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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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stimmen, aber hart?
    Er klopfte an Myrals Tür und bemerkte abwesend, dass er nach all den Treppen nicht einmal schnaufte. Vielleicht hatte der Streifendienst bei der Stadtwache auch seine Vorteile. »Cerryl«, meldete er sich an.
    »Oh … kommt herein.«
    Myral saß am Fenster, dessen Läden trotz der Wärme halb geschlossen waren. Er trank aus einem Becher. Apfelwein, vermutete Cerryl. Der alte Magier trank nur selten etwas anderes und die ersten Äpfel waren schon gelesen. Cerryl setzte sich dem schwarzhaarigen, halb kahlköpfigen Magier gegenüber an den Tisch.
    »Was kann ich für Euch tun, da Ihr jetzt bei der Stadtwache seid?« Myral trank einen Schluck aus seinem Becher.
    »Ich bin auf etwas gestoßen. Ist Euch bekannt, ob der Zugang zu den Abwasserkanälen, den die Schmuggler benutzen, jemals zugemauert wurde?«
    Myral lächelte leicht. »Wie ich sehe, zerbrecht Ihr Euch immer noch über Abwasserkanäle den Kopf?«
    »Wir haben am Ende der Kanäle in der Nähe der Auffangbecken einen Toten gefunden. Er starb an Chaos-Verbrennungen und wurde nach drinnen geschleppt.«
    »Dazu sind die Sperren da«, meinte Myral gelassen. Auf einmal musste der ältere Magier husten. Ein schlimmer Anfall, der ihm die Lungen zu zerreißen drohte.
    Cerryl sprang sofort auf. »Alles in Ordnung?«
    »Nein, aber ihr könnt sowieso nichts machen.« Myral lächelte schwach. »Das Leiden heißt Alter … Alter und Chaos, wie ich Euch schon oft gesagt habe.« Er tupfte sich die Lippen mit einem dicken grauen Tuch ab. »Ihr habt nach dem Tunnel gefragt. Er wurde noch nie zugemauert und er soll nicht zugemauert werden. Oh, Ihr werdet natürlich an der entsprechenden Stelle im Keller des Kommissionärs, der nebenan sein Haus hat, eine verschlossene Tür und eine gemauerte Reihe Ziegelsteine finden. Gerade genug, dass der Schein gewahrt bleibt.«
    Cerryl nickte. Er hatte sich so etwas schon gedacht.
    »Ihr scheint nicht überrascht, Cerryl. Seit zehn Jahren seid Ihr der Erste, der nur nickt.« Myral kicherte. »Vielleicht werdet Ihr Kinowins Urteil ja tatsächlich gerecht.«
    »Wer benutzt den Tunnel und was würde geschehen, wenn ich ihn erwische?« Er hielt es für klüger, lieber nicht zu fragen, wie Kinowins Urteil gelautet hatte.
    »Eine ganze Reihe Leute benutzen zweifellos die Tür und den Tunnel, wenngleich unregelmäßig. Ich habe keine Ahnung, wer sie sind, auch wenn ich mehrere Jahre lang versucht habe, es herauszufinden. Um es wirklich zu klären, müsste man ein paar Dutzend Achttage dort unten verbringen und weder ich noch die Gilde haben so viel Zeit. Und wenn man die Benutzer wirklich stellen kann … nun, entweder sie würden umkommen, weil sie zu fliehen versuchten, oder sie würden als Gefangene beim Straßenbau enden. Das ist in den letzten Jahren bei mehr als zwanzig Leuten so geschehen.«
    Cerryl lehnte sich an und wartete.
    Als das Schweigen sich dehnte, hustete Myral noch einmal und sprach schließlich weiter. »Die Abwasserkanäle sorgen dafür, dass Fairhaven sauber bleibt und nicht vom Bauchfluss befallen wird. Außerdem bieten sie denen einen Weg, die sich nicht blicken lassen wollen – vorausgesetzt, sie sind bereit, den Preis zu zahlen. Aber natürlich zahlen die Betreffenden den Preis nicht selbst. Sie zwingen einen Feind oder einen Dummkopf, die Gitter für sie zu öffnen. Was würde nun geschehen, wenn wir diesen Eingang zumauerten?«
    »Sie würden sich einen anderen suchen?«
    »Genau. Und wo könnte das sein?«
    Cerryl zuckte mit den Achseln. Er wusste es nicht.
    »Sterol, Kinowin und ich wären ebenso ratlos. Nicht lange, und wir müssten Tag für Tag Maurer in die Abwasserkanäle schicken. Genau genommen gibt es sogar zwei solcher Eingänge in die Abwasserkanäle. Einer liegt im Nordwesten in einem Nebenarm des westlichen Haupttunnels. Jeden anderen Versuch, mit Gewalt in die Tunnel einzudringen, vereiteln wir mit Chaos-Siegeln. Diese zwei aber lassen wir, wie sie sind. Es ist besser so.
    Schmuggel und Schmuggler wird es immer geben, solange es Zölle und Steuern gibt oder die Einfuhr bestimmter Waren beschränkt ist. Auf diese Weise haben nur die Erfolg, die genügend Goldstücke besitzen …«
    »Oder die das Schmuggelgut am Körper und auf dem Rücken schleppen.«
    Myral nickte.
    »Wie viel Schmuggel ist notwendig?«
    »Schmuggel ist nicht notwendig und muss missbilligt werden«, erklärte Myral, stellte die Ermahnung aber mit einem Lächeln gleich wieder in Frage.
    »Meint Ihr also, wir können

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