Die Farm am Eukalyptushain
Stimme in die unausweichliche Unterwerfung lockte. Connor war fasziniert und fester denn je entschlossen, wie Billy Zureiter zu werden.
Billy brauchte nicht lange, um den Wallach wieder an den Sattel zu gewöhnen. Schließlich saß er auf und hielt die Zügel fest in der Hand. Das Tier sträubte sich gegen ihn. Das Tor wurde geöffnet, und Mann und Pferd schossen aus dem Corral. Connor schaute ihnen nach, wie sie in wildem Galopp über die Ebene verschwanden, und wartete. Und richtig – eine knappe Stunde später kamen sie zurück. Das Pferd trabte gleichmäßig über den unebenen Boden, und der Aborigine grinste breit.
Connor öffnete das Tor, und Billy ließ sich aus dem Sattel gleiten. »Du kriegen«, sagte er in seinem Pidginenglisch und lachte. »Schätze, du und er prima zusammen.«
»Du meinst, er gehört mir?«, hauchte Connor. Langsam streckte er die Hand aus, und das Pferd schmiegte die weichen Nüstern in seine Handfläche. »Schöner Junge«, flüsterte er. »Verdammt schön.«
»Missus sagt, du zu groß für Pony.« Billy übergab Connor den Zügel.
Das Pferd stupste ihn gegen die Schulter und wollte an seinen Haaren knabbern. Connor lachte und streichelte die Blesse auf der stolzen Nase. »Ich werde ihn Lightning nennen«, sagte er.
Fred kam herangeschlendert, als Connor das Pferd aus dem Corral und auf dem Hof herumführte. Er schob sich den schweißfleckigen Hut in den Nacken und wischte sich mit dem Taschentuch über die Stirn. »Wieso bist du nicht in der Schule?«
»Schule ist langweilig«, sagte Connor. »Ich bin jetzt fast dreizehn, und ich möchte mit dir und Billy arbeiten.«
Fred lächelte, und die Falten in seinem Gesicht wurden zu tiefen Furchen. »Schätze, das wirst du hinkriegen«, sagte er. »Aberdas liegt bei der Missus. Sie will, dass du eine ordentliche Schulbildung kriegst.«
Connor wusste, wann er sich geschlagen geben musste. Catriona und Granny waren unerbittlich. Arbeiten dürfe er, wenn er dreizehn wäre, aber keine Minute früher. »Das ist unfair«, brummte er und wirbelte eine kleine Staubwolke auf.
»Das ist das Leben, Junge«, erwiderte Fred fröhlich. »Aber es sind ja nur noch ein paar Wochen bis zu deinem Geburtstag, also hör auf zu jammern. Und jetzt geh und hol deine Schwester aus der Schule.«
Connor stieg in den Sattel und nahm die Zügel. Lightning stellte die Ohren auf und stampfte mit den Hufen, als könne er es nicht erwarten loszulaufen. Als Connor so hoch über den Männern saß, erfüllte ihn glühender Stolz. Lightning war sein erstes richtiges Pferd – und was für eine Schönheit er war! Rosa würde ganz neidisch werden. Er drehte das Pferd einmal im Kreis herum, und mit einem Jauchzer ließ er ihm die Zügel schießen. Wie der Wind flogen sie über das offene Land auf das Städtchen Drum Creek zu.
Die Schule war ein langgezogenes Holzgebäude, umgeben von Bäumen. An der Vorderseite erstreckte sich eine breite Veranda unter einem Blechdach, und aus der großen Koppel an der Rückseite hatte man einen Spiel- und Sportplatz gemacht. Die Kinder trugen keine Schuluniform, sondern ihre Alltagskleidung – Overalls, Moleskin-Hosen oder Jeans. Im hellen Gras ragten die Pfosten für Australian Football in die Höhe, und das Feld war mit Kreidestaublinien markiert. In einer Ecke standen Schaukeln, ein Kletterturm und ein Basketballkorb. Die Schule hatte vier Klassenzimmer mit einfachen Pulten und Stühlen, einer Tafel und einer großen Weltkarte. Im Sommer bewegten Deckenventilatoren die warme Luft, und im Winter brannte ein Holzfeuer im Kamin.
Die Radioschule gab es auch noch, denn manche Kinderwohnten auf so entlegenen Farmen, dass sie tatsächlich per Funk unterrichtet werden mussten, aber die Kinder aus der näheren Umgebung besuchten die Schule von Drum Creek. Es waren hauptsächlich die Söhne und Töchter der Leute, denen die riesigen Rinder- und Schafzuchtfarmen gehörten. Sie wurden hier unterrichtet, bis sie auf die High School kamen; dann gingen sie entweder als Internatsschüler in die Großstadt, oder sie beendeten ihre Schulausbildung bei der Radioschule. Die Leitung der Schule von Drum Creek lag in den fähigen Händen von Mr und Mrs Pike, ihrer altjüngferlichen Tochter und einer jungen, sehr attraktiven Frau, die kürzlich von Adelaide hierher gezogen war, um die jüngsten Schüler zu unterrichten. Die unverheirateten Männer der Umgebung waren darüber entzückt, und Mr und Mrs Pike fragten sich, wie lange es wohl dauern mochte,
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