Die Farm am Eukalyptushain
konnten ja nicht wissen, dass Billy tot war. Aber vielleicht hatten sie sich so etwas wie einen sechsten Sinn bewahrt, denn anders als ihre Brüder in der Großstadt lebten sie immer noch hier draußen und hatten die Traditionen ihres Stammes bewahrt – und damit auch ihre uralten Instinkte und dessen Wissen.
Rosa schlief noch; sie lag zusammengerollt mit Archie im Bett. Dem Kater hatte es nicht gefallen, dass Catriona ihn irgendwann in der Nacht hinausgeworfen hatte. »Dummer Kerl«, sagte sie, als er ein Auge aufklappte und sie vorwurfsvoll anstarrte. »Du kannst schmollen, so viel du willst, aber ich wette, du hast trotzdem Hunger.«
Er sprang vom Bett, als sie durch die Diele davonging, und schlängelte sich übereifrig um ihre Beine, sodass sie fast stolperte. Liebe geht durch den Magen, dachte sie, als sie eine Dose öffnete und das übel riechende Fleisch herauslöffelte, aber er trieb es wirklich zu weit.
Rosa kam in die Küche getappt. »Du verwöhnst diesen Kater«, gähnte sie. »Er wiegt eine Tonne und hat mich mit seinem Geschnarche die halbe Nacht wach gehalten. Du solltest ihn auf Diät setzen.«
Catriona sah Archie an, und er äugte zurück. Sie hielten beide nicht viel von dieser Idee und beschlossen, Rosas Vorschlag mit der Verachtung zu behandeln, die er verdiente.
Catriona stellte den Kessel auf den Herd und schob Brot in den Toaster. Aufgeregt dachte sie an ihre Pläne für diesen Tag. Es wäre vielleicht eine gute Idee, sich zu vergewissern, dass Rosa nichts anderes vorhatte. »Was möchtest du an deinem letzten Tag tun, Rosa?«
Rosa setzte sich an den Tisch und gähnte wieder. »Ich muss den Mechaniker bitten, den Öl- und Wasserstand in eurem Wagen zu kontrollieren und nachzusehen, ob für die lange Fahrt morgen Nachmittag alles in Ordnung ist«, sagte sie. »Dann will ich noch mal zu unserem alten Haus hinaus, um ein paar Ideen für die Möbel, die Küche und das Bad, das die beiden brauchen werden, weiter auszuarbeiten. Wenn ich die Maße habe, kann ich in Sydney alles Nötige bestellen.«
»Ich glaube, Belinda würde sich die Sachen lieber selbst aussuchen«, sagte Catriona. Sie goss das kochende Wasser in die Teekanne und stellte sie auf den Tisch. »Sie ist schließlich diejenige, die dort wohnen wird.«
»Stimmt schon«, antwortete Rosa. »Aber sie hat sicher nichts dagegen, wenn ich mithelfe, das Haus in Schuss zu bringen.«
Catriona setzte sich zu ihr und nahm ihre Hand. »Sie freut sich sicher, wenn du ihr hilfst, aber sie ist diejenige, die das Haus zu einem Heim für sich und Connor machen muss. Also hab Geduld und warte, bis sie dich darum bittet.« Sie lächelte, um ihren Worten den Stachel zu nehmen, und wieder fühlte sie sich machtvoll an Poppy erinnert. Rosa hatte die gleiche ungestüme Ungeduld, den gleichen Lebensdrang wie ihre Großmutter – auch wenn dem gähnenden Mädchen in diesem Augenblick nichts davon anzusehen war. »Ich habe eine bessere Idee«, sagte sie. »Wir hätten Gelegenheit, ein bisschen frische Luft zu schnappen. Dann wachst du vielleicht auf.«
»Entschuldige«, sagte Rosa. »Daran ist der verdammte Kater schuld. Heute soll er wieder bei dir schlafen.«
Catriona ging um Archie herum, der gierig sein Frühstück verschlang, und setzte sich an den Tisch. »Archie schmollt«, sagte sie. »Er wird erst wieder zu mir kommen, wenn er Lust dazu hat.« Sie verschränkte die Hände auf dem Tisch und sah Rosa an. »Ich habe mir gedacht, wir holen den alten Wagen aus der Scheune. Dann spannen wir eines der älteren, ruhigen Pferde ein und fahren spazieren. Es wird sein wie in alten Zeiten.«
»Bist du wahnsinnig?« Rosa starrte sie hellwach und mit schreckgeweiteten Augen an. »Der wird in Stücke fallen, sobald wir ihn aus der Scheune holen. Außerdem – bist du nicht ein bisschen zu alt, um dich so durchrütteln zu lassen?«
»Vielen Dank«, sagte Catriona trocken. »Ich bin vielleicht über sechzig, aber der Sarg kann schon noch ein bisschen warten.«
Rosa wurde rot. »Entschuldige«, murmelte sie. »Ich und mein Mundwerk.«
»Es würde schon helfen, wenn Mundwerk und Hirn miteinander verbunden wären.« Catriona strich goldgelbe Butter auf ihren Toast und biss hinein. Als sie die Scheibe aufgegessen hatte, nahm sie noch eine zweite. Ihr Appetit war gesund wie immer, und er verlieh ihr Tatkraft und Begeisterung für den bevorstehenden Tag. »Wenn wir gefrühstückt haben«, sagte sie, »kannst du Connor sagen, er soll den Wagen aus der Scheune
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