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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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…«
    »Gut.« Jeslek nickte. »Ihr macht Fortschritte. Ich möchte sehen, was Ihr während des nächsten Achttages sonst noch herausfinden könnt.« Nach kurzem Zögern fragte der Erzmagier: »Wie fühlt Ihr Euch?«
    »Viel besser. Ich werde immer noch schneller müde als früher, aber in ein paar Tagen werde ich hoffentlich …«
    »Ihr habt mindestens noch einen Achttag. Wenn Ihr vorher etwas Wichtiges herausfindet, möchte ich allerdings sofort unterrichtet werden.«
    »Ja, Ser.«
    Jeslek stand auf. »Bis später dann, Cerryl.«
    Verblüfft blieb Cerryl einen Augenblick sitzen, dann stand er auf. »Ja, Ser.«
    In seinem Kopf schien sich alles zu drehen, als er Jesleks Gemächer verließ. Der Erzmagier war nicht, wie früher manchmal, sarkastisch oder grausam, sondern in Gedanken ganz woanders gewesen. Wurden die Zustände in Spidlar schlimmer? Oder ging es um Hydlen?
    Cerryl stieg langsam die Steintreppe des Weißen Turms hinunter und überlegte, was die kurze Begegnung wohl zu bedeuten hatte. Jeslek schien nicht viel an dem zu liegen, was Cerryl zu berichten hatte. Trotzdem hatte er ihn rufen lassen.
    Der erste Glockenschlag fürs Essen hallte durch die vordere Halle. Cerryl lauschte dem Ton ein wenig belustigt, weil nur wenige Bewohner der vorderen Halle oder des Weißen Turms, wenn überhaupt, das Essensangebot des Speisesaals in Anspruch nahmen.
    Im Augenblick war der Speisesaal für ihn jedoch durchaus ansprechend, weil er nicht viel Geld hatte und Leyladin noch nicht aus Lydiar zurückgekehrt war. Seine unregelmäßigen, flüchtigen Blicke mit dem Spähglas hatten sie in Gegenwart eines recht gesunden Jungen gezeigt, bei dem es sich wahrscheinlich um Fürst Estalins Sohn handelte. Cerryl konnte also hoffen, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sie zurückkehren konnte. In der Zwischenzeit wollte er im Speisesaal essen und sein Geld zusammenhalten.
    Heralt stand schon an der Essensausgabe, als Cerryl den Speisesaal betrat. Als er das Lammfleisch mit Soße sah, dachte er lächelnd an Faltars wenig freundliche Worte über diese Kost. Nachdem er seinen Teller gefüllt und ein ordentliches Stück kräftiges Roggenbrot und einen Becher Dünnbier genommen hatte, gesellte Cerryl sich zu Heralt, der inzwischen an einem Ecktisch Platz genommen hatte.
    Cerryl setzte sich rückend und biss vom Brot ab. So hungrig er auch war, er konnte sich nicht recht überwinden, gleich mit dem Lamm zu beginnen. Als Nächstes trank er einen Schluck Bier und dann erst aß er einen Bissen Lamm mit Soße, das ein wenig nach Orangen schmeckte. Orangen? Er dachte lieber nicht weiter darüber nach. Einige Bissen später wandte er sich an Heralt. »Wie geht es beim Wachtdienst am Tor?«
    Heralt starrte Cerryl einen Augenblick verständnislos an, dann sah er sich im schwach besetzten Speisesaal um, ehe er mit verschwörerisch gesenkter Stimme antwortete. »Es wird immer schlimmer. Sie haben eine Händlerin festgenommen. Händler tragen immer sehr ähnliche Kleidung. Sie hatte sich die Haare kurz geschnitten, fast wie ein Mann, und sie trug … du weißt schon. Aber es war eine Frau und die Lanzenreiter brachten sie durch mein Tor herein. Sie hatten sie gefesselt. Es … es kam mir nicht richtig vor.«
    »Woher wusstest du, dass sie eine Händlerin war?«
    »Ich habe nur geraten. Jedenfalls fand ich es beunruhigend.« Heralt zuckte mit den Achseln. »Deshalb habe ich Fydel gefragt, warum sie die Händlerin festgenommen hätten.«
    »Und?« Auch Cerryl war beunruhigt, dass Fydel eine Frau verhaftet hatte, die wie ein Händler gekleidet war … das war etwas, das er nicht aus dem Auge verlieren durfte.
    »Er hat mir gesagt, ich solle Jeslek fragen.«
    »Das ist aber seltsam«, meinte der Magier mit den grauen Augen. »Wenn sie den Wegezoll nicht bezahlt hat, dann war es nicht nötig, sie herzubringen. Wenn sie einen Magier angegriffen hätte, wäre sie längst Asche.« Eine Händlerin? Er schluckte. War es etwa die Frau, die mit dem Schmied in Verbindung stand, den Jeslek, Anya und Fydel so besorgt beobachteten?
    »Du siehst aus, als wusstest du etwas … als hätte man dir einen Stock ins Gesicht geschlagen«, sagte Heralt.
    »Ich bin nicht sicher, aber … wenn also … es hat da eine Händlerin gegeben, wegen der Anya sich Sorgen gemacht hat.«
    Wieder sah Heralt sich im Speisesaal um, starrte die fünf Anwärter an, die auf einmal an der Essensausgabe aufgetaucht waren. »Wenn ich eine Frau wäre, dann möchte ich jedenfalls keine

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