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Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Farben des Feuers: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Borodale
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halten soll, weiß ich nicht, aber es macht Staub, und solange es Staub macht, werde ich gebraucht. Sogar Geld zu verbrennen, macht Asche, und was ist Asche anderes als Staub?« Nach dieser langen Rede klappt sie ihren großen Mund zu und sieht mich zweifelnd an, als wollte ich ihr widersprechen.
    Ein Feuerwerk wird also von Hand hergestellt, denke ich, genauso wie Hürden oder Rohre oder Hufeisen. Es ist keine Laune der Natur oder Zauberei, wie ich geglaubt hatte, als ich klein war. In den vergilbten Zeitungen, die im Dorf weitergegeben werden, nachdem der Pfarrer sie selbst gelesen hat, habe ich von Feuerwerken gelesen. Und mein Bruder Ab hat einmal selbst eins gesehen, als er an Wiston House vorbeikam.
    »Ich habe gehört, dass sie wie zischende weiße Blüten sind, wie kaltes Teufelslicht«, sage ich eifrig. Mary Spurren zuckt mit den Schultern.
    »Hab nie eins gesehen. Von Nahem, so richtig. Fast drei Schillinge kostet es in den meisten Gärten, wenn man abends reinwill. Gibt bessere Möglichkeiten, sein Geld zum Fenster rauszuwerfen, find ich.«
    »Also ist Mr. Blacklock ein Apotheker – oder ist er ein Alchemist?«, frage ich drängend.
    »Nur ein Hersteller von Feuerwerken. Pyrotechniker. Hab noch nie davon gehört, bevor ich herkam.« Sie schaut auf den Küchenboden. »Ist das dreckigste Haus, das ich je gesehen hab.« Sie taucht einen Lappen in einen Eimer und wringt ihn aus.
    »Und jetzt ist Mrs. Blight da, um mich zu entlasten, außerdem Mrs. Nott, die die Wäsche macht, wenn sie denn auftaucht.« Sie macht ein finsteres Gesicht, als wäre ihr ein Gedanke gekommen. »Warum bist du hier?«
    »Ich weiß es nicht«, setze ich an. Mary Spurren zischt missbilligend durch die Zähne aus und schrubbt kräftig den Tisch. Ihre Manschetten sind aufgekrempelt und geben ihre knochigen roten Handgelenke frei. Sie kratzt sich häufig, ob aus nervöser Gewohnheit oder weil ihre Läuse sie so quälen, kann ich nicht sagen. Ihr rundes Gesicht hat überhaupt keine Farbe, wie eine Pflanze, die aus Versehen längere Zeit in einem Schrank gedeihen musste.
    Die Kohlen zischen. Neben dem heißen Herd hängt dampfend die feuchte Kleidung aus meinem Bündel.
    »Ich sag dir was«, krächzt sie halblaut und schlägt die Rückseite ihrer Bürste gegen die Stufe, um den Schmutz aus den Borsten zu lösen. »Er hat ein Naturell, das dir vielleicht nicht gefallen wird. Er hat keine festen Gewohnheiten. Was er braucht oder möchte, kann mal so und mal so sein.« Sie sieht mich an, als wolle sie ihn verteidigen. Ihr großer Mund ist einen Spalt geöffnet.
    »Bist du schon lange hier?«, frage ich und trinke einen Schluck Bier. Sie nickt mit ihrem großen Kopf.
    »Bin die ganze Zeit hier gewesen, vier Jahre im Ganzen«, antwortet sie. »Ich hab mich gefügt. Als ich zehn Jahre alt war, hat meine Mutter gesagt: ›Du hast was Beständiges an dir, junge Dame.‹ Und daran halt ich mich – ich bin für immer hier.« Sie lacht ein heiseres, keuchendes, pfeifendes Lachen, das mir Angst macht, und ich bin froh, als sie aufhört. Ihr Mund ist so groß, wenn sie lacht. Es sieht aus, als wäre ihr Kopf in zwei Teile gespalten. Ihre Zunge ist blass, wie bei einem Schaf.
    Mr. Blacklock ruft mich aus dem Flur.
    »Komm!«, sagt er barsch und geht vor mir den Flur entlang. Er sperrt eine Tür auf.
    »Die Werkstatt liegt im rechten Winkel zum Haus«, erklärt er. »Das bedeutet, falls es brennt, ist die Werkstatt so gut vom Haus abgetrennt, wie es unter diesen Umständen geht. Ich muss wohl nicht betonen, wie gefährlich ein außer Kontrolle geratenes Feuer ist. Das weißt du.« Die Tür ist dick und öffnet sich schwer. »Feuer hat kein Gewissen, nicht im Geringsten.«
    Hinter meinem Rücken kreuze ich die Finger. Ich sage nichts.
    Die Dunkelheit schwindet, als er nacheinander die Fensterläden öffnet, einen nach dem anderen. Bald zeigt sich mir im grauen Morgenlicht ein langer, hoher Raum mit einer schrägen Decke, von der eine Vielzahl seltsamer Werkzeuge und Rollen mit Schnüren herabhängt. Schwach kann ich den Regen hören, der auf das Dach trommelt. Der Geruch von Substanzen, die ich nicht kenne, ist hier drin sehr stark. Die Fenster, die auf den Hof hinausgehen, werfen ausreichend Tageslicht auf die beiden breiten Werkbänke, auf denen weitere Werkzeuge und Gerätschaften aufgereiht sind. Mr. Blacklock beginnt wahllos, die Gegenstände zu benennen. Dabei rückt er Werkzeuge und Kisten gerade, während er weitergeht.
    »Die

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