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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Gebäude und den wartenden Pferden zurückkehrten.
    Cerryl nickte. Er hing seinen Gedanken nach und fragte sich, ob er alte Zugang zum Kanalsystem ein Stück abseits der Hauptstraße – dort, wo er von Räubern angegriffen worden war – überhaupt jemals versiegelt gewesen war. Und wenn seine Vermutung zutraf, warum hatte man dann darauf verzichtet, ihn zu versperren?

 
XXIX
     
    C erryl nahm den Brief zur Hand, der auf seinem Bett lag. Er war auf gefaltetes Pergament geschrieben, nicht auf das billige braune Papier, das manche Händler verwendeten. »Für mich?«, murmelte er, als er den Namen auf der Außenseite sah. Als er den Brief umdrehte und das grüne Wachssiegel erkannte, lächelte er. Er brach es auf und las rasch und noch breiter lächelnd die in grüner Tinte geschriebene Nachricht.
     
    … gestern Abend nach Fairhaven zurückgekehrt. Vater und ich möchten dich für heute Abend zum Essen einladen. Myral sagte, du wärst noch nicht für die Abendschicht eingeteilt worden, deshalb hoffen wir, dass du kommen kannst …
     
    Die Nachricht war mit einem schwungvollen grünen ›L‹ unterzeichnet. Cerryl faltete den Brief vorsichtig wieder zusammen und steckte ihn in das Kästchen, in dem er seine Papiere aufbewahrte. Dort lagen auch einige Notizen, die er sich zu verschiedenen Themen gemacht hatte.
    Nachdem er sich gewaschen hatte, verließ er sein Zimmer wieder und ging zum Weißen Turm. Die Flure fand er beinahe verlassen, bis er im Hof am Springbrunnen Kiella traf. »Guten Tag, Kiella.«
    »Guten Tag, Cerryl.« Sie wich seinen Blicken aus und trat rasch zur Seite, um ihn vorbeizulassen, obwohl auf dem sonst völlig leeren Hof genügend Platz war.
    Cerryl nickte Redark zu, als er dem Magier mit dem roten Bart im Vorraum der Haupthalle begegnete. Redark gab den Gruß zurück. Seine hellgrünen Augen blickten verwirrt, als frage er sich, wer Cerryl sein mochte.
    Gostar – eigenartigerweise als einziger Wächter am unteren Tor des Turms postiert, wo sonst zwei Wächter und ein Bote standen – nickte ebenfalls, als Cerryl aus dem Vorraum auf die Treppe trat. »Guten Tag, Ser«, grüßte Gostar. »Wie gefällt Euch der Streifendienst?«
    »Ich habe inzwischen den größten Teil der südöstlichen Stadtviertel zu Fuß erkundet«, gestand Cerryl.
    »Seid Ihr schon meinem Bruder begegnet?«
    »Das weiß ich nicht. Ich wusste ja nicht einmal, dass Ihr überhaupt einen Bruder bei der Stadtwache habt.«
    »Sein Name ist Lostar.«
    »Ich glaube nicht, aber ich habe noch nicht alle Wachleute kennen gelernt, und nicht einmal von denen, die ich schon gesehen habe, weiß ich alle Namen«, musste Cerryl zugeben. »Ich sollte mir die Namen eigentlich einprägen, aber das geht nicht so schnell.«
    »Ich hätte damit auch Schwierigkeiten.«
    »Ich werde jedenfalls daran denken, dass Ihr dort einen Bruder habt.« Cerryl blickte zur Treppe. »Wisst Ihr, ob Myral da ist?«
    »Sonst weiß ich das nicht, aber ich habe ihn gerade vorhin hineingehen sehen. Allein.« Gostar grinste. »Der Erzmagier ist mit seiner Kutsche weggefahren. Er wirkte nicht besonders glücklich, aber das ist ja nichts Neues. Angeblich hat er eine Nachricht vom Obermagier Jeslek bekommen.«
    »Ich glaube, Jeslek lässt in Gallos noch mehr Berge wachsen.«
    Gostar senkte den Blick. »Es steht mir ja nicht zu … aber es kommt mir so unnatürlich vor, Ser.«
    »Weder Chaos noch Ordnung ist, ins Extrem übersteigert, natürlich, Gostar. Manchmal ist es nötig, die Kräfte einzusetzen, aber natürlich ist es nicht.« Cerryl grinste. »Das sagt jedenfalls Kinowin immer.« Allerdings haben weder Kinowin noch Myral es je auf diese Weise ausgedrückt.
    Gostar schaute auf, als Stiefeltritte zu hören waren. Ein zweiter Wächter, den Cerryl nicht kannte, tauchte auf.
    »Gostar … oh, Verzeihung, Ser.«
    Cerryl lächelte. »Schon gut.« Als er sich zum Gehen wandte, hörte er noch den Beginn ihrer Unterhaltung.
    »… wünschte, der Bote wäre bald wieder hier. Ich hasse es, ihnen immer hinterher zu laufen …«
    »… beim nächsten Mal selbst gehen …«
    »… Magier war das gerade?«
    »… heißt Cerryl … ganz vernünftiger Kerl … angeblich ein Waisenkind aus einer Sägemühle … hat sich selbst das Lesen beigebracht … vor ein paar Achttagen zur Stadtwache abgestellt …«
    »… harter kleiner Bursche, was?«
    »… lässt sich jedenfalls nicht unterkriegen, würde ich meinen.«
    Er und ein harter kleiner Bursche? Kleiner Bursche, das mochte

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