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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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werde ich deinen Namen im Scheinwerferlicht sehen.« Sie warf einen Handkuss in die Runde und eilte dann zur Bahnhofstür.
    Catriona wusste, sie benahm sich wie ein Baby, aber sie konnte nicht anders. Ihre Mutter wollte sie zurückhalten, doch sie riss sich los und rannte, ohne auf einen heranrollenden Lastwagen zu achten, quer über die unbefestigte Straße zum Bahnhof. Im Schalterraum war es dunkel, und ihre Schritte hallten durch die Stille. Draußen auf dem Bahnsteig, im Schatten des schrägen Verandadachs, war es kühl – und leer bis auf den Bahnhofsvorsteher, der seine Flagge schwenkte. Es war, als habe dieses große, Dampf und Rauch speiende Ungeheuer Poppy verschlungen.
    Catriona lief am Bahnsteig entlang und spähte in die Waggons. Noch ein einziges Mal wollte sie ihre Freundin sehen, bevor sie für immer aus ihrem Leben verschwand. Aber es sollte nicht sein. Mit einer fetten Rauchwolke und fauchendem Dampf setzten die großen Räder sich in Bewegung, die Waggons ruckten klirrend an und wurden schneller, und die Lokomotive zog den langen Zug hinaus in das heiße, grelle Licht. Catriona stand verlassen auf dem Bahnsteig und schaute der Eisenbahn nach, bis der letzte Wagen auf den silbrigen Schienen ein kleiner Punkt in der Ferne geworden war. Das klagende Heulen der Sirene hallte weithin über das einsame Grasland – ein letztes betrübtes Lebewohl an Toowoomba und die, die dort zurückgeblieben waren.

    Mars stand geduldig neben Jupiter, die mächtigen, von buschigem Fell bedeckten Hufe fest am Boden. Grüßend hob er den Kopf und drückte Catriona die Nüstern ins Haar, und sie schmiegte die Wange an das weiche Maul und striegelte ihn zum letzten Mal. Es sollte ein Tag der Abschiede werden, und das brach ihr das Herz.
    »Das ist Mr Mallings.« Velda legte Catriona einen Arm um die Schultern. »Er wird Mars ein gutes Zuhause geben.«
    »Stimmt, Kleine«, sagte der rotgesichtige Fremde und legte einen Finger an die Hutkrempe. Dann streckte er eine schwielige Hand aus und klopfte dem Pferd beifällig den kraftvollen Hals. »Ein prächtiger alter Gaul, und ich hab ’ne große Koppel, die er abgrasen muss.« Er bückte sich zu Catriona herunter. »Und du kannst ihn jederzeit besuchen, falls du noch mal in diese Gegend kommst. Ich verspreche dir, es wird ihm an nichts fehlen.«
    Catriona trat beiseite, und Mars trottete mit seinem neuen Besitzer davon, ohne sich umzuschauen; er schien nicht zu wissen, dass er nie wieder einen Karren der Music Hall ziehen würde. Sie schniefte und brachte ein klägliches Lachen zustande, als Jupiter mit dem Maul an ihre Schulter stupste. Es war, als wolle er ihr sagen, dass er auch traurig sei, denn auch er verlor einen lebenslangen Freund.
    »Wir müssen zurück zum Lager«, sagte Velda. »Max sollte nicht so lange allein bleiben, und außerdem wollte gleich ein fahrender Händler vorbeikommen und sich den Wagen ansehen.«
    Der Tag zog sich endlos in die Länge. Der Händler kaufte den Wagen, und Max’ wenige Habseligkeiten wurden in dem jetzt beinahe leeren Kasten unter Veldas verstaut. Eine Frau, die eine Kurzwarenhandlung an der Hauptstraße besaß, kaufte die Kostümkörbe; sie wollte darin Stoffballen aufbewahren. Das Klavier war von Termiten und Holzwürmern zerfressen gewesen; vor ein paar Monaten war es auseinander gebrochen, und sie hatten es zurückgelassen. Die meisten Kostüme waren längst fort; die scheidenden Künstler hatten sie mitgenommen, und den Rest hattensie für ein paar Pennys verkauft oder gleich verbrannt. Die einstmals prächtige Kanzel war gleichfalls vom Holzwurm durchlöchert, und der Samtbezug und die Fransen waren von Mottenfraß und Stockflecken unansehnlich geworden.
    Declan und Kane hoben eine Grube aus und warfen das alte Zeug hinein. Die Kanzel, an der Declan so viele Jahre gestanden und seine verbindenden Worte gesprochen hatte, zuletzt. Bald brannte alles lichterloh, und dann war nur ein Haufen glühende Asche übrig.
    Catriona wusste, dass sie nicht die Einzige war, die darunter litt. Dad sah hager und ernst aus, als er mit der Stiefelspitze in der erkaltenden Asche stocherte. Mam eilte geschäftig hin und her. Entschlossen, keine Träne zu vergießen, plauderte sie ununterbrochen, doch es klang spröde; man sah, dass ihre Hände zitterten, und sie hatte dunkle Schatten unter den Augen. Auch der sonst so heitere Kane ging mit ernster Miene zwischen den Überbleibseln hin und her und kümmerte sich um den verwirrten Max.
    Schweigend

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