Die Farm am Eukalyptushain
angeben. Doch wie ich meine Tochter kenne, wird sie in jedem Beruf, den sie sich aussucht, gut sein. Mir tut nur der arme Kerl leid, der versuchen könnte, sie zu zähmen. Durch die drei Brüder und das Leben auf der Farm hat Belinda gelernt, selbst über sich zu bestimmen.«
Die beiden Frauen tranken ihren Tee aus und gingen hinunter zu Pats Geländewagen. »Ich muss nach Hause. Es gibt noch eine Menge zu tun, bevor es dunkel wird.«
Catriona umarmte sie. »Ich bringe Belinda am Sonntagabend hinüber«, sagte sie. »Dann können wir Montag alle zusammen nach Sydney fliegen und die Mädchen ins letzte Semester entlassen.«
»Kaum zu glauben, dass das College dann zu Ende ist.« Seufzend drehte Pat den Zündschlüssel im Schloss. »Mir ist, als wären sie erst gestern in die Grundschule gekommen.«
Catriona blieb auf der Verandatreppe stehen und winkte, als Pat durch das erste Tor hinausfuhr. Sie schaute der Staubwolke nach, kehrte dann ins Haus zurück und setzte sich ans Klavier. Nach kurzem Überlegen fing sie an zu spielen.
Das Lied hieß »Summertime« und war aus Gershwins Porgy und Bess , und es schien das Wesen des Augenblicks zu erfassen. Als sie anfing, die betörende Melodie zu singen, wurde ihr klar, dass Veränderungen bevorstanden, und obwohl es sie traurig stimmte, dass die Tage der Kindheit zu Ende gingen, freute sie sich auf die nächste Phase im Abenteuer des Lebens.
Kurz nach Sonnenuntergang kamen die Mädchen polternd ins Haus gestürmt. Sie waren schmutzig und außer Atem und hatten einen Bärenhunger – wie immer. Catriona schickte sie ins Bad und klappte den Klavierdeckel zu. Sie hatte sich in der Musik verloren und nicht gemerkt, wie der Tag zum Abend geworden war.
Rosa trat in die Küche, als sie gerade das Roastbeef aufschnitt. »Mum«, schrie sie, »Billy sagt, er will heute Abend mit uns hinausgehen. Du kannst auch mitkommen«, fügte sie hastig hinzu. »Dürfen wir? Bitte sag ja.«
Catriona lächelte über das Zugeständnis. »Mal sehen«, sagte sie und schnitt weiter. »Wo will Billy denn mit euch hin?«
»Kommt Connor zum Abendessen?«, wollte Belinda wissen, als sie sich mit Harriet an den Tisch setzte.
»Er isst draußen bei den Männern«, sagte Catriona. Dann bemerkte sie Belindas enttäuschtes Gesicht. »Aber ich nehme an, wir sehen ihn später noch«, fügte sie hinzu.
»Also, können wir mit Billy gehen?«, fragte Rosa ungeduldig.
Catriona lächelte. »Solltest du mir nicht lieber vorher genau erklären, was Billy mitten in der Nacht da draußen mit euch vorhat?«
Rosa schüttelte den Kopf. Ihre Augen leuchteten, und sie glühte vor Aufregung. »Ich habe versprochen, nichts zu verraten. Es soll eine Überraschung werden.«
Wahrscheinlich eine seiner geheimnisvollen Wanderungen, dachte Catriona. Aber warum nicht? Es könnte Spaß machen. »Ich finde, wir sollten alle mitgehen«, sagte sie. »Es ist ja euer letztes Wochenende zu Hause.« Sie schaute Belinda an. »Ich könnte Connor fragen, ob er auch mitgehen will. Soll ich nach dem Essen zu ihm hinübergehen?«
Belinda wurde rot und senkte den Kopf. »Wenn du willst«, murmelte sie, bemüht gleichgültig.
Rosa und Harriet stießen einander an und kicherten, und Catriona brachte sie mit einem wütenden Blick zur Räson. Rosa zog ihren Bruder wegen Belinda unbarmherzig auf, und das alles war allmählich nicht mehr witzig. Vielleicht würde Belinda ja auf dem Police College von ihrer Leidenschaft kuriert werden.
In der Stille der Nacht starb jede Unterhaltung. Catriona saß entspannt im schmalen Treibersattel, die eine Hand am Zügel, die andere auf dem Oberschenkel. Sie folgten Billy Birdsong und seinen beiden kräftigen Söhnen in die Ebene hinaus. Die frische, kühle Luft schärfte ihre Sinne, und nächtliche Düfte umwehten die Pferde, die gemächlich durch das hohe Gras trotteten. Eukalyptus, Kiefern, zertretenes Gras und Blumen mischten sich zu einem köstlichen Parfüm, und der Mond versilberte die Baumwipfel und warf lange Schatten. Ein sanfter Wind raschelte in den stachligen Büscheln des Spinnifex-Grases, und die hängenden Blätter der Eukalyptusbäume wisperten wie uralte Geister.
Auch die drei Mädchen waren offenbar beeindruckt von der Großartigkeit ihrer Umgebung – obwohl man nicht sagen konnte, wie weit Belindas Begeisterung auf Connors missmutige Anwesenheit zurückzuführen war. Aber sie strahlte.
Die Bäume lagen hinter ihnen, und das offene Land tat sich auf. Die Berge waren eine feine
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