Die Farm am Eukalyptushain
widerstand den Lockungen des Kissens und der weichen Matratze und betrachtete den Rest des Zimmers. In einem kleinen Schränkchen neben dem Bett stand ein imposanter Nachttopf aus Porzellan, und auf die andere Seite zwängte sich eine Kommode. Auf einem Gemälde an der Wand gegenüber funkelte eine ziemlich streng blickende Frau in altmodischen Kleidern auf sie herab, und unter dem Fenster stand eine Waschschüssel mit einem Krug auf einem kleinen Tisch mit einer Marmorplatte. Farbige Kleiderhaken waren an die Tür geschraubt, neben der Waschschüssel lag ein Stapel säuberlich gefalteter Handtücher, und auf der Kommode fand sie eine Haarbürste und einen Kamm. Dimitri hatte an alles gedacht.
Das Fenster war hoch oben in der Wand. Catriona zog einen Stuhl heran und kletterte hinauf – aber die Aussicht war enttäuschend. Sie sah nur die grauen Dachpfannen, die Ecke eines Kamins und die Baumwipfel des Regenwalds.
Nachdem sie ihre paar Sachen ausgepackt und in den Schubladen und an den Haken untergebracht hatte, legte sie ihre Bücher auf die Kommode und versuchte, das Zimmer noch ein bisschen wohnlicher zu gestalten, indem sie ein buntes Tuch auf dem Bett ausbreitete. Dann stellte sie ihre Familienfotos auf den Nachttisch und stapelte die Schallplattensammlung ihres Vaters neben dem Grammophon auf dem Boden – und allmählich sah es wirklich aus wie ein Zuhause.
Sie setzte sich wieder auf das Bett und überlegte, was sie jetzt anfangen sollte. Es war immer noch hell; sie war zwar müde, wollte den Tag jedoch nicht mit Schlafen verschwenden. Und sie wollte auch nicht hier oben bleiben, wenn es woanders so viel zu sehen gab.
Sie ging auf und ab und überlegte. Sie könnte die Türmchen erforschen, während Mr Kane und Dimitri unten waren, oder sie könnte hinausgehen und ein wenig auf dem Anwesen umherspazieren. Ihr knurrender Magen erinnerte sie daran, dass sie seit dem frühen Morgen nur ein Sandwich und ein paar Kekse gegessen hatte. Vielleicht wäre die Küche ein guter Anfang; sicher hätte Dimitri nichts dagegen, wenn sie die Köchin fragte, ob sie eine Kleinigkeit bekommen könnte, damit sie bis zum Abendessen durchhielt.
Sie verließ das Zimmer und lauschte an der Tür ihrer Mutter. Velda schluchzte nicht mehr; vermutlich war sie eingeschlafen. Catriona wandte sich ab und lief die Treppe hinunter. Wenn sie sich recht erinnerte, lag hinter einer Tür in der Wandtäfelung in der Eingangshalle ein langer gefliester Gang, der zur Küche führte. Bei dem Gedanken an Brot, Käse und vielleicht eine kleine Gurke lief ihr schon das Wasser im Munde zusammen.
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass die lauten Stimmen, die aus Dimitris Privaträumen drangen, verändert klangen. Gäste und Zimmermädchen im Foyer waren stehen geblieben und lauschten dem Wortwechsel ganz unverhohlen. Das war kein begeisterter Austausch von Neuigkeiten, erkannte sie und blieb unschlüssig auf dem Treppenabsatz stehen. Das war ein wütender Streit.
Sie umklammerte das Geländer mit beiden Händen und fragte sich, was sie tun sollte. Sie wusste, dass sie nicht lauschen durfte, aber genau wie die Leute unten in der Halle konnte sie einfach nicht anders. Die Stimmen waren so laut und zornig, dass man sie vermutlich noch in Cairns hören konnte.
»Sie hätten es mir sagen müssen«, schrie Dimitri.
»Wieso?«, brüllte Kane. »Was ändert das denn?«
»Es ändert eine ganze Menge!«
»Wir hatten eine Abmachung, und alles andere geht Sie einen Dreck an«, wütete Kane. »Hüten Sie Ihre Zunge, Dimitri, sonst wird es Ihnen leid tun.«
»Mir leid tun?« Dimitris Stimme wurde zu einem Donnerhall. »Sie wagen es, mir zu drohen, Kane? Ihnen wird es leid tun.«
»Wir haben eine Abmachung«, schrie Kane. »Was hat sich daran geändert?«
»Die Abmachung gilt nicht mehr«, donnerte Dimitri. »Und Sie wissen, warum – also beleidigen Sie mich nicht.« Er dämpfte die Stimme ein wenig, aber man konnte ihn immer noch gut verstehen. »Immer lügen Sie. Sie behaupten, Sie wollen sich ändern – aber Sie tun es nicht.«
Catriona umklammerte das blank polierte Geländer, starr vor Schrecken über die Wut der beiden. Und sie fürchtete sich vor den Konsequenzen dieses Streits. Die beiden redeten jetzt leiser, und man konnte nicht mehr verstehen, was sie sagten, aber der bedrohliche Tonfall war immer noch zu hören, und der Wutausbruch zwischen den beiden Männern, die sie für Freunde gehalten hatte, war beängstigend.
Unvermittelt flog die Tür
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