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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Reden. Jemanden, der einen klaren Kopf behielt und dem er vertrauen konnte.

 
XLVII
     
    C erryl blickte die Hauptstraße vor der Halle der Magier hinunter. Die Gebäude zeichneten sich im Licht der Spätnachmittagssonne scharf ab. Dann wanderte sein Blick über den Weißen Turm hinauf zum obersten Stockwerk, wo die Gemächer des Erzmagiers lagen. Wirbelte dort um den Turm mehr Chaos als gewöhnlich oder wurde er einfach nur empfänglicher für diese Ausstrahlungen?
    Er überquerte vor einem langsamen, grün gestrichenen Wagen, vor den zwei graue Pferde gespannt waren, die Hauptstraße und ging an der Südseite des Platzes weiter.
    Wieder ein Tag als Magier der Stadtwache, wieder ein Tag, an dem er sich mit kleinen Dieben hatte herumschlagen müssen, die ein Brot oder ein Fass Mehl entwendet hatten. Die Stadtwache hatte die Diebe bisher nicht aufspüren können. Niemand hatte etwas gesehen, und als Fystl und Cerryl bei dem Geschäft angelangt waren, waren alle, die etwas gesehen haben konnten, längst verschwunden. Dies beunruhigte Cerryl ebenso wie die leichte, aber spürbare Zunahme der Verstöße.
    Er tupfte sich die feuchte Stirn ab, als er das kühle Gemäuer der Vorhalle betrat. Links führte die im Augenblick verlassene Treppe zum Weißen Turm hinauf. Er durchquerte die Vorhalle und erreichte den Hof mit dem Springbrunnen. Dankbar für den kühlen Dunst, der sich rings um die Fontäne ausbreitete, eilte er durch die mittlere Halle. Zwei Magier-Anwärter, die er nicht kannte, begegneten ihm. Schließlich erreichte er den hinteren Hof.
    »Cerryl?« Anya stand im Schatten des Eingangs der hinteren Halle.
    »Anya … seid gegrüßt.«
    »Wie war Euer Tag, Cerryl? Seid Ihr immer noch so gern Magier der Stadtwache wie noch vor einem Jahr?«
    »Ja, das bin ich.« Cerryl überlegte einen Augenblick. »Wisst Ihr, ich habe Euch noch gar nicht gefragt, was Ihr tut. Ich meine, Faltar bewacht die Tore, ich bin Magier der Stadtwache, Esaak lehrt Mathematik.« Er zuckte mit den Achseln. »Ihr scheint sehr begabt und sehr geheimnisvoll.«
    »Ich bin nur geheimnisvoll, weil ich eine Frau bin und weil niemand eine Frau fragt, was sie tut. Im Augenblick bin ich die Assistentin des Erzmagiers. Früher habe ich die Offiziere der Lanzenreiter im Messerkampf unterwiesen und davor war ich stellvertretende Magierin für die Wasserleitungen.« Sie lächelte strahlend.
    »Ich muss zugeben, dass Euer Lebenslauf beeindruckender ist als der meine.« Cerryls Blick wanderte unwillkürlich zur abgewetzten Messerscheide an Anyas Gürtel. »Wie kann ich Euch zu Diensten sein?«
    »Ihr solltet diese Redewendung lieber nicht gebrauchen, Cerryl.« Anya lächelte verschlagen. »Wie auch immer, ich würde gern einen Augenblick mit Euch reden.«
    Cerryl schaffte es, nicht zu erröten. »Ihr habt immer sehr außergewöhnliche Ansichten.«
    »Ich bin froh, dass Ihr so denkt.«
    »Ja, so denke ich.«
    »Gut.« Wieder ein Lächeln, dem Cerryl zutiefst misstraute. »Ihr habt sicher schon gehört, wie schwierig die Lage in Spidlar und Gallos wird.«
    »Ich habe es gehört, aber auch hier in Fairhaven stehen die Dinge nicht so gut, wie sie stehen sollten. Was wohl auch für Hydlen gilt.«
    »Habt Ihr Schwierigkeiten in Eurem Bezirk?«, fragte Anya.
    »Weniger Schwierigkeiten als die meisten anderen.« Aber ich verwende mehr Zeit darauf, dass es auch so bleibt.
    »Das überrascht mich nicht, Cerryl. Auch dem Erzmagier ist es bekannt.« Sie hielt inne. »Euch ist ja sicher klar, dass Myral hinfällig ist; und auch Kinowin ist nicht mehr der Jüngste.«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Fairhaven hat seit Generationen nicht mehr seine Lanzenreiter ins Feld geschickt, und die wenigen noch lebenden Kämpfer, die selbst an einer Schlacht teilgenommen haben, sind alt.«
    Cerryl nickte. Die Wendung, die das Gespräch jetzt nahm, behagte ihm überhaupt nicht. »Eliasar hat sehr viel Erfahrung.«
    »Eliasar wird alles aufbieten, was ihm zur Verfügung steht. Es steht den anderen, die vielleicht nur über begrenzte Erfahrungen verfügen, jedoch nicht gut zu Gesicht, wenn sie sich weigern, diese Erfahrungen dort einzusetzen, wo es nötig ist.«
    »Das kann ich verstehen.«
    »Gut. Ich hoffe, dass Ihr in den nächsten Achttagen noch viel über die Arbeit eines Magiers der Stadtwache lernen werdet. Ich habe Euch doch nicht aufgehalten?«
    »Äh … nein. Nein, überhaupt nicht.«
    »Guten Tag, Cerryl.« Anya lächelte ihn noch einmal ebenso falsch wie strahlend an, nickte

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