Die Farm am Eukalyptushain
liebt.«
Connor liefen warme Tränen über die Wangen, als er den kleinen Lichtpunkt über die Milchstraße wandern sah. Und plötzlich – ein Blitz, und etwas strich hell über den Himmel.
»Ist geschehen.« Billy seufzte.
Connor blinzelte und spähte dann wieder in die Höhe. Da war ein neuer Stern, ganz sicher, und obwohl er wusste, dass Billy diese Geschichte erfunden hatte, wollte er sie unbedingt glauben. »Wird der Stern immer da sein?«, fragte er.
»Immer«, sagte Billy. »Ihr Geist lebt jetzt im Himmel. Sie ist glücklich.«
Connor saß noch lange mit Billy unter den Sternen. Sie sprachen kaum; sie betrachteten den Himmel und die Sterne, bis ein perlmutternes Grau den neuen Tag ankündigte. In wortloser Einigkeit standen sie auf und kehrten zurück zur Farm.
Die ersten Nachbarn waren schon am Abend zuvor eingetroffen, und als die aufgehende Sonne Belvedere in ihren goldenen Glanz tauchte, erwachte das Zeltlager auf der Koppel hinter dem Farmhaus zum Leben. Die Leute holten Wasser, Lagerfeuer flackerten auf. Geländewagen parkten draußen vor der Schlafbaracke, Pferde wurden auf die Koppel gebracht, kleine Flugzeuge landeten undrollten dann auf die Lichtung am Ende der Landebahn. Unter den Bäumen standen sogar ein paar Fuhrwerke und leichte Kutschen, einige davon so alt, dass sie in ein Museum gepasst hätten.
Catriona hatte sich besorgt gefragt, wie sie alle diese Leute beköstigen sollte. Fünf Brote und zwei Fische waren eine übertriebene Beschreibung dessen, was sie vorrätig hatte, und zu einem Wunder fühlte sie sich nicht fähig. Aber erleichtert und dankbar erstaunt sah sie, dass es unter diesen großherzigen Bewohnern des Outback anscheinend zur Tradition gehörte, das Essen zu einem solchen Anlass selbst mitzubringen. Auf Platten, in Körben und Kisten wurde alles ins Kochhaus geschafft und mit Tüchern bedeckt, bis der Trauergottesdienst vorüber wäre. Stundenlang hatten die Frauen dafür in stickigen Küchen gearbeitet, wo die Temperatur oft bis auf vierzig Grad anstieg, und es war genug da, um eine ganze Armee satt zu machen.
Clemmie traf mit dem Regisseur der Tosca in seinem Flugzeug ein, und die Einheimischen aus Drum Creek kamen zu Pferde und in einem langen Geländewagen-Konvoi. Auch die Sullivans waren da und hatten Belinda und ihre drei strammen Söhne mitgebracht.
Catriona stand auf der Veranda. Rosa klammerte sich an ihren Rock, und Connor stand stumm und wachsam daneben. Catriona hatte nicht geschlafen, sondern die ganze Nacht einsam an Poppys Totenbett Wache gehalten, mit ihr geredet und geweint vor Wut über die Ungerechtigkeit des Lebens, bis der Priester ins Zimmer trat und sie beruhigte. Es ist noch zu früh für die Beerdigung, dachte sie, ich habe mich mit Poppys Tod noch nicht abgefunden. Und ich habe weder mich noch die Kinder auf diesen Tag vorbereitet. Aber in dieser Hitze mussten die Toten so schnell wie möglich unter die Erde. Das gehörte zum Leben und Sterben im Outback, und sie musste es akzeptieren.
Catriona begrüßte Pat und Jeff Sullivan. Sie war ihnen schon oft begegnet und freute sich, die beiden wiederzusehen, so traurigder Anlass für ihren Besuch auch sein mochte. Belinda lief geradewegs zu Rosa, und Hand in Hand verschwanden die Mädchen auf der hinteren Veranda. Connor schob seinen Hut in den Nacken und ging mit den Sullivan-Jungen über den Hof. Seit er im Morgengrauen zurückgekehrt war, hatte er kaum ein Wort gesprochen, aber jeder hat seine eigene Art zu trauern, und was immer Billy ihm in der vergangenen Nacht erzählt haben mochte, es schien den Jungen ein wenig getröstet und auf diesen Tag vorbereitet zu haben.
»Unglaublich, wie viele Leute diesen weiten Weg auf sich genommen haben«, sagte Catriona zu Pat. »Und sie sind alle so freundlich. Wir haben genug zu essen, um doppelt so viele satt zu machen.«
»Poppy war ein unvergleichlicher Mensch.« Pat zog die Strickjacke aus und wischte sich mit einem Taschentuch über das verschwitzte Gesicht. Das Thermometer war schon jetzt über dreißig Grad geklettert, und die Fliegen waren eine Plage. »Ich war immer gern mit ihr zusammen. Sie hat mich mit ihren Geschichten zum Lachen gebracht. Ohne sie ist Drum Creek nicht mehr das, was es war.« Sie putzte sich die Nase. »Und sie war immer die Erste, die ihre Hilfe angeboten hat, wissen Sie. Hat Kuchen für unsere Feste gebacken, die Kostüme für das Schultheater genäht und für die jungen Eltern manchmal die Kinder gehütet, damit sie
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