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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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der Stress der vergangenen vierundzwanzig Stunden überhand nahm. »Das Leben hier ist keine Modenschau«, fügte sie leise hinzu. »So etwas interessiert niemanden.«
    Mit undurchdringlicher Miene sah Clemmie sie an. »Darumhast du auch ein Chanel-Kleid und Highheels getragen, nicht wahr?«
    »Das war ein Fehler«, gab Catriona zu. »Aber ich bin so überstürzt abgereist, dass ich nicht darüber nachgedacht habe.«
    »Mmmm.«
    Allmählich ging Clemmie ihr auf die Nerven. »Irgendetwas geht dir doch offensichtlich gegen den Strich, Clemmie. Spuck’s schon aus, um Himmels willen!«
    Clemmie zog die schmalen Brauen hoch. Dann seufzte sie und begann an ihren Armreifen herumzuspielen. »Ich habe versucht, mir vorzustellen, wie du hier lebst, Kitty«, gestand sie. »Und ehrlich gesagt, Kitty, ich kann es nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil du eine Großstadtfrau bist. Weil du dein ganzes Erwachsenenleben lang in der Welt herumgereist bist und in den allerbesten Hotels und Apartments gewohnt hast. Weil du immer wieder gefeiert und angebetet wirst, wenn du die Bühne betrittst. Du kaufst bei Chanel und Givenchy, du gehst zu Empfängen in Botschaften und Palästen, und einige der begehrenswertesten Männer der Welt gehen mit dir aus. Kurz gesagt, Kitty, du bist ein Star und führst das entsprechende Leben. Kannst du dir wirklich vorstellen, dich hier unter diesen rauen Hinterwäldlern niederzulassen?«
    Catriona schwieg. Sie konnte Clemmie nicht böse sein, denn eigentlich äußerte sie die gleichen Zweifel, die ihr selbst noch einen Tag zuvor durch den Kopf gegangen waren. Sie beschloss, das Thema zu ändern. »Ich habe an meine Tochter geschrieben.«
    »O nein.« Clemmie starrte sie an.
    »Du hattest Recht«, sagte Catriona leise. »Sie will nichts von mir wissen. Sie hat mir den Brief kommentarlos zurückgeschickt.«
    »Ich habe dich gewarnt, Darling. Vielleicht ist es am besten, alles so zu lassen, wie es ist. Jetzt weiß sie, wer und wo du bist, und wenn sie es sich anders überlegt, kann sie dir immer noch jederzeit schreiben.«
    »Ich bezweifle, dass sie das jemals tun wird.« Catriona schwieg. Clemmie brauchte nicht zu wissen, dass sie ihrer Tochter immer wieder schreiben würde, solange sie noch Hoffnung hegte. Sie dachte an ihre Tochter und fragte sich, was ihr wohl durch den Kopf gegangen sein mochte, als sie den Brief gelesen hatte.
    Clemmie riss sie aus ihren Gedanken. »Was wirst du jetzt tun, Kitty?«
    Catriona runzelte die Stirn. »Ich bleibe ein paar Tage hier, und dann fliege ich wieder nach Brisbane. Ich habe eine Oper zu singen, erinnerst du dich?«
    »Schwatz nicht, Kitty!«, knurrte Clemmie. »Du weißt genau, dass ich von den Kindern rede.«
    »Rosa ist bei den Sullivans. Da ist sie gut aufgehoben. Connor ist offenbar entschlossen zu arbeiten. Er hat in ein paar Wochen Geburtstag, und ich habe ihm erlaubt, Billy zur Hand zu gehen.« Sie schwieg kurz. »Aber nur unter der Bedingung, dass er jeden Morgen die Radioschule einschaltet und seine Schulausbildung beendet.« Sie lächelte. »Das passt ihm nicht, aber es ist ein Kompromiss.«
    »Rosa kann nicht für alle Zeit bei den Sullivans bleiben. Sie ist hier zu Hause, ihr Bruder ist hier, und er ist alles, was sie hat. Es wäre grausam, die beiden zu trennen. Du musst jemanden suchen, der für sie sorgt.«
    Catriona saß nachdenklich da. Es war wirklich eine komplizierte Situation. Doch dann ging ihr ein Licht auf, und plötzlich war alles sonnenklar. Das Schicksal hatte die Entscheidung für sie getroffen. »Du hast Recht.« Sie stand auf und lehnte sich an das Geländer. »Rosa ist hier zu Hause, und Connor und ich sind die einzigen Verwandten, die sie hat. Es wird Zeit, dass ich mich zur Ruhe setze.«
    Clemmie sprang auf. »Ich habe nicht gesagt, du sollst deine Karriere aufgeben«, rief sie. »Du sollst nur überlegen, was für die Kinder am besten ist.«
    Catriona lachte zum ersten Mal seit zwei Tagen. »Das habe ich gerade getan«, antwortete sie entschlossen und nahm Clemmies Hände. »Siehst du es denn nicht, Clemmie? Es ist Schicksal.«
    »Das glaubst du doch selbst nicht«, schnaubte Clemmie. »Du bist müde und abgespannt, und du bist traurig wegen Poppy. Du kannst doch nicht alles hinschmeißen – nur für zwei Kinder, die nicht mal deine eigenen sind.«
    »Und was soll ich stattdessen tun?«, erwiderte Catriona. »Soll ich Rosa in ein Internat abschieben und Connor hier sich selbst überlassen? Er ist noch keine dreizehn, und Rosa ist acht.

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