Die Farben des Chaos
ehe du es dich versiehst, stehen sie auf dem Markt.«
»Zahlen denn nicht alle Leute die Gebühren?«, fragte Cerryl.
»Nein. Nicht einmal alle Magier in den Hallen zusammen könnten jedes einzelne Wiesel aufspüren, das in die Stadt schleicht. Dies zu überwachen ist ja eigentlich auch nicht die Aufgabe der Stadtwache. Sie soll für Ruhe und Ordnung sorgen, die Handelsgesetze gehen sie nichts an. Dem Licht sei Dank, man braucht keine Bewaffneten, damit der Handel blüht und die Leute ihre Gebühren zahlen, jedenfalls nicht in der Stadt. Seht Ihr … in Fairhaven gibt es eine Menge Goldstücke zu verdienen, und hier sind auch die besten Straßen, auf denen die größten Wagen fahren können.« Layel zuckte mit den Achseln. »Also müssen die Händler hierher kommen, wenn sie etwas verdienen wollen. Die kleineren Händler fahren mit ihren Wagen zwar über die Nebenstraßen, aber dabei können sie nicht viel transportieren, und die Händlergilde sorgt schon dafür, dass die Wegemaße eingehalten werden.«
»Die Wegemaße?«, fragte Leyladin.
Cerryl hatte das Gefühl, dass sie nur seinetwegen gefragt hatte, aber er war ihr dankbar. Er hatte noch nie etwas von Wegemaßen gehört.
»Ja, meine Tochter. Wenn eine Straße mehr als vier Ellen breit ist, zählt sie als Hauptstraße. Der Herrscher muss den Straßenzoll eintreiben und nur Wagen mit Plaketten dürfen darauf fahren. Deshalb nehmen die kleinen Händler auch die schmaleren, verschlammten Straßen, die gewunden sind und wo man nur langsam vorankommt. Ein Händler mit schnellen Pferden und einem guten Wagen ist meist auch ein wohlhabender Händler. Auf den Hauptstraßen kommt man schnell voran.«
Cerryl nickte. Wieder etwas, das er noch nicht gewusst hatte.
»Meridis! Was gibt’s als Nachtisch?«
Das Dienstmädchen tauchte auf. »Dann wollt Ihr jetzt den Nachtisch, Ser?«
»Was meinst du, warum ich gerufen habe?« Layels gespielter strenger Gesichtsausdruck löste sich auf und der Mann kicherte.
»Vater … du musst nicht so streng tun, nur weil wir Gäste haben.«
»Wie es aussieht, gelte ich nicht einmal in meinem eigenen Reich und besonders, wenn es um den Nachtisch geht, als Herr im Hause.« Der Kaufmann wandte sich an Cerryl. »Ihr werdet schon sehen … dagegen ist auch ein Magier nicht gefeit …«
»Vater …«
»Er muss doch Bescheid wissen.« Layel wandte sich an Meridis. »Nun, was gibt es zum Nachtisch?«
»Ich habe einen Nusskuchen gebacken.«
»Wundervoll! Anscheinend bekomme ich meine Lieblingsspeisen nur vorgesetzt, wenn wir Besuch haben.«
»Das stimmt doch gar nicht«, protestierte Leyladin. »Du sagst der armen Meridis doch immer, sie solle sich keine Mühe machen, weil du bald aussehen würdest wie ein Mastschwein, wenn sie nur nach deinem Geschmack kochen würde.«
»Seht Ihr?«, meinte Layel. »Die haben auf alles eine Antwort.«
Cerryl nickte. Doch er fühlte sich dem munteren Geplänkel nicht recht gewachsen.
»Dann lasst uns zugreifen.«
Die geleerten Teller wurden nach nebenan gebracht, wo, wie Cerryl vermutete, die Küche liegen musste. Kurz darauf kehrte Meridis mit drei kleineren Porzellantellern zurück, auf denen Kuchenstücke mit goldbrauner Kruste lagen.
»Versucht es nur«, drängte der Kaufmann.
»Er ist wirklich gut«, fügte Leyladin hinzu. »Schwer, aber köstlich.«
Das ganze Essen kam Cerryl ziemlich schwer vor, aber er nahm einen kleinen Bissen und gleich noch einen größeren vom Nachtisch, und ehe er sich’s versah, war der Teller leer.
»Siehst du? Dein Magier-Freund ist meiner Meinung.«
»Das war … ich habe noch nie etwas Süßes gegessen, das so gut geschmeckt hat«, gestand Cerryl. »Und ich habe noch nie eine so gute Mahlzeit genossen.«
Layel und Leyladin wechselten einen Blick, dann sagte Leyladin: »Es freut mich, dass es dir geschmeckt hat. Es ist allgemein bekannt, dass das Essen in Eurem Speisesaal nicht sehr gut ist. Die meisten Magier essen dort nur, wenn es sich wirklich nicht vermeiden lässt.«
»Das ist mir auch schon aufgefallen«, erwiderte Cerryl trocken. »So langsam verstehe ich, warum das so ist.« Er gähnte, weil der volle Magen ihn müde machte oder vielleicht auch wegen der Wärme im Esszimmer oder weil er einen langen Tag hinter sich hatte. »Entschuldigung. Es war ein langer Tag.«
»Ihr müsst wieder am Tor sein, wenn es morgen früh für die Händler geöffnet wird?«, fragte Layel.
»Ja. Die Wagen werden sonst aufgehalten, bis ein Magier kommt. Ich möchte
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