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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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meinem Wagen einen Sitzplatz bekommen. Nichts Besonderes, aber immer noch besser als auf Schusters Rappen.« Der Kutscher schüttelte den Kopf. »Dass ich mal einen Magier zu Fuß erlebe.«
    Die beiden berittenen Wächter lächelten leicht.
    »Tja, dann klettert nur herauf. Mein Name ist Narst.«
    »Cerryl.« Cerryl stieg auf den harten Kutschbock. Es war ein wundervolles Gefühl.
    Der Kutscher ließ die Zügel knallen und der Wagen fuhr wieder an und rollte über die Straße. »Ich dachte, Ihr Magier seid immer in großen Gruppen unterwegs, da Ihr ja nicht überall sehr beliebt seid.«
    »Die Älteren, die stärker gefährdet sind, reisen tatsächlich lieber in größeren Gruppen. Es kommt aber auch vor, dass ein Magier allein losgeschickt wird«, meinte Cerryl achselzuckend. »Ich bin seit etwas mehr als zwei Jahren ein vollwertiger Magier. Wir jungen Magier erledigen kleinere Aufgaben, überbringen besondere Botschaften, bewachen die Stadttore …«
    »Und Ihr?«
    »Ich habe eine Botschaft überbracht. Ich wollte eine Abkürzung nehmen, aber es war wohl keine gute Idee.«
    Der Kutscher lächelte. »Ihr jungen Burschen … auch die Magier sind wohl nicht anders als alle anderen. Nein, es gibt keine Abkürzungen im Leben. Jedenfalls keine, die sich auf lange Sicht auszahlen.«
    »Das wird mir auch langsam klar.« Cerryl schnaufte.
    »Im Krug hinter dem Sitz ist Wasser. Ihr seht aus, als hättet Ihr Durst.«
    »Vielen Dank.«
    Nachdem er dankbar ein paar Schlucke getrunken hatte, fragte Cerryl: »Ich will nicht aufdringlich sein, aber mit welchen Waren handelt Ihr?«
    »Nichts Besonderes, Ser Magier. Rollen mit Brokat aus Sarronnyn, grüner und blauer Stoff mit Silber- und Goldfäden. Was Muneat nicht nimmt, kann ich immer noch in Lydiar verkaufen.«
    »Dann kommt Ihr aus Fenard?«
    »So ist es.« Narst schüttelte den Kopf. »Die wollen immer Brokat für den Preis haben, den man sonst für grobe Wolle bezahlen muss. Abgesehen von Willum, aber der ist nicht mehr in Spidlar, der ist jetzt kalt wie Stein. Räuber haben ihn erwischt. Also muss ich weiter nach Osten fahren und mehr aufladen, als mir lieb ist.«
    »Es heißt, dass in letzter Zeit in Spidlar mehr Räuber als früher unterwegs sind.«
    Narst runzelte die Stirn und sagte tonlos: »Manche gehen sogar so weit zu sagen, dass sie unter den grauen Sachen grüne Uniformen tragen.«
    Jetzt war es an Cerryl, die Stirn zu runzeln. »Davon habe ich noch nichts gehört. Hat der Vicomte denn Streit mit Spidlar?«
    »Wer mag das wissen, Ser Magier, außer dem Vicomte selbst? Kennt Ihr ihn persönlich?«
    »Nein. Ich bin ihm vor Jahren, als ich noch Anwärter war, einmal begegnet. Ich saß ganz am Ende des Tischs.« Cerryl zwang sich zu einem Lachen. »Es war ein sehr langer Tisch. Ich konnte ihn nicht deutlich sehen und nicht verstehen, was er sagte.«
    Narst überlegte, ehe er – vorsichtig und die Worte genau abwägend – weitersprach. »Ich weiß nicht, ob es wahr ist, aber manche behaupten es eben. Sie sagen, dass er auf die Straßenzölle, die er für die Benutzung der Weißen Straßen in Certis eintreibt, jeweils noch einen Zuschlag erhebt und behauptet, das Geld wäre für die Weißen Brüder, doch sie bekommen es nicht zu sehen.«
    »Auch das ist mir neu, aber ich werde dafür sorgen, dass es die richtigen Leute in Fairhaven erfahren.« Cerryl musste sich nicht bemühen, unwillig die Stirn zu runzeln. Das Gerücht, es würden Gebühren erhoben, die nicht der Gilde zugute kamen, sondern mit denen sich Vicomte Rystryr die Taschen oder die Schatzkammer füllte, konnte die Gilde nun wirklich nicht gebrauchen.
    »Findet Ihr das empörend?«, fragte Narst.
    »Und ob. Es ist wirklich kein Kinderspiel, die Zölle einzutreiben und die Straßen offen und in gutem Zustand zu halten. Viele Leute sagen jetzt schon, dass die Wegezölle ihnen zu hoch sind. Wenn ich nun auch noch höre, dass jemand einen Aufschlag auf die Gebühren verlangt und die Gilde als Vorwand benutzt, um den Händlern und Kunden Geld aus der Tasche zu ziehen und sich zu bereichern …« Cerryl unterbrach sich. Er wollte nicht zu viele Worte machen und er war müde.
    »Entschuldigt. Lasst uns einfach sagen, dass es nicht gut ist.«
    »Das stimmt wohl.« Narst nickte und sagte nichts weiter.
    Auch Cerryl schwieg. Er hoffte nur noch, er würde die restliche Strecke bis Fairhaven unter der Wintersonne, die außer Licht wenig zu schenken hatte, einigermaßen wohlbehalten überstehen.

 
LXVII
     
    C erryl

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