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Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Borodale
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nicht. Wie könnte sie auch wissen, was genau ich meine? Sie ist zwölf Jahre alt, und sie hat verkündet, dass sie erst einem Mann beiliegen wird, wenn sie dreiundzwanzig ist. Sie glaubt sicher, ich hätte zu viel getrunken und wolle deshalb schon gehen.
    Ich sehe, dass mein Schnürsenkel offen ist. Als ich mich hinunterbeuge, um ihn zu binden, verrutschen die Münzen unter meinem Mieder, und zu meinem Entsetzen fällt ein leuchtendes, rundes Goldstück kreiselnd auf die Spreu auf dem Boden. Schnell wie der Blitz schnappe ich es mir und schiebe es mir wieder in den Ausschnitt.
    »Glücklicher Fund, Miss Agnes Trussel!« John Glincys Stimme dröhnt in meinen Ohren. Ich lege mir die Hand auf die Brust.
    »Schleich nicht so herum!«, rufe ich schuldbewusst. Mein Atem geht unnatürlich schnell. »Es war ein Sixpence-Stück, nicht mehr, und es geht dich nichts an.«
    »Ich würde sagen, dass es mich wohl was angehen könnte, was du da drin hast. Hübsch und behaglich, würde ich sagen. Netter Platz für ein gutes kleines Sixpence-Stück, um sich anzuschmiegen. Besonders für eins, das so glänzt. Noch ein Plätzchen frei?« Er versucht, sich über meinen Ausschnitt zu beugen. Mein Gott, er stinkt nach Alkohol! Ich schiebe seinen Kopf zur Seite und wünsche mir, dass er mich in Ruhe lässt. Hat er das Glitzern der Münzen an meiner Haut gesehen?, frage ich mich. Nein, sicher nicht. John Glincy verwechselt meine Grimasse mit einem Lächeln.
    »Du solltest dich ein bisschen entspannen, Agnes Trussel«, lallt er ermutigt. »Ich zeig dir wie.« Seine Hand schiebt sich um meine Taille. Er versucht, mich an sich zu ziehen, und ich gerate ins Taumeln.
    »Fass mich nicht an!«, zische ich und blicke mich um. Ich bete, dass niemand gesehen hat, wie vertraut er mich angefasst hat.
    »Na, na, du bist aber heute ein schamhaftes Mädchen. Ganz anders, als ich dich gesehen habe, wie du bereitwillig die Beine für mich breitgemacht hast«, sagt er. »Da warst du nicht so zimperlich.«
    »Ich warne dich, John Glincy, nimm deine Finger weg!«, fauche ich und reiße mich mit einem Ruck los. Warum kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Er lässt sich nicht abschrecken.
    »Ich wünschte, du würdest tot umfallen«, sage ich.
    Gott helfe mir, wenn ich hierbleiben und mein Bauch anschwellen würde, bis meine Schande offensichtlich wäre. Die Männer der Pfarrgemeinde würden mich beeidigen lassen, wer der Vater ist. Gäbe ich nach, würden sie John Glincy zwingen, mich zu heiraten, damit mein ungewolltes, uneheliches Kind und ich nicht der Pfarrgemeinde zur Last fallen. Falls ich den Mund halten und nichts preisgeben würde, fänden sie es möglicherweise trotzdem heraus. Außerdem wäre die Schande für meine Familie unerträglich. Aber ich werde mich nicht zur Frau dieses Mannes machen lassen. Nicht einmal, wenn mein Leben davon abhinge, würde ich ihm ein zweites Mal beiliegen.
    Er schiebt sein Gesicht wieder dicht an mich heran, damit ich ihn deutlich höre, und kneift mich so heftig in den Oberschenkel, dass es wehtut.
    »Du kannst den Schwanz eines Mannes nur bis zu einem gewissen Punkt verschmähen«, murmelt er drohend. Damit lässt er mich stehen und nimmt seinen leeren Krug mit, um ihn am Fass aufzufüllen. Obwohl er mir den Rücken zuwendet, kann ich sein raues, grölendes Gelächter hören, sogar noch, als ich mich zusammenkrümme und in das feuchte Gras neben dem Scheunentor übergebe.
    Eine Eule schreit.
    »O Gott«, flüstere ich vor mich hin, »was habe ich bloß getan?« Schlurfende Schritte nähern sich, und Mrs. Peart, die Frau des Schuhmachers, taucht neben mir auf. Vor dem Lichtschein des Feuers in der Scheune wirft ihre Gestalt einen langen, zitternden Schatten auf den Weg und den Nebel draußen.
    »Trink besser nicht so schnell«, krächzt sie mitfühlend, als sie sieht, wer ich bin. Sie muss mein Wimmern gehört haben. Mrs. Peart riecht immer, als wäre sie mit losem Tabak vollgestopft, und ihre Finger sind gelb wie Pastinaken.
    »Ein fürchterliches Gebräu haben sie dieses Jahr, fürchterlich stark«, sagt sie und starrt in die Nacht hinaus. »Es wird ein paar Männern bald eine Menge Schwierigkeiten machen.« Sie steckt ihre Pfeife wieder in die Lücke zwischen ihren Zähnen, um weiterzurauchen. »Beten wir darum, dass sich dieses Jahr zumindest niemand in Brand steckt«, sagt sie und kichert. »Schließlich hat Mr. Tuke immer noch seine Narben.« Sie tätschelt mir freundlich die Schulter und schlendert

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