Die Farm am Eukalyptushain
aufgerufen. Das Geschnatter erstarb, und mit leisem Raunen bewegten sich alle in die Exhibition Hall.
Ein vergoldeter, mit rotem Samt gepolsterter Stuhl stand am Ende eines langen roten Teppichs. Die Königin stand neben dem Gouverneur, der ihr die Ordensmedaillen reichte und ihr den Namen des jeweiligen Empfängers nannte.
Catriona warf einen kurzen Blick zu Rosa und Clemmie hinüber, während sie darauf wartete, dass sie an die Reihe kam. Dann schritt sie auf dem roten Teppich nach vorn, verbeugte sich vor ihrer Königin und nahm die Ehrung entgegen. Ihre Majestät beglückwünschte Catriona zu ihrer Hilfe bei der Finanzierung des Opernhauses und dankte ihr für die jahrelange Freude, die Catriona ihr mit ihrem Gesang bereitet habe. Die Königin trat einen Schritt zurück, Catriona machte einen Knicks und ging zur Seite.
Der Rest des Tages verlief in einem Nebel von Glück und Fassungslosigkeit. Als Catriona die Gratulation des Bürgermeisters,des Botschafters und des Kulturministers entgegennahm, konnte sie nur mit Mühe ein Kichern unterdrücken. Dame Catriona – das klang schrecklich bedeutend, aber sie konnte es kaum glauben. Was für eine außerordentliche Ehre für eine, die ihr Leben auf einem bunt bemalten Wagen begonnen hatte!
NEUNZEHN
W eihnachten kam und ging, und wieder einmal musste Catriona sich von Rosa verabschieden. »Darf Hattie in den nächsten Ferien mit hierher kommen?«, fragte Rosa, als sie ihren Koffer in die Cessna luden.
»Wollen ihre Eltern denn nicht, dass sie nach Hause kommt?«
Rosa schüttelte den Kopf. »Ihr Dad ist tot, und ihre Mum ist dauernd auf Tournee.«
Catriona spitzte die Ohren. »Auf Tournee? Ist sie beim Theater?«
Rosa zuckte die Achseln. »Ja. Tänzerin oder so was.« Sie sah Catriona an. »Darf sie?«
Catriona ließ sich nicht beirren. »Wie ist ihre Mutter denn?«
»Ganz okay, glaube ich. Aber nicht wie du.« Rosa suchte nach den passenden Worten. »Nicht so warmherzig wie du, und sie lächelt kaum. Schrecklich dünn. Und beklagt sich dauernd über die Kälte und meckert, wenn Krümel im Auto sind.«
»Wann warst du denn in ihrem Auto?« Rosa hatte nichts von irgendwelchen Ausflügen erwähnt.
»Wir waren zusammen Tee trinken, als Hats Mum aus London zurück war. Belinda und drei andere Mädchen sind auch noch mitgefahren, aber ich glaube, sie mochte uns nicht besonders.«
»Warum denn das?« Catriona hatte Mühe, nicht zu lachen. Das Kind machte ein so ernsthaftes Gesicht.
Rosa zuckte die Achseln. »Woher soll ich das wissen?«, fragtesie trocken. »Sie mag einfach keine Kinder, nehme ich an. Wir waren auch ein bisschen laut.« Sie grinste. »Aber der Tee war prima, viel besser als in der Schule.«
»Du liebe Güte!« Catriona seufzte. »Vielleicht kommt Harriet besser nicht her, wenn ihre Mutter ein bisschen …« Sie ließ den Satz unvollendet.
»Der ist es egal«, sagte Rosa mit der Sorglosigkeit und Unbefangenheit einer Zwölfjährigen. »Die ist sowieso in Paris.«
»Dann ist das Kind die ganzen Ferien über allein?«
Rosa nickte. »Ja, sie muss in der Schule bei Miss Hollobone bleiben. Sie sagt, es macht ihr nichts aus, weil sie es gewohnt ist, aber ich glaube, lieber wäre sie bei uns.«
Für Catriona war es eine schreckliche Vorstellung, dass dieses kleine Mädchen ihre Ferien einsam in einer leeren Schule verbringen sollte. »Dann lade sie lieber ein«, sagte sie, während der Pilot den Motor startete. »Ich rufe Miss Hollobone heute an.«
»Eine tolle Aussicht, was?«, seufzte Rosa, als die Cessna in weitem Bogen zum Landeanflug ansetzte.
Harriet nickte nur. Worte reichten nicht aus, um ihre Empfindungen zu beschreiben. Was sie sah, war wie ein Gemälde. Eine Piste schlängelte sich gemächlich von den Bergen herunter in ein friedliches Tal, das golden in der Nachmittagssonne lag. Wie Strohballen, die von einem Wagen gefallen waren, lagen die Nebengebäude einer Farm verstreut auf der dunkelroten Erde des flachen Talgrunds. Das Farmhaus schmiegte sich in den Schatten zitronengelber Pfefferbäume. Die schützenden Berge ragten blau über den flimmernden Horizont und bildeten den Rahmen für die weiten Grasflächen, die im warmen Wind wogten wie ein weites gelbes Meer. Der Himmel war beinahe farblos ausgebleicht und wolkenlos, und er war so weit und grenzenlos, dass sie sich klein und unbedeutend fühlte.
»Da sind Mum und Connor. Sie warten auf uns«, quiekte Rosa.Belinda schob sie zur Seite und lehnte sich hinüber, um aus dem
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