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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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auf frischer Tat ertappten Unruhestifters oder mit Erlaubnis des Rates …
    Cerryl runzelte die Stirn. War das ein weiterer Grund dafür, dass die Schmuggler die Abwasserkanäle benutzten? Er schüttelte den Kopf. Die Arbeit als Magier der Stadtwache sah doch erheblich anders aus, als er es sich vorgestellt hatte. Und dabei hatte er gerade erst begonnen. Nein, eigentlich hatte er sich überhaupt nichts vorgestellt. Er wusste nur, dass er noch zwei weitere Tage im südöstlichen Viertel herumlaufen und sich umsehen würde.
     
    … ein Wachmann oder ein Magier der Stadtwache, der den Frieden bricht, wird vom Rat abgeurteilt werden …
     
    Das Buch legte keine Strafen für Verstöße fest, und das bedeutete – wenn er Isork richtig verstanden hatte –, dass das Strafmaß in Isorks Händen lag – oder in den Händen des Rates. Obwohl es im Zimmer warm war, schauderte Cerryl. Er legte wirklich keinen Wert darauf, von Sterol, Jeslek und Kinowin abgeurteilt zu werden.
    Schließlich schloss Cerryl das Buch und rieb sich die Augen. Dann streckte er sich und sah aus dem Fenster. Bald würden die Abendglocken läuten und er konnte sich auf den Weg zu Leyladins Haus machen. Zu ihrem Anwesen, genauer gesagt.
    Er wusch sich noch einmal und behandelte seine weißen Sachen mit Chaos-Energie, um den Schmutz herauszutreiben, wobei er darauf achtete, nicht selbst mit der Energie in Berührung zu kommen. Dann trat er auf den Flur hinaus und wäre beinahe mit der schwarzhaarigen Lyasa zusammengestoßen.
    »Oh … entschuldige.«
    »Ich weiß, wohin du willst.« Lyasa grinste ihn an. »Dieses alberne Lächeln verrät dich.« Dann wurde sie wieder ernst. »Sei vorsichtig, Cerryl. Ihr werdet sehr misstrauisch beäugt und ich mag euch beide.«
    »Ich weiß … wir sind vorsichtig.« Als ob ich überhaupt eine Wahl hätte …
    Sie sah sich auf dem Flur um und sprach mit gesenkter Stimme weiter. »Da wir gerade bei Mahnungen zur Vorsicht sind … Jeslek kommt zurück, wie Eliasar mir sagte. Er schien besorgt.«
    »Ich dachte, er und Jeslek wären Vertraute.«
    »Sie halten beide nicht viel vom Erzmagier. Das ist kein Geheimnis, aber der Erzmagier ist ja nie sonderlich beliebt, ganz egal, wer es gerade ist.« Lyasa zuckte mit den Achseln. »Anya ist in die Gemächer des Erzmagiers gerast wie eine Ratte, die aus einem Kornspeicher flieht. Sie glaubt, ihre Schilde könnten sie verbergen, aber wer sonst legt so viel Parfüm auf?«
    Cerryl hätte sich beinahe verschluckt. Er räusperte sich.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja, alles klar.«
    »Es ist wahr«, zischelte Lyasa. »Nicht mehr lange, und sie wird rotes Henna nehmen müssen, um die grauen Haare zu verbergen, die bei all ihren Intrigen viel zu schnell die Farbe verlieren.«
    »Ich glaube, sie kann das auch mit Chaos-Manipulationen erreichen«, erwiderte Cerryl leise. »Vielleicht hat sie es sogar schon getan.«
    »Da sie ohnehin alles manipuliert«, gab Lyasa mit hochgezogenen Augenbrauen zurück, »dürfte das für sie kein Problem darstellen.«
    »Pass auf dich auf«, sagte Cerryl.
    »Ich rede nur, wenn ich weiß, dass sie auf dem Rücken liegt.«
    Dieses Mal hustete Cerryl wirklich. Er räusperte sich noch einmal.
    »In mancher Hinsicht bist du wirklich ein Unschuldslamm, Cerryl.«
    »Nicht was die Dinge selbst angeht«, gab er zurück, »sondern nur, was das Reden darüber betrifft.«
    »Das muss ich gleich Leyladin erzählen.«
    »Ich hatte es befürchtet.«
    »Nun geh schon. Du sollst doch nicht zu spät kommen.« Sie lächelte, zwinkerte ihm zu und wandte sich ab.
    Als Cerryl in den Hof hinaus eilte, sah er Bealtur und Elsinot am Springbrunnen in ein Gespräch vertieft.
    Cerryl nickte im Vorbeigehen, die beiden gaben den Gruß auf die gleiche Weise zurück. Er spürte ihre Blicke im Rücken, als er das vordere Gebäude der Halle der Magier betrat.
    Auf dem nahezu menschenleeren Marktplatz bog er nach rechts in die Straße ab, die zum Haus der Heilerin führte. Die meisten bunten Marktkarren waren bereits abgebaut, viele waren schon weggefahren. Cerryl glaubte nicht, dass die Händler und Bauern im letzten Sommer ebenso früh am Abend aufgegeben hatten, aber andererseits war er kaum aus den Hallen herausgekommen.
    Wie jedes Mal, wenn er sich Leyladins Haus näherte, betrachtete er auch jetzt staunend die vier Fenster in der Vorderfront des Gebäudes. Sie hatten Spitzbögen und bestanden jeweils aus Dutzenden rautenförmiger kleinerer Scheiben, die mit Blei eingefasst waren und

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