Die Farben des Chaos
Gerüchte, dass Rystryr die Wegezölle erhöht hat und den Aufschlag für sich behält, während er öffentlich erklärt, alles an Fairhaven abführen zu müssen.« Er zuckte mit den Achseln. »Er hat gesagt, was er selbst für die Wahrheit hielt.«
»Ich habe von anderer Seite schon etwas Ähnliches gehört.« Der Erzmagier nickte. »Wir werden das überprüfen. Und jetzt … Ihr seid krank und geschwächt. Macht Euch keine Sorgen wegen Eures Wachdienstes am Tor. Wir haben ein paar neue Magier geweiht. Nehmt Euch einen Achttag Zeit, um Euch auszuruhen und zu erholen. Kommt zu mir, wenn Ihr Euch wieder gut fühlt.«
»Ja, Ser.« Cerryl schaffte es, aufzustehen und die Gemächer des Erzmagiers zu verlassen, ohne zu taumeln.
Es war nicht schwer, die Treppe hinunterzusteigen, aber die letzte Treppe hinauf zu seinem Zimmer war mühsam. Er keuchte und wieder tanzten Sterne vor seinen Augen.
Leyladin wartete schon, als Cerryl sich in sein Zimmer schleppte.
»Oh … Cerryl … leg dich sofort hin.«
Cerryl erhob keine Einwände, sondern streckte sich wortlos auf dem Bett aus.
Leyladin zog ihm kopfschüttelnd die Stiefel aus. Er konnte spüren, wie ihre Ordnungs-Sinne ihn vorsichtig überprüften.
»Es tut gut, endlich zu liegen.«
»Es kommt mir beinahe so vor, als hätte man dich vergiftet.«
»Vielleicht haben sie das wirklich getan«, meinte er heiser. Er erzählte ihr von den Äpfeln aus Fürst Ferobars Obstschale.
»Die Attentäter waren nicht sehr geschickt. Man kann das zwar mit Äpfeln machen, aber es nützt nicht besonders viel, vor allem nicht bei einem Magier. Wenn sie Gebäck genommen hätten, wärst du nicht lebend hier angekommen.« Sie legte ihm die kühle Hand auf die Stirn. »Sag jetzt nichts mehr. Du kannst mir alles später erzählen.«
Er blieb still auf dem Bett liegen und war einfach nur froh, dass sie bei ihm war.
LXVIII
C erryl trank genießerisch einen großen Schluck Bier. Um ein Haar hätte er es nie wieder kosten können. Nun hör schon auf, dich selbst zu bemitleiden. Mit einem schiefen Lächeln sah er zum Eingang des Goldenen Widders. Myredin und Bealtur verließen gerade die Gaststube, aber er verzichtete darauf, sich mit einem Winken bemerkbar zu machen. »Das schmeckt gut.«
»Du solltest nicht so viel trinken«, sagte Leyladin. Sie saß neben Cerryl am runden Tisch.
»Da spricht die Heilerin«, kommentierte Heralt mit funkelnden dunklen Augen.
»Was will man machen …«
Cerryl aß seinen Eintopf auf, tunkte mit einem Stück Brot den letzten Rest auf und war froh, dass der Kopfschmerz und der vom Gift ausgelöste Bauchfluss endlich vergangen waren. Er fühlte sich immer noch schwach, aber er kam rasch wieder zu Kräften.
»Im Turm hört man, dass der Fürst von Hydlen spurlos verschwunden sei«, meinte Heralt. »Weiß jemand, wer das Amt übernehmen wird?«
»Dieses Mal hat sich niemand freiwillig gemeldet«, erklärte Lyasa.
»Was denkst du?« Cerryl wandte sich an Leyladin. »Du hast doch in Hydlen mehr Zeit verbracht als jeder andere hier.«
Die rotblonde Heilerin zuckte mit den Achseln und lächelte unsicher. »Die Leute haben kaum mit mir geredet.«
»Ich möchte aber wetten, dass du genau zugehört hast«, meinte Cerryl grinsend.
»Nun spuck’s schon aus, Leyladin«, verlangte Lyasa.
Sie schob sich eine Strähne ihres pechschwarzen Haars aus der Stirn.
»Niemand will Fürst werden«, erklärte die Heilerin schließlich. »Die Händler beherrschen Hydolar und Renklaar und sind auf unsere Steuern natürlich nicht gut zu sprechen. Der Erzmagier hat verlangt, dass die Wegezölle sofort entrichtet und tausend Goldstücke Entschädigung draufgelegt werden. Der neue Fürst, wer auch immer es wird, muss den Wegezoll eintreiben, wenn er nicht auf ähnliche Weise verschwinden will. Außerdem muss er den Turm, den Anya zerstört hat, wieder aufbauen, und dazu braucht er noch mehr Goldstücke.«
Heralt schürzte die Lippen, trank einen Schluck Bier. »In seiner Haut möchte ich gewiss nicht stecken.«
»Das liegt alles nur daran, dass sie die Ordnung des Chaos nicht verstehen«, sagte Cerryl abwesend.
Leyladins Gesicht umwölkte sich kurz, dann sagte sie eilig: »Ich glaube, die Leute in Hydlen verstehen sowieso nicht viel von dem, was um sie herum vor sich geht. Ausgenommen vielleicht die Händler, aber die wollen immer nur noch mehr Goldstücke einsacken.«
»Das wollen die meisten anderen Leute doch auch«, wandte Heralt ein.
Cerryl sah Heralt an,
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