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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Hut hatte er den struppigen Patch noch einmal müde seine Kunststückchen vorführen lassen. Es war ein tapferer Auftritt gewesen. Mit Tränen in den Augen hatten alle zugesehen, wie der alte Mann und sein Hund sich durch die Nummer quälten und höflichen, aber mitfühlenden Beifall erhielten.
    Catriona hatte Lampenfieber. Zum ersten Mal würde sie allein auf der Bühne stehen. Das rosarote Taftkleid war zu eng, zu kurz und zu kindlich, doch sie hatte nichts anderes. Aber als das Grammophon aufgedreht war und die Musik einsetzte, verflog das Lampenfieber, sie vergaß das unbequeme Kleid und verlor sich in ihrer Arie. Mit rotem Gesicht und sehr beschwingt kam sie von der Bühne; sie wusste, dass sie heute Abend gut gewesen war. Dem Publikum hatte ihr Gesang gefallen, und die Leute hatten sogar Zugaben gefordert. Die Show war ein Erfolg gewesen und hatte ihr neue Hoffnung auf die Zukunft gemacht. Was tat es da, dass die Puffärmel am Arm kniffen und der Rock kaum bis an die Knie reichte? Sie hatte ihren ersten Soloauftritt absolviert, und endlich fühlte sie sich wie ein Star.
    Langsam leerte sich der Saal, und sie zählten das Geld. Es reichte für die nächste Etappe ihrer Reise nach Nordosten. Sie zogen ihre Alltagskleidung an und spendierten sich im nächsten Hotel ein Festmahl mit Fleisch, Kartoffeln und frischem Gemüse, alles serviert mit einer dicken, schweren Tunke. Zum Nachtisch gab es eingemachtes Obst, verziert mit einer cremigen Eiersauce.
    Sogar Max genoss das Essen; er hatte den Terrier unter den Falten seiner voluminösen Jacke verborgen und steckte ihm heimlich kleine Leckerbissen zu, wenn die Hotelierfrau nicht hersah. Satt und zufrieden spazierte die Truppe danach langsam zurück zu der Koppel, wo sie die Pferde und die beiden Wagen abgestellt hatten.
    »Du bist so still, Poppy«, sagte Catriona, als sie Arm in Arm über den mondbeschienenen Feldweg schlenderten. »Ich dachte, du bist froh, dass die Show heute Abend so gut gelaufen ist.«
    Poppy zog ihre Strickjacke fester zusammen. Es fröstelte sie. Nachts war es kalt im Outback, und ihre Kleider waren dünn und abgetragen. »Ich hab keine Freude mehr dran«, gestand sie leise. »Nicht mehr seit Goondiwindi.«
    »Es wird alles wieder gut, du wirst schon sehen«, sagte Catriona. »Goondiwindi war einfach eine schlechte Stadt. Noch zwei Abende wie heute, und du bist wieder die Alte.«
    »Nee.« Poppy blieb stehen, damit die anderen sie einholen konnten. »Ich hab die Nase voll, Schätzchen. Ich werde nie was anderes sein als ein drittklassiges Tanzmädel, und allmählich bin ich zu alt, um noch im Rüschenhöschen herumzuhopsen. Wird Zeit, dass ich mir was anderes suche.«
    »Das kannst du nicht«, flüsterte Velda. »Was soll ich denn ohne dich anfangen, Poppy? Bitte!« Sie legte Poppy eine Hand auf den Arm. »Bitte überleg’s dir noch mal.«
    »Poppy, geh nicht weg.« Catriona schlang die Arme um Poppys Taille und klammerte sich an sie. Die Angst, ihre einzige echte Freundin zu verlieren, war unerträglich. »Es wird alles wieder besser, du wirst schon sehen.« Ihre Tränen versickerten in Poppys Strickjacke. »Sie waren begeistert von dir. Sie werden dich immer lieben, egal, was passiert.« Beschwörend schaute sie Poppy an. »Und ich liebe dich auch«, schluchzte sie. »Bitte lass mich nicht allein!«
    Poppys Stimme klang rau, als sie Catrionas Hände nahm und sie ansah. »Ich werde dich auch immer lieben, Kitty. Aber es wird Zeit, etwas Neues anzufangen. Zeit für uns alle, uns was Besseres zu suchen. Es ist zu Ende, Kitty. Das wissen wir alle.«
    »Wo willst du denn hin?«, fragte Velda mit zitternder Stimme. »Was willst du tun?«
    »Ich werde mir irgendwo Arbeit suchen.« Poppy ließ Catrionas Hände los. »Vielleicht in einem Hotel oder als Verkäuferin. In Brisbane oder in einer der großen Städte an der Küste wird sich sicher was finden.«
    »Aber dann bist du allein.« Catriona weinte.
    »Das war ich schon öfter. Ich komme zurecht.«
    »Hab ich eigentlich schon gegessen?«, fragte eine brüchige Stimme.
    Fast als sei sie erleichtert, die Anspannung zu lösen, haktePoppy sich bei Max unter und bugsierte ihn zum zweiten Wagen. »Ja«, sagte sie mit fester Stimme. »Jetzt ist es Schlafenszeit für dich und Patch.«
    »Ich bin aber nicht müde«, maulte der alte Mann. »Und wer sind Sie? Wieso reden Sie so mit mir?«
    »Ich bin Poppy«, antwortete sie geduldig und schob ihn weiter. »Und wenn du sehr brav bist, gebe ich dir den letzten

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