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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Sinn hatte, dazusitzen und sich zu bemitleiden. Sie hatte gewusst, dass dieser Augenblick kommen würde, hatte sich darauf vorbereitet, indem sie Pläne geschmiedet hatte: Sie würde jetzt mehr Zeit mit ihrer Wohltätigkeitsarbeitund der Organisation der Akademie in Melbourne verbringen. Das Leben würde weitergehen, und das faszinierende Erlebnis, Rosa und Connor heranwachsen zu sehen, würde sie für diese traurigen Momente entschädigen. Denn hier waren sie zu Hause, und sie war ihre Stütze. Sie würden immer in Verbindung bleiben, ganz gleich, welche Abenteuer das Leben für sie bereithielt.
    Sie schrak hoch – im Schatten hatte sich etwas bewegt. Dann lächelte sie: Ein Kätzchen stolzierte steifbeinig auf sie zu. Für ein so winziges, zerzaustes Ding brachte es ein ziemlich gebieterisches Miauen und einen entschlossenen Gang zustande. Catriona hob das Tier auf. Unter der Staubschicht verbarg sich ein rötlich brauner Kater mit weißem Latz und weißen Strümpfen und einem dünnen, gestreiften Schwanz. »Wo kommst du denn her?«
    Das kleine Fellknäuel hockte in ihrer Hand und starrte sie mit gelben Augen durchdringend an. Der Kater sah halb verhungert aus und wog fast nichts; Catriona schätzte, dass er erst wenige Wochen alt war. Sie streichelte das staubige Fell, und er begann zu schnurren; er schloss die Augen und schob die Zunge zwischen den nadelspitzen Babyzähnen hervor. Catriona lachte. »Ich glaube, das gefällt dir, aber wahrscheinlich willst du noch lieber etwas zu fressen haben.«
    Sie trug ihn ins Haus, obwohl sie wusste, dass so etwas gegen alle Regeln verstieß. Vermutlich war der Kater der kleinste im Wurf gewesen und von seiner Mutter verlassen worden. Wie jeder andere auf Belvedere mussten auch die Katzen für ihren Lebensunterhalt arbeiten, indem sie das Ungeziefer jagten, das sich manchmal in den Scheunen breit machte oder das Vieh attackierte. Aber der kleine Kerl war noch nicht imstande, irgendetwas zu jagen. Sie musste ihn aufpäppeln.
    Sie schüttete ein bisschen Milch in eine Untertasse und sah zu, wie er sie aufschleckte. Als er fertig war, schaute er zu ihr auf und forderte mehr. Sie gab nach und schnitt ein wenig Huhn, das sie sich zum Abendessen aufbewahrt hatte, in Stücke. Er fraß mitmächtigem Appetit. Danach putzte er ausgiebig seinen Schnurrbart und leckte sich das Fell. Satt und schläfrig tappte er mit der Pfote an ihr Bein und wollte aufgehoben werden. Zufrieden rollte er sich auf ihrem Schoß zusammen.
    Als sie ihn streichelte, konnte sie seine Knochen fühlen. Er schnurrte. Plötzlich erschien ihr das Haus nicht mehr so leer. Seltsam und wunderbar, wie das Schicksal eingegriffen hatte – nun hatte sie wieder jemanden, den sie bemuttern und versorgen konnte. »Wie soll ich dich denn nennen?«, fragte sie.
    Er zuckte mit den Ohren und öffnete die Augen. Würdevoll sah er sie an. Offenbar gab er ihr zu verstehen, dass er hergekommen sei, weil er Essen, Wärme und Freundlichkeit haben wolle, und Catriona müsse begreifen, dass er jetzt das Kommando habe und ihr einen Gefallen tue, indem er sie adoptiere.
    Sie lachte. »Ich nenne dich Archie.« Sie trug ihn ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch. »Ich glaube, wir beide werden uns prima vertragen.«

    Rosa war seit fast fünf Wochen in der Schule. Connor vermisste sie, aber Catriona wusste, dass er froh war, Belinda los zu sein. Schon jetzt graute ihm vor den Schulferien.
    In den kleinen Ferien flog Rosa nach Hause und verbrachte das ganze Wochenende mit Erzählungen über ihre neue Freundin Harriet Wilson – ein Vorbild an Tugend und Schönheit, das sie jedem, der es hören wollte, in aller Ausführlichkeit schilderte. Anscheinend war Harriet – oder Hattie, wie Rosa sie nannte – eine vorzügliche Tänzerin, Reiterin und Turnerin. Außerdem war sie sehr gescheit und half Rosa oft bei den Hausaufgaben, wenn die Lehrer nicht Acht gaben.
    Connor war davon weniger beeindruckt; er interessierte sich mehr für die Pferde der Schule und für die Ausritte, die die Mädchen abends und an den Wochenenden unternahmen. Dass es in der Großstadt Stallungen und Koppeln geben sollte, fand ermerkwürdig, aber Rosa meinte, er könne sie gern einmal besuchen und sich alles selbst ansehen.
    Die Ferien waren schnell vorüber, und Catriona schaute von der Koppel aus zu, wie die Cessna sich in den Himmel erhob. Sie würde Rosa in einer Woche wiedersehen – am 20. Oktober zur Eröffnung des neuen Opernhauses. Sie war betrübt

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