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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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nach ihrem Mann gestorben, und Catriona vermisste ihre älteste und beste Freundin immer noch. Wenn sie in Sydney war, legte sie jedes Mal frische Blumen auf ihr Grab. Fred Williams hatte zur allseitigen Überraschung eine Witwe aus Bundaberg geheiratet, und als Connor alt und erfahren genug war, hatte Fred die Verwaltung von Belvedere in dessen Hände gelegt und war an die Küste gezogen.
    Rosas überstürzte Heirat mit Kyle Chapman hatte mit Mühe das erste Jahr überstanden. Sie hatten, über beide Ohren verliebt, schon auf dem College geheiratet, viel zu jung und allen Warnungen Catrionas zum Trotz. Leider zeigte sich bald, dass Catriona Recht gehabt hatte, denn schon nach kurzer Zeit nahm Kyle Anstoß an Rosas Ehrgeiz und rächte sich an ihr, indem er mit möglichst vielen Frauen ins Bett ging. Gottlob hatten sie keine Kinder. Die Scheidung war auf beiden Seiten von Bitterkeit begleitet, und alle waren erleichtert gewesen, als es vorüber war.
    Jetzt, mit achtundzwanzig Jahren, war Rosa eine ausgewachsene Rechtsanwältin mit erstklassigem Examen. Statt die Angebote angesehener Großstadtkanzleien anzunehmen, hatte sie sichdafür entschieden, für eine kleine Kanzlei zu arbeiten, die auch sozial Schwache vertrat. Unermüdlich arbeitete sie für das Recht derer, die keine Stimme hatten. Catriona fragte sich, ob es vielleicht die Geschichte ihrer eigenen Familie war, die ihr den Ansporn dazu verlieh.
    Belinda hatte das Police College absolviert und war jetzt Detective Constable bei der Rauschgiftfahndung der Polizei in Brisbane. Pat Sullivan war besorgt um sie und Catriona nicht minder; es war eine harte und hässliche Arbeit, aber immerhin hatte Belinda einen unerschrockenen Beschützer in Max, einem großen Deutschen Schäferhund, der dazu abgerichtet war, jeden Ärger im Keim zu ersticken. Belinda war überall beliebt und führte ein rastloses gesellschaftliches Leben, doch sie wohnte immer noch allein in einer Wohnung oberhalb des Brisbane River. Nach Hause kam sie nur selten; Rosa und Harriet hielten zwar Kontakt zu ihr, und Pat übermittelte alle Neuigkeiten aus ihren Briefen, aber Catriona hatte sie schon seit Jahren nicht mehr gesehen.
    Harriet kam immer noch nach Belvedere , wenn ihr Terminkalender es gestattete. Sie arbeitete als Anwältin in einer Kanzlei in Sydney und galt schon bald als aussichtsreiche Kandidatin für eine Teilhaberschaft. Catriona hatte sie anvertraut, dass ihre Mutter nicht besonders glücklich über ihre Karriere als Juristin sei; sie habe sich nun in den Kopf gesetzt, dass Harriet einen der Juniorpartner heiraten solle, der aus einer guten Familie komme und beim Tod seines Vaters ein Vermögen erben werde.
    Catriona lächelte, als sie an diese junge Frau dachte, die inzwischen zur Familie gehörte. Hattie war eine zielstrebige Person und hatte ihren eigenen Kopf. Sie würde ihrer Mutter weiterhin trotzen und ihre eigenen Entscheidungen treffen, und dafür bewunderte Catriona sie. Und bald würde das Haus erneut von ihrem Lachen widerhallen, denn Harriet und Rosa würden demnächst für zwei Wochen nach Belvedere kommen, um Catrionas Geburtstag zu feiern. Den Gedanken, sie sei zu alt, um noch irgendetwas zu feiern, schob Catriona beiseite – Geburtstage hatten auch in ihrem Alter immer noch etwas Magisches, und eigentlich freute sie sich auf die Party, die sie vorbereitet hatte.
    Sie sortierte die Briefe und fand nur zwei, die interessant aussahen; sie las sie rasch und trug dann den Stapel Zeitungen auf die Veranda, um sich draußen mit Archie in die Sonne zu setzen und sich die Neuigkeiten der letzten Zeit zu Gemüte zu führen.
    Catrionas Augen waren nicht mehr so gut wie früher, aber auch ohne Brille hatte sie keine Mühe, die Schlagzeile der Zeitung zu lesen. Die Worte über dem Foto, vor über zwei Wochen gedruckt, sprangen ihr in schreienden, fetten schwarzen Lettern entgegen. Das Hotel in Atherton hatte sein schreckliches Geheimnis endlich preisgegeben.
    Ihre Hände zitterten, und sie verspürte ein verstörendes Flattern in der Brust. Sie umklammerte die Armlehne des Sessels. Angst erfasste sie und ließ die einzelnen Episoden ihrer Vergangenheit lebendig werden, verlieh ihnen Farben und scharfe Konturen. Sie ließ sich in das weiche Polster sinken und schloss die Augen. Doch die Bilder wollten nicht weichen, sie waren so klar wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Es war, als habe dieser Zeitungsartikel das Leichentuch weggerissen, das sie mit Bedacht über ihre Erinnerungen

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