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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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kämpfte gegen die Benommenheit und Erschöpfung an, als der Wagen die Hauptstraße hinunter rumpelte und sich der Halle der Magier näherte. Es dunkelte bereits, der Himmel war purpurn verfärbt.
    »Wenn Ihr irgendwo dort am Platz anhalten könntet …« Cerryl richtete sich auf dem harten Kutschbock mühsam auf.
    »Das kann ich tun, Ser Magier, das kann ich tun.«
    Als der Wagen stand, rutschte Cerryl vom Sitz herunter und wandte sich noch einmal an Narst. »Vielen Dank.« Er drückte dem Händler seine letzten Silberstücke in die Hand. »Ich wünschte, es wäre mehr. Ich kann Euch gar nicht sagen, wie dankbar ich Euch bin.«
    »Ihr müsst mich aber nicht bezahlen …«
    »Ich hätte kein gutes Gefühl, wenn ich es nicht täte«, gab Cerryl zurück. »Magier sind nicht reich. Wäre ich reich, dann hätte ich Euch mehr gegeben. Viel Erfolg bei Euren Geschäften.« Er lächelte, obwohl schon wieder Sterne vor seinen Augen tanzten. »Viel Erfolg.«
    Er hörte, wie die Wächter sich unterhielten, als er sich den Hallen näherte.
    »… wirklich erstaunlich … ein Magier, der bezahlt …«
    »… beinahe wie ein ganz gewöhnlicher Mensch … hoffe beim Licht, dass er so bleibt.«
    Das Lob fand Cerryl beinahe so beunruhigend wie einen Fluch.
    Auf dem Weg durch die Vorhalle und über den Hof mit dem Springbrunnen musste er bei jedem Schritt Acht geben, weil er fürchtete, vor Müdigkeit zu stolpern. Die kalte Gischt vom Springbrunnen jagte ihm einen Schauer über den Rücken.
    Die beiden Anwärter, denen er begegnete, wichen ihm aus. Myredin nickte, sagte aber kein Wort. Cerryl war zu müde, um sich darüber Gedanken zu machen. Er schlurfte über den hinteren Hof zu seinem Zimmer.
    Lyasa kam ihm entgegengeeilt, als Cerryl die Treppe zu seinem Zimmer hinaufhumpelte, wo es Wasser und ein warmes Bad gab. Beides brauchte er sogar noch dringender als Nahrung.
    »Bei den Dämonen der Dunkelheit … was … was ist mit dir? Du bist krank …«
    »Es wird schon langsam wieder.« Das war richtig. Er fühlte sich erheblich besser als am Vortag oder am Tag vor diesem. »Vor zwei Tagen war ich nicht einmal sicher, ob ich überleben würde.«
    »Was ist denn passiert?« Lyasa folgte Cerryl einen Augenblick, dann fasste sie seinen Arm.
    »Nicht genug Schlaf, schlechtes Essen, Durchfall, Pferd verloren, viel zu Fuß gegangen … es ist ein weiter Weg von Hydolar.« Er öffnete seine Zimmertür. Sein Raum schien unverändert. »Ich brauche ein Bad.«
    »Du brauchst etwas zu essen und Wein.« Lyasa betrachtete ihn aufmerksam. »Du fällst ja gleich um.«
    »Bestimmt nicht.« Er ließ sich auf den Stuhl am Schreibtisch sinken. »Ich muss mich auch bei Jeslek melden.«
    »Jetzt gleich?«
    »Ich muss.«
    »Du bist so stur«, sagte Lyasa seufzend. »Ich besorge dir etwas zu essen, während du badest.«
    »Danke.«
    Mit einem letzten Seufzen zog Lyasa sich zurück.
    Cerryl badete rasch, rasierte sich und zog frische weiße Sachen an. Er fragte sich, ob die verschmutzten Sachen, in denen er sich quer durch Candar geschleppt hatte, besonders die Jacke, jemals wieder sauber würden. Er zog sich gerade seine Stiefel an, die schon bessere Zeiten gesehen hatten, als Lyasa mit einem Tablett zurückkehrte.
    »Iss langsam«, empfahl sie ihm, als sie das Tablett vor ihm auf dem Schreibtisch abstellte. »Wein konnte ich nicht bekommen. Wenn Leyladin dich so sehen könnte …«
    Cerryl aß zuerst kleine Bissen vom Brot, dazu mehrere Scheiben Käse. Bald ließ das Flimmern vor den Augen nach und auch das Schwindelgefühl klang etwas ab. Abrupt hörte er zu essen auf. »Ich bin satt.«
    »Viel hast du ja nicht gegessen. Was hast du überhaupt in der letzten Zeit bekommen?«
    »Nicht sehr viel.« Cerryl trank einen großen Schluck Rotbeerensaft, der in seinem derzeitigen Zustand für ihn wahrscheinlich sowieso zuträglicher war als Bier oder Wein. »Ich muss zu Jeslek.«
    »Kann das nicht warten?«
    »Der Erzmagier hat mir befohlen, mich sofort nach meiner Rückkehr bei ihm zu melden.«
    Lyasa seufzte verzweifelt. »Ihr Magier …«
    »Du bist doch eine von uns.«
    »Erinnere mich nicht daran.«
    »Entschuldige.«
    »Es ist nicht deine Schuld. Dann geh nur zu Jeslek, aber komm so schnell wie möglich zurück und leg dich ins Bett. Und iss noch etwas, wenn du kannst.«
    »Ja, Tante Lyasa.« Cerryl grinste.
    Lyasa verzog das Gesicht.
    Cerryl kämpfte sich auf die Beine und schlurfte zur Tür und den Flur hinunter. Die Treppe hinunterzusteigen war gar nicht

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