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Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Borodale
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aufs Geratewohl auf. Ich blättere eine vergilbte Seite um. Und die nächste. Und ich entdecke die unzähligen Notizen von Mr. Blacklocks Hand darin, Notizen, die noch nicht da waren, als ich mir an jenem Tag vor vielen Monaten dieselben Bücher anschaute. Die Anmerkungen bedecken alle Seitenränder. Ich gehe ans Fenster und sehe mir das Ganze im ersten Licht des Tages genauer an. Es liegt eine besondere Dringlichkeit in diesen Tintenlinien, in den offenen Haken, den hastig hingeworfenen Buchstaben. Dunkle Fäden des Wissens winden sich überall aus dem gedruckten Text, aber ich kann die hastigen Notizen nicht entziffern, sie bilden ein schwärzliches Gewirr, das nicht lesbar ist. Ich schlage ein weiteres Buch auf und finde das Gleiche vor. Ich kann seine Handschrift nicht lesen, alles ergibt keinen Sinn. Mit zitternden Händen nehme ich das nächste Werk zur Hand. Alle Bücher über Pyrotechnik auf Mr. Blacklocks Bücherbrett sind für mich mit Anmerkungen versehen worden. Dessen bin ich mir sicher. Sein Geheimnis befindet sich dort drin, und doch kann ich kein Wort davon lesen.
    Als ich am Ende des Regals angekommen bin, sehe ich einen Band, von dem ich zuerst glaube, dass ich ihn noch nie gesehen habe. Er ist kleiner als die anderen Bücher und hat einen hellen Einband aus Kalbsleder. Dann erkenne ich, dass es sich um das abgewetzte Notizbuch handelt, das Mr. Blacklock immer in seiner Weste aufbewahrt hat. Ich schlage es auf. Es ist mehr als ein Notizbuch – es ist ein Manuskript. Als ich zu lesen beginne, stockt mir der Atem, weil ich erkenne, was ich in der Hand halte.
    Nicht zu meinen Lebzeiten, aber vielleicht zu deinen, hat er gesagt. Plötzlich wird mir klar, dass John Blacklock wusste, dass er bald sterben würde. Und als ich dann so fremd und so beharrlich vor seiner Tür stand, habe ich ihn an etwas erinnert, das er gekannt und wieder verloren hatte. Durch einen flüchtigen Blick in die Zukunft erkannte er die Möglichkeit, seine Kunst, die seinen Kern ausmachte, weiterzugeben. Vielleicht hat er später entdeckt, dass ich ein Kind erwartete, und deshalb heimlich und in aller Eile dafür gesorgt, dass ich seine Ehefrau wurde. Damit billigte er die Geburt und beschützte mich, weil ich der Schlüssel für die Fortsetzung seines Lebenswerks war, an dem ihm so viel lag. Ohne die Heirat konnte sein Plan nicht aufgehen. Aber warum hatte er es mir nicht gesagt? Vermutlich wollte er erst sichergehen, dass ich für die Aufgabe, die auf mich zukam, auch geeignet war. Es war ein Experiment. Ich war eine willkürliche Wahl, nicht ohne Risiko. Vielleicht befürchtete er auch, ich könnte ablehnen. Die Zeit war so knapp. Er muss gewusst haben, dass ich von der Regelung nur Vorteile hätte. Dennoch konnte er sich nicht überwinden, mir davon zu erzählen, nachdem er alles arrangiert hatte. Wie entsetzt muss er gewesen sein, als Cornelius Soul mir besondere Aufmerksamkeit schenkte, aber vielleicht glaubte er auch nicht daran, dass dies zu etwas führen würde.
    Daran hat er also gearbeitet, Abend für Abend, bis spät in die Nacht. Er hat versucht, alles niederzuschreiben, was er an mich weitergeben wollte. Dafür hatte er diese feinen Zeichnungen angefertigt, Formeln aufgeschrieben, Anweisungen zusammengestellt, Mengen, Spezifikationen, Reaktionen, Fragen und Lösungen notiert … und Entdeckungen. Mein Herz macht einen Satz. Ich weiß, dass es für mich bestimmt ist. Mein Buch über die Farben des Feuers.
    Für so vieles, was wir im Leben tun, gibt es keine Erklärung. Wahrscheinlich werde ich die Gründe seines Handels nie verstehen, auch wenn ich oft darüber nachdenken werde, aber ich weiß mit Bestimmtheit, dass etwas Starkes wie ein Feuer zwischen uns aufgelodert ist.
    Ich schlage sein kostbares Werk, das ich nun in den Händen halte, ganz vorne auf, setze mich an seinen Schreibtisch und beginne ernsthaft zu lesen. Vor mir liegt viel harte Arbeit. Dieser Gedanke gefällt mir. Ich bin sicher, dass mein Traum von farbigem Feuer irgendwo vor mir in der dunklen Zukunft liegt, zwischen diesen Seiten, als würde der leuchtende Faden meiner Geschichte vor mir herlaufen und ich müsste ihn nur einholen. Die Gegenwart des Feuers ist weiterhin vorhanden, und Feuer habe ich, wie gesagt, von Anfang an gemocht.
    Die Tür geht auf, und Joe Thomazin schlüpft in den Raum. Er sieht das Buch aufgeschlagen in meinen Händen, und ein strahlendes Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus.
    »Hast du davon gewusst?«, frage

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