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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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und seine Augen brannten. Blindlings durchquerte er den Raum und riss Fenster und Hintertür auf.
    »Gran«, schrie Rosa von der Haustür herein. »Wo ist Gran?«
    Connor konnte kaum etwas sehen, aber als der Rauch abzog, erkannte er erleichtert, dass Gran nicht in der Küche war. Aber wo war sie? Sie war um diese Zeit doch immer hier und hielt das Essen für sie bereit. Panisch sah er sich um, während der Rauch zumFenster hinausquoll. Er kam aus einem Topf, der verbrannt auf dem Herd stand. Connor raffte ein Tuch an sich, riss den Topf von der Herdplatte, stellte ihn ins Spülbecken und ließ Wasser hineinlaufen. Der Topf war ruiniert; er hatte ein großes Loch im Boden, und an den Wänden klebten die verkohlten Reste des Abendessens.
    »Wo ist Gran?« Mit weit aufgerissenen Augen spähte Rosa zur Tür herein.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Komm, raus hier!« Er nahm sie bei der Hand und führte sie auf die hintere Veranda. Rosa hustete sich die Seele aus dem Leib; er selbst rang nach Atem, und der abscheuliche Gestank des verbrannten Topfes ließ ihn würgen.
    Als sie durch die Rauchschwaden in den Garten liefen, fiel ihm etwas ins Auge. Er schaute genauer hin – und das Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung war, wurde stärker. »Bleib lieber hier«, sagte er zu Rosa. Er sprang die Verandastufen hinunter und rannte zu der Wäscheleine am Ende des Gartens.
    Die frisch gewaschenen Laken flatterten knatternd wie mächtige Flügel über der schmächtigen Gestalt, die reglos am Boden lag. Ringsumher verstreut lagen Wäscheklammern, und der Korb war umgestürzt.
    »Gran?« Connor stürzte auf seine Großmutter zu, aber bevor er sie angefasst hatte, wusste er, dass sie nicht mehr lebte.
    Rosa schrie. Rasch drehte er sich um und zog sie in seine Arme, um sie vor dem schrecklichen Anblick ihrer Großmutter zu beschützen, die mit offenem Mund und starren Augen dalag. »Was hat sie denn, Con?«, schluchzte Rosa. »Warum liegt sie im Garten?«
    Connor versuchte sie zu beruhigen, doch ihr Schreien und Schluchzen weckte die Erinnerung an das Grauen seiner Kindheit, und er musste selbst mit den Tränen kämpfen. »Sie ist im Himmel, Rosa«, brachte er schließlich hervor. »Sie schläft bei den Engeln.« Er schaute hinauf zu den wehenden Laken; sie erinnerten ihn eher an die breiten Schwingen eines namenlosen Raubvogels – aber diesen Gedanken behielt er lieber für sich. Rosa hatte so schon genug Angst.
    Sie klammerte sich an ihn. »Aber du gehst nicht in den Himmel, oder?«, flehte sie. »Versprichst du mir, dass du nicht einfach verschwindest?«
    »Natürlich verspreche ich es dir«, sagte er mit unsicherer Stimme. Er musste jetzt ein starker Bruder sein. Aber es brach ihm das Herz, und als er seine kleine Schwester auf den Arm nahm und ins Haus trug, wurde ihm klar, dass er der einzige Mensch war, den sie hatte. Es war an der Zeit, ein Mann zu sein. Er musste für sie sorgen und sein Versprechen halten: Er durfte sie niemals verlassen.

    Catriona war in Brisbane und probte die Tosca . Sie würden die ganze Oper aufführen, und zwar unter freiem Himmel an der South Bank, zur Feier des Australia Day. Die Proben dauerten jetzt schon drei Monate, und in zwei Wochen würde die abschließende Kostümprobe stattfinden.
    Catriona nahm ihre Handtasche und strich die Falten in ihrem Hemdkleid glatt. Leinen war immer ein Fehler. Brin hatte sie oft genug gewarnt, aber sie hatte das Kleid im Schaufenster gesehen und nicht widerstehen können. Sie krümmte und streckte die Zehen in den hochhackigen Schuhen; sie drückten, und Catriona konnte es nicht erwarten, nach Hause zu kommen und ein heißes Bad zu nehmen.
    Sie verließ die Probenräume und stieg in ihren Wagen. Es war nicht weit bis zu dem Apartment, das sie gemietet hatte, aber sie war müde, und zum ersten Mal im Leben spürte sie ihr Alter. Zumindest habe ich jetzt zwei Tage frei, dachte sie, als sie sich durch den Nachmittagsverkehr schlängelte und nordwärts in die Vororte fuhr. Und nach der Generalprobe habe ich bis zur Premiere noch einmal zwei freie Tage.
    Catriona fuhr durch das automatische Tor und hielt vor ihrem Apartment. Es gehörte zu einem flachen Gebäude mit einer Terrasse, die einen Blick auf den Swimmingpool und den hübschen Garten bot. Catriona betrat die kühle Diele und schloss die Tür hinter sich. Sie streifte die Schuhe ab, nahm den Poststapel, der sie erwartete, tappte ins Wohnzimmer und ließ sich auf die Couch fallen.
    Kinderlärm vom Pool

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