alte Klinge.
    Ein schwer gebauter Mann erhob sich in der Ecke von einem Tisch, der dicht am Kamin schräg aufgestellt war, damit die Wärme der Kohlen den dort Sitzenden erreichen konnte. Oben war sein Kopf kahl und glänzte, links und rechts fielen die verbliebenen blonden Haare über die Ohren. Ein Lächeln breitete sich in dem glatt rasierten Gesicht aus und spiegelte sich in den grünen Augen, die heller waren als die der Tochter.
    »Vater, dies ist Cerryl. Cerryl, dies ist mein Vater Layel.«
    »So … dann seid Ihr also einer dieser jungen Magier?« Layel kam um den dunklen Tisch herum und nickte höflich.
    »Ein sehr junger Magier unter vielen anderen.« Auch Cerryl neigte den Kopf zum Gruß.
    »Er ist wirklich bescheiden, Tochter! Nach allem, was ich gesehen habe, viel zu bescheiden für einen aus den Hallen.«
    »Bei ihm ist es ehrlich gemeint.«
    »Wir sollten bald essen. Meridis liegt mir schon seit Tagen in den Ohren, dass

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