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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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dich doch darauf freuen, Connor wiederzusehen«, sagte sie und wich einem toten Känguru und einem Schwarm aasfressender Krähen aus.
    »Ja, das wird schön sein. Ist wirklich zu lange her, aber wir leben in verschiedenen Welten, und es ist für uns beide eine lange Reise. Ich glaube nicht, dass wir uns nach all der Zeit noch viel zu sagen haben. Eigentlich traurig, aber so ist das Leben nun mal.« Sie rutschte auf dem Sitz nach vorn und schloss die Augen. »Unterhaltungen waren noch nie sein Ding, und bestimmt wird er uns mit Rinderpreisen und dem Zustand der Fleischmärkte langweilen. Aber es wird gut tun, Mum wiederzusehen. Mein letzter Besuch liegt mehr als ein Jahr zurück, und ein Telefongespräch ist nicht das Gleiche.« Sie gähnte ausgiebig. »Weck mich, wenn ich wieder fahren soll.«
    Die Stunden gingen dahin, und der Blick nach vorn war der gleiche wie der in den Rückspiegel – ein endlos langer Streifen Asphalt, der am Horizont verschwand. Die Great Dividing Range erstreckte sich zur Rechten, und die kleineren Bergketten lagen im violetten Dunst hinter dem Buschland des Outback. Die Landschaft war überwältigend, und als Belvedere allmählich näherrückte, hielt Harriet eifrig nach den ersten Anzeichen ihrer zweiten Heimat Ausschau.

    Trotz aller guten Vorsätze hatte Catriona zwei unruhige Nächte verbracht, und an diesem Tag stand sie lange vor dem Morgengrauen auf. Ihre Gedanken waren zu aufgewühlt, ihre Erinnerungen zu übermächtig, als dass sie hätte schlafen können, und ihr war klar, dass sie die Vergangenheit nicht länger ignorieren konnte. Nachdem sie Archie versorgt hatte, ging sie mit einer Tasse Tee ins Wohnzimmer, setzte sich hin und betrachtete die Truhe. Ihr vergangenes Leben lag darin, der Extrakt dessen, was sie war – aber sie fand nicht den Mut, sie zu öffnen.
    Trotz des hellen elektrischen Lichts rückten die Schatten immer näher, und ihr war, als höre sie geisterhafte Stimmen aus dem Jenseits dieses zerbrechlichen Lebens, die sie riefen. Sie schloss die Augen und versuchte sie zum Schweigen zu bringen. Aber sie ließen sich nicht überhören, und mit ihnen kamen Bilder und Klänge, die sie längst in einer anderen Zeit, einer anderen Welt versunken geglaubt hatte. Diese wispernden Stimmen waren mehr als nur die untermalende Musik dieser Erinnerungen. Sie waren eine schmerzliche Erinnerung an die Zeit, da ihre jugendliche Unschuld sie vor den harten Lehren des Lebens nicht hatte schützen können.

    Harriet lehnte sich auf dem Beifahrersitz zurück und lockerte den Bund ihrer Jeans. Mutter wäre von meinem Outfit entzückt, dachte sie lächelnd: Die enge Stonewashed-Jeans betonte ihre Figur, und ihre ärmellose türkisfarbene Bluse mit den blassgelb unterfütterten Volants sah keineswegs nüchtern und zurückhaltend aus. Sie fuhr sich durch das dichte Haar und hob es vom Nacken, damit die Luft zirkulieren konnte. Ihre Türkisohrringe passten zu dem Stein, der an einer zarten Silberkette an ihrem Hals hing. Rosa hatte ihr die Kette vor langer Zeit zum Geburtstag geschenkt und behauptet, der Türkis habe magische Fähigkeiten. Harriet war skeptisch, doch sie empfand immer Ruhe und Frieden, wenn sie den Stein am Hals trug, und so akzeptierte sie die phantastische Vorstellung einfach.
    »Sind bald da«, brummelte Rosa und zündete sich eine Zigarette an. Sie deutete auf die Piste, die von der Straße abzweigte und in Schlangenlinien im Busch verschwand. Sie waren auf dem Gelände von Belvedere , seit sie Drum Creek verlassen hatten.
    Harriets Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück, und sie spähte aufgeregt und erwartungsvoll nach vorn.
    Rosa bremste ab und fuhr von der Straße herunter und unter dem breiten Torbalken hindurch, in dessen Holz der Name Belvedere eingebrannt war. Auf der Piste war der Asphalt längst fortgeschwemmt, und der lachsfarbene Fahrweg schlängelte sich unter überhängenden Bäumen hindurch und um die dichten Büschel des Spinnifex-Grases herum, dessen gefiederte Halme sich im Wind wiegten.
    Wallabys standen in Habachtstellung am Wegrand, und ihre Ohren drehten sich wie kleine Radarschüsseln, während ihre neugierigen braunen Augen die Eindringlinge verfolgten. Vögel flatterten erzürnt von den Bäumen auf, und eine wilde Ziegenherde sprang beiseite, als Rosa den Schlaglöchern und tiefen Reifenspuren auswich. Ein scheuer Ameisenigel vergrub sich im Staub neben der Piste, und Warane, die sich gesonnt hatten, huschten davon und flüchteten sich auf

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