Die Farm am Eukalyptushain
bisschen erkältet war, hatte sie jetzt den Beweis, dass Kane Dimitri tatsächlich bestahl. Er war clever, aber nicht clever genug, um mir etwas vorzumachen, dachte sie, als sie Regenmantel und Galoschen abstreifte und die kostbaren Kontobücher an ihre flache Brust drückte.
Sie kam in die Küche und erstarrte. Sie lag im Dunkeln, und niemand war da, obwohl die Herde heiß waren und der Duft von gebratenem Speck in der Luft hing. Edith drehte einen Lichtschalter und begriff, dass es keinen Strom gab. Draußen in der Empfangshalle fand sie Kane hinter der Rezeption, umgeben von Gästen, die lautstark Aufmerksamkeit forderten. Kerzen und Öllampen warfen flackernde Schatten über die Wände, und wieder trommelte der Regen an die Fensterscheiben. Nur zwei Gepäckträger waren da, sah sie, und beide wirkten gehetzt und unglücklich, weil sie jedes Mal bis auf die Haut nass wurden, wenn sie Gepäck zu den wartenden Autos hinaustrugen.
»Wo waren Sie denn?«, zischte Kane, als sie zu ihm hinter die Theke trat.
Sie ignorierte ihn und fing an, das Chaos zu ordnen. Erst als der letzte Gast abgefahren war, fand sie Zeit, sich zu setzen und durchzuatmen. Sie hatte Schmerzen in der Brust, und sie bekam Fieber. Am liebsten wäre sie gleich wieder nach Hause gefahren und ins Bett gegangen, aber sie musste mit Dimitri sprechen.
Kane hatte die Gepäckträger nach Hause geschickt und war dann verschwunden. In Dimitris Wohnung sah es noch genauso aus wie in der vergangenen Nacht. Edith zog den nassen Regenmantel wieder an und holte die kostbaren Kontobücher. Ihre Galoschen planschten durch das aufgeweichte Gras, und der Wind ließ den nassen Mantel um ihre Beine flattern. Mit gesenktem Kopf kämpfte sie gegen das Unwetter an, bis sie den Schutz des Vordachs erreicht hatte. Die Tür zum Schuppen stand offen; sie schwang hin und her und schlug gegen den Rahmen.
»Dimitri?« Ihre Stimme ging im Rauschen des Regens und im Knarren der Äste über dem Schuppen beinahe unter.
Der Schuppen war leer, das Werkzeug verschwunden. Von Dimitri keine Spur; sogar seine Bücher und Papiere waren weg. Edith stand in der Tür und drückte die Bücher an die Brust; ihre Haut glühte vom Fieber, und die Augen taten ihr weh. Aber trotz des Fiebers arbeitete ihr Verstand mit träger Entschlossenheit. Irgendetwas stimmte hier nicht. Sie schloss die Tür ab und legte den Schlüssel an seinen Platz unter dem großen Stein.
Im Hotel war es still; in den Ecken tanzten dunkle Schatten vom Flackerlicht der Kerzen. Sie legte die Bücher auf den Tisch in der Halle und blies ein paar Kerzen aus, damit das Hotel nicht in Brand geriet. Fröstelnd zog sie Regenmantel und Hut aus und lauschte. Ihr Atem klang laut durch die leere Halle, und der süßlich schwere Duft von Lilien und Rosen ließ sie an eine Beerdigung denken. Die hohen Steinmauern wirkten erdrückend, und sie fühlte die Kälte des Marmors unter ihren Sohlen.
»Sie können ruhig auch nach Hause gehen, Edith.«
Erschrocken fuhr sie aus ihren düsteren Gedanken hoch. Kane stand auf der Treppe und schaute zu ihr herab. Er bewegt sich wie eine Katze, dachte sie – schleicht im Schatten herum, und seinen Augen entgeht nichts. »Wo ist Dimitri?« Eine unerklärliche Angst verlieh ihrer Stimme einen scharfen Ton.
»Weg«, sagte er knapp und kam die letzten paar Stufen herunter.
»Weg? Wohin? Und warum?«
»Zurück ins Territory«, sagte er gelassen.
Edith schüttelte verblüfft den Kopf. »Das hätte er mir gesagt. Er hätte es mir erzählt«, murmelte sie, und Fieberschleier wehten ihr durch den Kopf. Ratlos starrte sie ihn an. »Warum denn jetzt? Das Hotel läuft doch so gut. Sicher hat er –«
Sie kam nicht dazu, ihre stockende Rede zu beenden, denn Kane fiel ihr ins Wort. »Er hat mich gebeten, Ihnen das hier zu geben«, sagte er ungewöhnlich sanft und freundlich. »Er konnte es selbst nicht schreiben, aber er hat mir diktiert, was er sagen wollte.« Er lächelte sie an und wandte sich ab. »Vermutlich möchten Sie ein paar Augenblicke allein sein, um es zu lesen.«
Seine Schritte entfernten sich hallend, und sie sank in den Sessel neben dem großen, leeren Marmorkamin. Mit zitternden Fingern riss sie den Brief auf.
Meine liebe Edith,
Sie waren mir eine gute Freundin, und ich danke Ihnen für Ihre Treue und Güte. Ohne Ihre Hilfe wäre mein Traum niemals Wirklichkeit geworden, und ich weiß sehr wohl, wie viel Sie mir gegeben haben.
Edith lächelte unter Tränen, als sie die Worte las,
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