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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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auch mal einen Abend im Pub verbringen konnten. Sie wird uns allen fehlen.«
    Noch immer trafen Gäste ein. Poppy hatte diesem entlegenen Winkel Australiens ihren Stempel aufgedrückt, und offensichtlich hatte sie hohes Ansehen genossen. Die Männer trugen Buschhüte, langärmelige Hemden und Moleskin-Hosen, und fast alle Frauen hatten blass bedruckte Kleider und weiße Sandalen an. Catriona betrachtete ihre eigenen manikürten Nägel, ihr goldenes Armband und die Diamantringe. Sie trug ein schwarzes Chanel-Kleid, hochhackige schwarze Lackschuhe und Seidenstrümpfenach der neuesten Großstadtmode. Neben den Landfrauen in ihren verblichenen Baumwollkleidern und den bequemen Schuhen fühlte sie sich overdressed.
    Der Priester war am Abend zuvor mit dem Flugzeug eingetroffen und hatte die Sterbesakramente bereits gespendet. Nun kam er aus dem Dunkel des Hauses, und seine schwarze Soutane wirkte feierlich im strahlenden Sonnenschein.
    Clemmie machte sich auf die Suche nach Connor, und Pat holte Rosa und Belinda. Als alle versammelt waren, wurde es still. Der Trauerzug nahm seinen Anfang. Connor, Billy, Fred, der Wirt des Pubs in Drum Creek, der Ladenbesitzer und der älteste Sohn der Sullivans trugen den Sarg. Poppys schwarzer Lieblingsschal mit den großen roten Rosen war darüber drapiert. Wer Blumen mitgebracht hatte, trug sie hinter dem Sarg her, und die Luft war süß vom Duft der Lilien, Nelken und Rosen.
    Langsam bewegte sich die Prozession über den Hof bis zur östlichen Koppel. Dort, hinter einem Lattenzaun, lag der kleine Friedhof von Belvedere – ein historisches Denkmal, denn Grabsteine und Holzkreuze erzählten die Geschichte der Menschen, die hier gelebt hatten und gestorben waren, gestorben durch Unfälle oder im Kindbett, durch Brände und Überschwemmungen, an Krankheit oder Altersschwäche.
    Als Catriona am Grab stand, übermannte sie die Erinnerung an alle die, die sie schon verlassen hatten. Mam und Dad, Max und sein kleiner Hund – und nun Poppy. Summers’ Music Hall war am Ende ihrer Reise angekommen. Einen Augenblick lang war ihr, als höre sie das Rumpeln der Wagenräder und den weichen, beruhigenden Hufschlag von Jupiter und Mars. Vielleicht waren sie zurückgekehrt, um Poppy zu holen; es war eine schöne Vorstellung, dass sie nun alle wieder zusammen waren und ihre Bahn über den Himmel zogen.
    Sie legte einen Arm um Rosa und drückte sie an sich, als der Sarg hinabgelassen wurde. Sie sah, wie blass Connor war, wie fester seine Gefühle im Zaum hielt. Gern hätte sie auch ihn in den Arm genommen. Aber er gab sich große Mühe, ein Mann zu sein – ein Mann im Körper eines Kindes, ein Junge an der Schwelle zum Erwachsensein –, und er würde es ihr nicht danken, wenn sie ihn jetzt schwach aussehen ließe.
    Die Trauerfeier war zu Ende. Die Gäste kehrten zur Farm zurück, während die Männer den Sarg mit der dunkelroten Erde von Belvedere bedeckten. Catriona hatte Rosa mit den Sullivans gehen lassen, aber Connor stand noch da und beobachtete die Totengräber bei der Arbeit. Catriona trat zu ihm, aber sie wusste nicht, was sie sagen oder tun sollte.
    Da griff seine Hand nach der ihren und umklammerte sie fest. Er sah sie an, und seine nussbraunen Augen schwammen in Tränen. »Sie war nicht bloß meine Großmutter«, sagte er. »Sie war meine Mum und meine Freundin. Ich hatte sie sehr lieb, weißt du.«
    Catriona hatte Mühe, ruhig und beherrscht zu sprechen. Sie drückte seine Hand. »Das haben wir alle getan, Schatz«, sagte sie leise. »Poppy war eine wunderbare und mutige Frau, und ich bin stolz darauf, dass ich sie gekannt habe.«
    Lange starrte er stumm zu Boden, und Catriona fragte sich, was ihm durch den Kopf gehen mochte. Dann räusperte er sich, hob den Kopf und erzählte ihr, was er in der Nacht von Billy gehört hatte. »Glaubst du, er könnte Recht haben?«, fragte er schließlich.
    Catriona ging das Herz auf. »Warum nicht?«, sagte sie sanft. »Poppy wollte immer nach den Sternen greifen.«

SECHZEHN

    D as Essen war vorüber, und als die Sonne untergehen wollte, machten die Trauergäste sich auf den Heimweg. Wagen und Kutschen, Geländefahrzeuge und Pferde schlängelten sich die lange Zufahrt hinunter, und die Flugzeuge dröhnten über die Startbahn, bevor sie sich in den Himmel erhoben. Noch lange hingen die Staubwolken in der Luft, und als sie verweht waren, stand die Sonne dicht über dem Horizont.
    Die Männer von Belvedere saßen rauchend vor der Schlafbaracke, und ihre

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