Die Farm am Eukalyptushain
stieß mit spitzem Finger auf den Knopf. »Du bist ein großes Mädchen, Harriet. Du brauchst mich nicht über deine Pläne zu informieren. Schon gar nicht, wenn sie diese Farm betreffen.«
»Also gut«, sagte Harriet leise und stellte sich neben ihre Mutter.
Jeanettes Blick war so eiskalt, dass Harriet zusammenzuckte. Sie hatte gewusst, dass ihre Mutter unfreundlich reagieren würde, aber das hier war jenseits aller Vernunft. Sie griff nach Jeanettes Hand, aber die blieb kalt und reglos. »Ich möchte nur, dass du meine Freundschaft zu Rosa und Catriona akzeptierst und dich mit mir darüber freust. Sie haben mir ein Zuhause gegeben, als du nicht da warst, sie haben mich freundlich und liebevoll behandelt, obwohl du keinen Zweifel daran gelassen hast, dass dir das nicht passt. Bitte, Mum, sei doch vernünftig.« Ihre Stimme war leise, und die Sehnsucht nach mütterlichem Einverständnis machte sie brüchig.
Jeanette riss ihre Hand weg. »Du musst deine Entscheidungen selbst treffen. Erwarte nur nicht, dass ich darüber in Jubel ausbreche.«
Seite an Seite standen sie im Aufzug und starrten wortlos ins Leere, entschlossen und beherrscht. Harriet roch den vertrauten Duft von Rive Gauche. Dieses Parfüm war so sehr ein Teil ihrer Mutter, dass es merkwürdig gewesen wäre, wenn sie ein anderes benutzt hätte. In der feindseligen Enge des Aufzugs nahm es ihr den Atem.
Endlich glitt die polierte Stahltür zur Seite, und sie traten aus der Kälte der klimatisierten Luft hinaus in die schwülheiße Tiefgarage. Harriet holte tief Luft. »Es tut mir leid, dass du nicht einverstanden bist, Mum. Aber findest du nicht, dass deine Eifersucht allmählich außer Kontrolle gerät?«
Jeanette sah sie lange an und schloss dann den BMW auf. »Eifersucht gehört nicht zu meinen Gewohnheiten«, sagte sie. »So weit kommt’s noch, dass ich diese grässlichen Leute beneide.«
»Mein Gott«, sagte Harriet erbost.
Jeanettes blaue Augen funkelten vor Zorn. »Mag sein, dass sie dir in den Schulferien Kost und Logis gegeben haben, aber deshalb brauche ich ihnen noch lange nicht dankbar zu sein. Ich bin deine Mutter, Harriet – nicht Dame Catriona Summers. Es würde nicht schaden, wenn du daran ab und zu denken wolltest.«
»Natürlich bist du meine Mutter«, sagte Harriet aufgebracht. »Was soll denn das jetzt wieder?«
»Komm nur nicht jammernd zu mir gelaufen, wenn alles zum Teufel gegangen ist«, fuhr Jeanette sie an. Sie stieg ein und schlug die Wagentür zu.
Harriet runzelte die Stirn. Die Eifersucht ihrer Mutter auf Rosas Familie und die Zuneigung, die sie Harriet entgegenbrachte, war schon immer ein Streitpunkt gewesen, aber das hier war mehr als Eifersucht. Es war Bosheit, und es ergab keinen Sinn. Sie schloss ihren MG auf, stieg ein und öffnete das Verdeck. Dann fuhr sie aus der Tiefgarage hinaus in die Sonne. Es gab nichts mehr zu sagen. Nicht einmal Auf Wiedersehen.
Tom fand Belinda Sullivan in der Kantine. Max lag unter dem Tisch, die Schnauze auf den Vorderpfoten, und seine braunen Augen verfolgten jeden Bissen Ei und Speck, den seine junge Herrin in den Mund schob. »Tag, Tom«, sagte sie fröhlich und warf dem Schäferhund das letzte Stückchen Speck zu. »Was kann ich für dich tun?«
Tom zog einen Stuhl heraus und setzte sich. Belinda war das, was die anderen Jungs als »netten Brummer« bezeichneten – ein Ausdruck, den sie verabscheute, aber meistens mehr oder minder humorvoll akzeptierte. Ihre dichten Wuschellocken waren genauso dunkelbraun wie ihre Augen. Sie war groß, und die Maße ihrer Figur waren ebenso großzügig wie ihr Charakter, aber sie war fit und durchtrainiert – vermutlich vom jahrelangen Reiten und Heuschleppen auf der Schafzuchtfarm ihrer Eltern. »Du musst mir einen Gefallen tun«, begann er.
»Das habe ich mir schon gedacht.« Sie sah ihn an. »Was gibt’s denn?«
Er kam gleich zur Sache. »Du kennst doch Dame Catriona Summers, oder?«
Sie lachte. »Was ist denn das, Tom? Bist du in deinem Alter plötzlich Autogrammjäger geworden?«
Er schüttelte den Kopf. »Es ist ein bisschen ernster.« Er schaute sich um und vergewisserte sich, dass niemand ihnen zuhörte. »Ich muss nach Belvedere und mit ihr sprechen, und ich dachte mir, weil du sie ja fast dein ganzes Leben lang kennst, könntest du vielleicht mitkommen.« Er zögerte. »Die Sache ist ein wenig heikel, und es wäre besser, wenn ich eine Polizistin dabei hätte.«
Ihr Gesicht wurde ernst. »Catriona ist so was wie eine
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