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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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knapp und schob sich an ihm vorbei, um sich in Richtung der mittleren Halle zu entfernen. Ein Hauch von Sandelholz und Trilia blieb zurück.
    Cerryl schürzte die Lippen und betrat die hintere Halle, um zu seinem Zimmer hinaufzugehen. Er hatte kaum den Raum betreten und sich auf die Bettkante gesetzt, als es klopfte.
    »Ja?«
    »Ich bin’s, Lyasa. Darf ich eintreten?«
    »Komm nur herein.« Cerryl stand auf, um die schwarzhaarige Magierin zu begrüßen.
    »Wie ich sehen konnte, hatte Anya etwas mit dir zu besprechen.«
    »Wie ich sehen kann, passt du gut auf mich auf«, erwiderte Cerryl grinsend. Mit einer Geste lud er sie ein, sich zu setzen.
    »Ich dachte dabei gar nicht so sehr an dich, sondern eher an meine Freundin Leyladin. Was wollte Anya dieses Mal von dir?«
    »Sie wollte mich warnen, ohne allzu deutlich zu werden.«
    »Worum ging es denn?«
    »Sie meint wohl, Jeslek wird mich bitten, ihn zu begleiten, wenn er Spidlar besetzt. Sie schien anzudeuten, dass ich dieses und jenes in Trümmer legen muss und dass es für meine Karriere und meine Gesundheit von Nachteil sein könnte, wenn ich mich weigere.«
    »Ich kann mir andererseits nicht vorstellen, dass es sehr gesund ist, gegen Spidlar und Gallos in den Krieg zu ziehen.«
    »Vielleicht fragen sie auch dich«, überlegte Cerryl. »Anya hat erwähnt, dass nur wenige Magier Kampferfahrung haben, und du warst ja bei uns in Gallos. Du hast starke Chaos-Kräfte.«
    »Nicht so starke wie du oder Anya.« Sie starrte einen Augenblick finster ins Leere und die dunkelbraunen Augen umwölkten sich. Dann lächelte sie. »Aber dort könnte ich dich wenigstens genau im Auge behalten.«
    »Das könntest du, ja.«
    »Außerdem wird es sowieso noch eine Weile dauern. Wenn sie nicht gleich damit anfangen, Wagen und Pferde zusammenzuziehen, werden sie frühestens im Spätherbst oder im Winter bereit sein. Jeslek wäre ein Narr, wenn er vor dem Frühling einen Feldzug beginnen würde, und er ist kein Narr.«
    »Ein Narr ist er nicht, aber er tut nicht immer, was andere erwarten.«
    »Hast du schon etwas von Leyladin gehört?«
    Cerryl schüttelte den Kopf.
    »Du könntest doch mit dem Spähglas nach ihr sehen.«
    »Ich weiß nicht … dabei käme ich mir ein wenig vor wie ein Spanner.«
    Lyasa grinste. »Das spricht für dich. Aber sie hätte, glaube ich, nichts dagegen, wenn du im Lauf des Tages oder am Nachmittag mal kurz nach ihr siehst. Es würde ihr zeigen, dass sie dir wichtig ist.« Die schwarzhaarige Frau stand auf. »Ich muss gleich zu Kinowin. Es geht um irgendwelche Aquädukte.«
    »Immer noch besser als die Abwasserkanäle.«
    »Das will ich doch hoffen.«
    Nachdem Lyasa gegangen war, stand Cerryl auf und starrte das Glas auf seinem Schreibtisch an. Wo sollte er beginnen? Was suchte er überhaupt? Denn nichts ist, wie es sein sollte, und du brauchst etwas Übung, weil du die Arbeit mit dem Spähglas vernachlässigt hast.
    Schließlich setzte er sich und betrachtete weiter das Glas.
    Konnte er wirklich Leyladin sehen, wie Lyasa es vorgeschlagen hatte?
    Er konzentrierte sich darauf, eine Ansammlung der Ordnung zu finden, die schwere, schwarze Ordnung, die er mit ihr in Verbindung brachte. Neben verschiedenen kleineren Ursprüngen spürte er vor allem zwei Quellen. Er entschied sich für die stärkere und konzentrierte sich weiter auf die Ordnung, auf massive, schwarze Ordnung.
    Die silbernen Schleier im Glas teilten sich vor ihm – es ging leichter, als er es in Erinnerung hatte – und zeigten ihm einen rothaarigen Mann, der mit einem Hammer an einem Amboss arbeitete. Die Ordnung schien förmlich aus dem Glas zu quellen.
    War das der Schmied, den Jeslek erwähnt hatte? War es der Mann, über den Anya mit Fydel gesprochen hatte? Der Schmied, der mit einer Händlerin befreundet war? Cerryl hielt es für ausgeschlossen, dass es eine zweite so starke Quelle der Ordnung geben konnte. Der rothaarige Schmied schien höchstens im gleichen Alter zu sein wie Cerryl selbst.
    Womöglich barg der Mann in sich ebenso viel Ordnung, wie Jeslek an Chaos in sich hatte.
    Cerryl beobachtete eine Weile den gleichmäßigen Rhythmus der Hammerschläge, dann ließ er das Bild wieder los, als er viel zu spät bemerkte, dass ihm der Schweiß über das Gesicht lief.
    Nach einer Weile versuchte er es noch einmal und fing tatsächlich das Bild der rötlich blonden Heilerin auf, die mit einem braunhaarigen Knaben an einem Tisch saß. Der Junge war zu schmächtig für sein Alter, die Augen lagen

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