Die Farm am Eukalyptushain
Billabongs. Sie entdeckten einen Adler am Himmel und eine Herde Kängurus, die mit weiten Sätzen im Busch verschwand. Die kiefernbewachsenen Berghänge waren heute klar und deutlich zu erkennen; jeder Baum war scharf umrissen, genau wie die großen Felsblöcke, die wie gestrandete Wale in der flirrenden Hitze des weiten Graslandes lagen, und wie die hohen, rostbraunen Termitenhügel, die wie Grabsteine aus dem Buschwerk aufragten.
Catriona sog das alles in sich hinein, die Gerüche, Bilder und Klänge dieses Landes namens Belvedere , und sie war zufrieden.
Tom gähnte, reckte sich und legte die schriftlichen Aussagen zu einem Stapel zusammen. Er schlief nicht gut, seit er Catrionas Geschichte gehört hatte. Die Bilder, die sie heraufbeschworen hatte, und die Realität des ungastlichen Ortes, an dem sich das alles abgespielt hatte, verfolgten ihn in seinen Träumen.
Er und Belinda waren zehn Tage in Cairns geblieben. Es hatte sich bestätigt, dass Wolff die Story an die Presse verkauft hatte, aber statt ihn fristlos zu entlassen, hatte man ihm einen Klaps auf die Finger gegeben und ihn nach Sydney zurückgeschickt. Nach diesem Debakel freute Tom sich nicht darauf, seinem Boss zu begegnen, doch er brannte darauf, nach Hause zu kommen und sein Leben wieder ins gewohnte Gleis zu bringen.
Tom schob die Unterlagen in eine Mappe, nahm die übrigen Dokumente und steckte sie in seinen Aktenkoffer. Nachdem Catriona ihre Aussage gemacht hatte, war es ihm gelungen, tiefer in Dimitri Jewtschenkows Leben einzudringen, und diese Dokumente mussten an seine Erben übergeben werden. Auch seine Ermittlungen zu Kanes Vergangenheit waren erfolgreich gewesen.Nun musste er sich überlegen, wie er Catriona seine Entdeckungen mitteilen sollte.
Sie hatten drei Tage gebraucht, um die Überreste der Leiche unter dem Schuppen auszugraben, und noch einmal zwei, um die Todesursache festzustellen. Die Säure, die Catriona und Velda über den Toten gegossen hatten, hatte ihre Wirkung getan, aber für die Gerichtsmediziner war noch genug übrig geblieben. Die sterblichen Überreste würden heute zur Einäscherung freigegeben werden, und der Staat würde die einfache Totenfeier bezahlen. Er bezweifelte, dass jemand um diesen Mann trauern würde.
»Bist du so weit?« Belinda stand in der Tür.
Tom nahm sein Jackett von der Stuhllehne und zog es an. »Du siehst schick aus«, sagte er mit einem Blick auf ihr schwarzes Kostüm und die adrette weiße Bluse.
Belinda zog ein Gesicht. »Danke«, sagte sie. »Ich bin eigens einkaufen gegangen. Dachte mir, ich sollte mich ein bisschen bemühen, aber ich werde mich nie daran gewöhnen, einen Rock und hohe Absätze zu tragen.« Sie streifte einen ihrer Pumps ab und massierte sich die Zehen. »Die verdammten Dinger machen mich zum Krüppel.«
Tom rückte sich grinsend die Krawatte zurecht. Belinda würde immer ein Wildfang bleiben, auch in Rock und High Heels. »Ich gebe das hier ab, und dann können wir gehen. Ich habe den Flug um halb sechs gebucht.«
»Hast du über Kanes Hintergrund etwas herausfinden können?«, fragte sie, als sie das Büro des Chefs verließen und die Treppe hinuntergingen.
»Einiges sogar«, sagte er. »Er kam neunzehnhundertzweiundzwanzig nach Australien und lebte eine Zeit lang in Sydney, bevor er verschwand. Ich habe das Schiff ausfindig machen können, mit dem er hergereist war, und darüber wiederum bin ich an eine Adresse in England geraten. Sein richtiger Name war Francis Albert Cunningham. Er war der zweite Sohn eines reichen Großgrundbesitzers.«
»Dann hatte Catriona Recht«, sagte Belinda. »Er hat von Überweisungen seines Vaters gelebt.«
Tom nickte. »Es gab da einen Skandal, bei dem es um die sehr junge Tochter eines Landarbeiters ging. Der Mann wurde mit einer namhaften Summe zum Schweigen gebracht, und Kane wurde mit dem nächstbesten Schiff nach Australien befördert. Seine Eltern haben ihm ein stattliches Taschengeld gezahlt, damit er wegblieb.«
»Waren noch andere Kinder im Spiel?«, fragte Belinda leise.
Tom nickte seufzend. »Gerüchten zufolge waren es mehrere, aber anscheinend verschwand er immer von der Bildfläche, bevor man ihn vor Gericht bringen konnte. Deshalb hat er sich wahrscheinlich irgendwann für dieses Wanderleben entschieden. Die fahrende Truppe muss ein Geschenk des Himmels für ihn gewesen sein.«
»Klingt, als hättest du ziemlich gründlich geforscht.«
»Ich habe einen Freund in England. Als wir Kanes Identität ermittelt
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