Die Farben des Chaos
stärker interessiert bin als du an einer gewissen blonden Heilerin.«
Cerryl lachte. »Zwischen zwei Weißen dürfte es einfacher sein.«
»Ist das immer noch ein Problem?«
»Soweit ich weiß, wird es auch immer ein Problem bleiben, wenn man nicht vorsichtig ist. Leyladin ist sehr vorsichtig und ich kann ihr keinen Vorwurf machen.«
»Cerryl der Vorsichtige.«
Cerryl zuckte mit den Achseln.
Faltar aß seinen Eintopf auf und schob sich noch etwas Brot in den Mund, das er mit einem Schluck Bier herunterspülte. »Du hast doch nichts dagegen, wenn ich jetzt gehe …«
»Geh nur. Auf mich wartet niemand, und ich habe keine Lust, dies hier so schnell herunterzuschlingen.«
Mit einem Nicken stand Faltar auf und eilte hinaus.
Cerryl sah sich im fast leeren Speisesaal um. Er mochte Faltar, aber Faltar war so von Anya eingenommen, dass er vorsichtig sein musste, was er ihm erzählte. Cerryl aß noch einen Bissen Brot und überlegte, wie es wohl Leyladin ging. Hoffentlich konnte sie den kleinen Uulrac rasch heilen und bald zurückkehren. Irgendwie hatte er aber den Eindruck, dass es weder leicht noch schnell gehen würde. So war es niemals, wenn die Interessen der Gilde im Spiel waren.
Schließlich stand er auf und ging durch den Flur zur vorderen Halle der Magier und in den Innenhof hinaus.
Im Hof mit dem Springbrunnen blieb er kurz stehen. Im Schutz der Dunkelheit und von der Gischt halb verdeckt standen dort zwei Gestalten. Ihre Verstohlenheit machte ihn neugierig und er schickte seine Wahrnehmung aus, so vorsichtig und ungezielt wie möglich. Gleichzeitig gebrauchte er seine Fähigkeiten, um seine Chaos- und Ordnungs-Energien zu verdecken, damit er unbemerkt blieb, solange sich nicht ein Magier direkt auf ihn konzentrierte.
»Du schläfst mit jedem, der dir für den Augenblick Macht verspricht«, sagte die größere Gestalt.
»Und du redest jedem nach dem Mund, der dir einen Gefallen erweist, Fydel. Nun sage mir, wo der Unterschied liegt. Du schläfst gern mit mir, aber du schläfst sicher nicht oft allein«, erwiderte Anya.
»Das ist etwas anderes. Du lässt Jeslek glauben, er sei der einzige mächtige Chaos-Magier seit der Zeit von Cyador, und jetzt fühlt er sich wegen jeder Kleinigkeit, die in Spidlar passiert, persönlich angegriffen. Er hätte mich wegen dieses Schwarzen Spielzeugs beinahe umgebracht.«
»Immerhin hast du es ihm eine ganze Jahreszeit lang verschwiegen und ihm auch die Briefe des Schmieds an die Händlerin vorenthalten. Das war nicht klug von dir, Fydel. Mach mir oder Jeslek keine Vorwürfe wegen deiner eigenen Dummheit.«
»Willst du etwa, dass Jeslek über ganz Candar das Chaos lodern lässt?«
»Das hat er sowieso schon getan. Er hat die Absicht, den ganzen Osten Candars unter Fairhavens Vorherrschaft zu bringen. Und man kann ihm keinen Vorwurf machen, wenn man sieht, wie die Gilde behandelt wird. Willst du etwa, dass dein Gehalt gekürzt wird?« Anya trat einen Schritt näher an Fydel heran. »Ich weiß, dies sind schwere Zeiten.« Sie legte ihm eine Hand auf die Wange. »Ich mag es nicht, wenn man Besitzansprüche auf mich erhebt, Fydel, aber ich werde es wieder gutmachen. Nicht heute Nacht, aber später.«
Cerryl entfernte sich leise, bevor die beiden bemerkten, dass er sie mit seinen Chaos- und Ordnungs-Sinnen belauscht hatte.
Seine Gedanken rasten, als er in sein leeres Zimmer zurückkehrte. Was hatte er nur alles übersehen, als er sich bemüht hatte, ein guter Magier der Stadtwache zu werden? Was ging zwischen der Gilde und Spidlar wirklich vor? Schwarzes Eisen, das so stark aufgeladen war, dass es die Atmosphäre im Raum des Erzmagiers veränderte? Hergestellt von einem Schwarzen Schmied, der Briefe schrieb, die Fydel dem Erzmagier vorenthalten hatte? Kein Wunder, dass Jeslek den Namen des Schmieds erwähnt hatte. Dorrin hieß er, nicht wahr? Jeslek hatte herausfinden wollen, ob Cerryl mit Fydel unter einer Decke steckte.
Cerryl schluckte.
Ganz zu schweigen davon, dass der Schwarze Schmied mit einer Händlerin in Verbindung stand. Gab es überhaupt Händlerinnen? Und hatten die Händler ihre Finger wirklich bei allem und jedem im Spiel? Schwarze, die sich in Spidlar niederließen? Certische Streitkräfte, die nach Spidlar einfielen? Und er hatte nichts davon mitbekommen?
Er schüttelte den Kopf. Was konnte er schon tun? Was sollte er tun? Was konnte ein junger Magier der Stadtwache schon ausrichten?
Er wünschte, Leyladin wäre wieder da. Er brauchte jemanden zum
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