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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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ich brauche, ist nicht Mr Kanes Bühnenerfahrung, meine Kleine. Ich brauche seine Klasse, seine englischen Qualitäten.«
    »Warum braucht man so etwas?« Sie schaute zwischen dem Russen und Mr Kane hin und her. »Sie sind sehr reich. Warum führen Sie das Hotel nicht selbst?« Sie spürte plötzlich, dass sie ziemlich kühn mit diesem faszinierenden Fremden redete, und machte sich rasch an ihrer Teetasse zu schaffen. Aber seine nächsten Worte beruhigten sie.
    »Du hast mein schönes Haus und meine teuren Kleider gesehen – aber unter all dem bin ich ein armer russischer Bauer, mein Kind. Ich habe keine Familie – sie sind alle in den Pogromen umgekommen –, und deshalb muss ich in diesem wunderbaren Land ein neues Leben anfangen.« Er lächelte breit. »Ich kann nur mit meinen Händen arbeiten. Mein Geld mache ich mit dem Gold, das im Boden dieses großzügigen neuen Landes liegt. Aber ich besitze keine Bildung und nicht die englischen Manieren, die nötig sind, damit die Gäste sich in meinem Schloss wohl fühlen.«
    »Na, ich finde, das ist dumm«, antwortete Catriona mit Entschiedenheit. »Ich wette, Sie haben eine Menge interessante Geschichten zu erzählen, die Ihre Gäste gern hören würden.«
    Er lachte wieder, ein lautes, unbefangenes Lachen, das zu den Deckenbalken hinaufhallte und Veldas Teetasse klirren ließ. »Du gefällst mir, Kleine«, sagte er, als er sich wieder gefasst hatte und sich mit einem großen Taschentuch die Augen trocknete. »Du bist wie eine Russin: Du sagst, was du denkst.« Er dämpfte seine Stimme. »Eines Tages werde ich dir erzählen, wie ich mein Gold finde, und ich werde dir das Geheimnis verraten, wie man es zu Geld macht.«
    Catriona hatte alle Scheu vor ihm verloren. »Das wäre schön«, sagte sie.
    Er nickte und schob gedankenvoll die Lippen vor. »Möchtest du dir meinen Palast anschauen, Catriona?«
    »Gern«, flüsterte sie mit kindlicher Begeisterung.
    »Dann komm. Wir lassen die anderen hier sitzen und sehen uns um.«
    In der Eingangshalle wimmelte es von Gepäckträgern mit den teuer aussehenden Koffern und Taschen der Neuankömmlinge, die mit den blinkenden Automobilen heraufgekommen waren, die draußen in der Sonne standen. Die Frauen trugen hübsche Kleider mit weiten Röcken. Ihre Füße steckten in spitzen Schuhen mit hohen Absätzen. Kesse Hüte saßen auf ihren frisierten Köpfen, und Juwelen funkelten an Hals und Ohren. Die Männer, die zu ihnen gehören, trugen elegante dunkle Anzüge, seidene Krawatten und blank polierte Schuhe, und sie hielten sauber gebürstete Hüte in Händen, die aussahen, als hätten sie noch nicht einen einzigen Tag gearbeitet. Dienstmädchen eilten hin und her und trugen Teetabletts und Tischwäsche, und Edith stand hinter der Empfangstheke und organisierte das ganze Durcheinander mit knappen Anweisungen an Mädchen und Gepäckträger. Sie gab die Zimmerschlüssel aus und schmeichelte den männlichen Gästen.
    Catriona schämte sich ihres verschlissenen Kleides und der abgelaufenen Schuhe. »Die sehen alle sehr reich aus«, flüsterte sie dem Russen zu.
    »Das sind sie auch«, flüsterte er zurück. »Darum habe ich dieses Hotel gebaut. Damit sie ihr Geld auch ausgeben können.«
    Sie lachte, denn sie hatte sofort begriffen, dass dieses Haus, dieses Hotel sehr viel mehr für ihn war als eine bloße Geldquelle.
    Dimitri winkte einem Pagen, der ihr Gepäck holte und die breite Treppe hinauftrug. »Ich kann dir nicht das ganze Haus zeigen«, sagte er dann. »Die meisten Gästezimmer sind bewohnt. Aber es gibt noch vieles andere zu sehen.« Er streckte die Hand aus. »Komm, Kleine. Ich zeige dir meinen Palast.«
    Es gab so viele Zimmer, so viele Korridore und Flure, dass Catriona bald die Orientierung verlor. Sie war sicher, dass sie niemals den Weg zurück in die prachtvolle Eingangshalle finden würde. Aber es war ein schönes Haus mit kostbaren Teppichen und goldgerahmten Spiegeln, geheimen Türen und Treppen, die in die Türmchen hinaufführten, von denen aus man das Meer in der Ferne sehen konnte, und hinunter in Kellergewölbe, in denen es geheimnisvoll dunkel und kühl war und wo sich endlose Regale mit Weinflaschen befanden. In der riesigen Küche stand eine Reihe von Herden und Bratspießen, und Kupfertöpfe hingen an den Deckenbalken. Die Köchin war eine große dicke Frau mit rosigen Wangen und einem vergnügten Lächeln. Sie rollte gerade Teig aus und schickte dabei die Küchenmädchen, die ungefähr in Catrionas Alter

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