Die Farben des Chaos
Kartoffeln und vorsichtshalber nur ein paar kleine Stücke gedünstete Quilla.
»Hast du etwas ersteigert?«
»Ich habe ein paar seltene Öle und Duftwässer erstanden. Für fünf Goldstücke habe ich fast zwanzig Flaschen Öl bekommen. Ein Narr hat versucht, sie in einem Wagen mit doppeltem Boden hereinzuschmuggeln.« Layel lächelte. »Ich glaube, die Wächter an den Toren werden immer besser. Früher hat dieser Trick funktioniert.«
»Wurden dort die Waren versteigert, die von den Wächtern beschlagnahmt wurden?« Cerryl trank einen Schluck vom fruchtigen Wein.
»Ja. Die Versteigerungen finden zweimal im Jahr statt, immer kurz vor dem Ende der jeweiligen Jahreszeit.« Layel füllte sein Weinglas nach. »Ich gehe immer hin, und sei es nur, um zu sehen, welche Waren besonders teuer sind und daher bevorzugt geschmuggelt werden. Mir ist aufgefallen, wie rein und klar die Öle waren, und da niemand den Wert zu erkennen schien …« Der Händler zuckte mit den Achseln. »Obwohl ich obendrein noch ein Goldstück Steuer zahlen musste, werde ich wohl das Dreifache wieder herausschlagen.«
»Was sonst war noch so teuer, dass es geschmuggelt wurde? Ich meine jetzt vor allem Waren, die sonst preiswerter sind.«
»Das kann man nie vorher wissen. Auf der Versteigerung gab es das übliche Sammelsurium – geflochtene Weidenkörbe, zwei Fässer Weizenmehl, drei zweitklassige, mittellange Schwerter, vierzig Ballen Wollteppiche aus Hamor … ich habe für die Teppiche geboten, aber Muneat hat den Zuschlag bekommen. Zu dem Preis soll er sie meinetwegen haben. Chorast ist überhaupt nicht aufgetaucht, aber er kommt sowieso nicht oft. Loboll saß dabei, aber er hat nur ein einziges Mal geboten.« Layel schaufelte sich eine Fuhre Quilla in den Mund.
Leyladin zuckte fast unmerklich zusammen.
Cerryl schnitt ein kleines Stück Quilla ab und kaute. Er schluckte es rasch herunter, nachdem er herausgefunden hatte, dass er Leyladins Abneigung aus ganzem Herzen teilte. Die Quilla schmeckte sogar noch weniger appetitlich als Sägemehl mit Wagenschmiere, und als Jugendlicher hatte er unfreiwillig mehr als genug Sägemehl geschluckt. Er griff nach dem Wein und ignorierte Leyladins kleines, wissendes Lächeln.
»Die Quilla ist wirklich gut«, erklärte Layel. »Du weißt ja gar nicht, was du verpasst, meine liebe.« Er spießte das nächste Stück Geflügel auf und beförderte es auf seinen Teller.
»Ich bin ganz froh darüber, dass ich es verpasse.« Die Heilerin versorgte sich ebenfalls mit Fleisch.
»Und wie gefällt Euch nun der Dienst in der Stadtwache?« Der Kommissionär schnitt sich ein großes Stück Fleisch ab und tunkte es in die Soße.
»Eigentlich bin ich noch nicht richtig im Dienst. Ich soll noch ein paar Tage damit verbringen, das südwestliche Viertel von Fairhaven zu erkunden.«
»Dort leben die kleinen Schmuggler – Zinn, Färbemittel, Kupfer. Wenn Ihr Magier bei ihnen die fälligen Steuern eintreiben könntet, dann würdet Ihr allein von ihnen die Hälfte des Geldes bekommen, das Ihr für den Straßenbau braucht.«
Cerryl hatte seine Zweifel, aber er nickte höflich. »Es scheint zurzeit sehr ruhig zu sein. Sogar auf dem Markt finden sich weniger Wagen ein, die zudem früher wieder wegfahren.«
»So ist es immer im Spätsommer bis kurz vor der „Ernte. Danach sieht man wieder überall Händler«, sagte Leyladin voraus. »Doch bis dahin wird es ruhig bleiben.«
»Einige Kommissionäre waren in den letzten Tagen alles andere als ruhig«, warf Layel ein. »Scerzet sagte, er würde jeden spidlarischen Händler von der Straße treiben, der seinen Weg kreuzt.«
»Oh?«, meinte Cerryl stirnrunzelnd.
»Es ist ganz einfach. Die Spidlarer haben die Preise für ihre Waren nicht wirklich gesenkt. Sie gehen von unseren Preisen aus und setzen ihre Preise um ein oder zwei Kupferstücke niedriger an.«
»In dem Maße, wie die Zölle unsere Preise hochtreiben, sacken sie einen zusätzlichen Gewinn ein, von den paar erwähnten Kupferstücken mal abgesehen.«
»Das ist so einfach, dass sogar ein frisch gebackener junger Magier es erkennt.« Layel strahlte. »Ganz egal, wie weit wir mit den Preisen heruntergehen, sie können uns immer unterbieten und noch mehr damit verdienen als früher.«
»Glaubst du, sie werden von den Gallern unterstützt?«, fragte Leyladin.
»Nein, meine Tochter. Die Galler denken wie alle anderen Leute zuerst an sich selbst. Sie kaufen, wo sie die beste Qualität zum niedrigsten Preis bekommen. Wenn
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