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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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die sie so gern von seinen Lippen gehört hätte.
    I ch weiß, Sie haben sich mehr als das gewünscht, und es tut mir leid, wenn meine Worte Sie betrüben. Aber Lara war meine Frau, und nur sie hat Platz in meinem Herzen. Verzeihen Sie, dass ich Sie auf diese Weise verlasse, aber es ist am besten so. Der Ruf der Landstraße ist zu stark; ich kann ihm nicht widerstehen, und ich werde meine Zukunft dort draußen suchen. Nehmen Sie meinen Traum in Ihre Obhut, Edith, denn es gibt niemanden, dem ich mehr vertraue als Ihnen. Eines Tages werde ich wiederkommen, aber ich weiß nicht, wann. Und bis zu diesem Tag vertraue ich Ihnen meinen Traum an.
    Auf Wiedersehen, meine liebe Freundin.
    Dimitri

    Die krakelige Unterschrift am Fuße der Seite stammte von einem ungebildeten Mann, der weder lesen noch schreiben konnte, und sie sah, wie gewissenhaft er die Buchstaben seines Namens gemalt hatte. Der liebe, gute, süße Dimitri! Er hatte sie also nicht vergessen. Sie faltete den Brief zusammen und schob ihn in den Umschlag. Sie würde ihn hüten wie einen Schatz.
    Wieder hallten Schritte. Kane kam zurück. »Es tut mir leid, wenn Sie traurig sind«, sagte er freundlich. »Dimitri hielt es für besser zu gehen, wenn alle beschäftigt sind. Aufsehen war ihm zuwider, aber das wissen Sie ja, oder?«
    Sie nickte. Ihr war so jämmerlich zumute, dass sie kein Wort hervorbrachte.
    »Fahren Sie nach Hause, Edith. Das Hotel ist leer, und ich habe alle Buchungen für die nächsten Tage abgesagt, weil der Wetterbericht vor Überschwemmungen und Erdrutschen warnt, falls es so weiterregnet. Hier gibt es im Augenblick nichts zu tun für Sie, und Sie sehen müde und krank aus.«
    Bei seiner unerwarteten Freundlichkeit fühlte sie sich gleich noch elender, und sie konnte nicht aufhören zu weinen.
    »Ich habe den Gärtner gebeten, Sie mit seinem Geländewagen nach Hause zu bringen. Sie können jetzt unmöglich mit dem Fahrrad bis zur anderen Seite der Stadt fahren.«
    Stumm und jammervoll ließ sie sich von ihm in Mantel und Galoschen helfen. Er nahm ihren Arm und führte sie zum Wagen. »Ich lasse Sie benachrichtigen, wenn das Wetter wieder besser ist«, sagte er durch das Fenster. »Geben Sie Acht auf sich, Edith.«
    Edith sank auf dem unbequemen Sitz zusammen und starrte durch das regennasse Fenster nach vorn. Erst, als sie zu Hause die nassen Kleider ausgezogen hatte und vor ihrem einsamen kleinen Kaminfeuer saß, fiel ihr ein, dass sie die Kontobücher zurückgelassen hatte.

    In den nächsten Wochen regnete es unaufhörlich. Tag und Nacht wehten riesige, endlos graue Regenschleier herab. Noch nie hatten die Atherton Tablelands so viel Wasser gesehen. Es rauschte von den Bergen herab, ließ Bäche und Flüsse anschwellen und Wasserfälle donnernd zu Tale stürzen. Straßen wurden weggespült, und bei Erdrutschen krachten Bäume auf die Pisten und zerschmetterten die Dächer entlegener Häuser. Telegraphenmasten knickten um, und die Gemeinde war von der Außenwelt abgeschnitten. Auch die kleine Eisenbahn hatte den Verkehr eingestellt – es war zu gefährlich, und die Gleise waren teilweise unterbrochen. Das Hotel im Regenwald am Rande von Atherton war eine Insel.
    Velda wälzte sich schlaflos im Bett. Vom beständigen Rauschen des Regens auf dem Dach bekam sie Kopfschmerzen, und sie bereute jetzt, dass sie ihren gewohnten Nachttrunk ins Waschbecken gegossen hatte. Kane hatte ihn gebracht wie immer, und in den letzten zwei Tagen hatte sie ihn weggeschüttet. Sie war zu dem Schluss gekommen, dass sie ihn nicht mehr brauchte, und zu ihrem Erstaunen merkte sie, dass ihr Verstand ohne diesen Trank wieder klarer und konzentrierter war und sie sich fast imstande fühlte, ihre Lebensumstände wieder in Ordnung zu bringen.
    Die Heirat mit Kane beruhte auf vernünftigen Erwägungen. Er hatte sie davon überzeugt, dass es nicht schicklich wäre, so unter einem Dach zu leben, und Dimitri habe befürchtet, es könne dem Hotelgeschäft schaden, wenn die Leute vermuteten, sie lebten hier in Sünde. Zunächst hatte sein Vorschlag sie entsetzt, aber als im Laufe der Wochen immer klarer geworden war, dass Edith und die Angestellten tatsächlich glaubten, sie sei seine Geliebte, sah sie ein, dass er Recht hatte. Sie liebte ihn nicht – sie konnte niemanden lieben, wie sie Declan geliebt hatte –, aber er behandelte sie freundlich und rücksichtsvoll, und in den furchtbaren Monaten der Trauer war er so geduldig gewesen, dass es undankbar gewesen wäre, ihn

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