Die Farm am Eukalyptushain
Gedanken träge und ihre Wahrnehmung stumpf gemacht, und sie hatte nicht mehr verfolgt, was um sie herum vorging.
Sie schlug die Decke zurück und stand auf. Sie würde sofort zu Catriona gehen und versuchen, alles in Ordnung zu bringen und ihre Vernachlässigung wieder gutzumachen.
Der lange Korridor lag im Dunkeln. Als der Dauerregen einsetzte, war der Strom ausgefallen, und weil das Öl für den Generator aufgebraucht war, mussten sie jetzt auf Kerzen und Petroleumlampen zurückgreifen und auf dem alten Holzherd kochen. Velda zögerte, zündete aber doch lieber keine Kerze an. Sie konnte gut genug sehen, und Catrionas Zimmer lag gleich am Ende des Korridors.
Ihre nackten Füße bewegten sich lautlos auf den Dielen; sie knarrten nicht einmal unter ihrem geringen Gewicht. Zu ihrer Freude sah sie einen Lichtstreifen unter Catrionas Tür. Sie war noch wach.
Velda wollte zum Türknauf greifen, als sie hinter der Tür ein Geräusch hörte. Sie erstarrte, und ihre Nackenhaare sträubten sich, als sie es noch einmal hörte. Sie wollte es nicht zur Kenntnis nehmen, doch ihr war klar, dass sie sich nicht irrte. Mit klopfendem Herzen und zitternden Händen öffnete sie leise die Tür.
Das Licht der Laterne auf der Kommode beleuchtete die Szene vor ihr in ihrer ganzen Schrecklichkeit.
Catriona war nackt. Sie hatte die Augen fest geschlossen, aber Tränen quollen zwischen den zusammengepressten Lidern hervor. Eine große Hand auf ihrem Mund erstickte ihr Schluchzen. Kane lag auf ihr; sein Schatten an der Wand hob und senkte sich, und die Bettfedern knarrten in gespenstischem Rhythmus.
Bei dem grauenhaften Anblick wich alles Blut aus Veldas Gesicht.
Catriona öffnete die Augen und sah ihre Mutter an. Ihr qualvoller Blick war eine wortlose, verzweifelte Beschwörung.
Velda handelte, ohne nachzudenken. Sie packte den schweren Kerzenständer auf dem Nachttisch.
Jetzt hatte Kane sie gehört und hob den Kopf.
Doch er war nicht schnell genug. Velda holte mit aller Kraft aus, die der Hass ihr verlieh, und schlug ihm den Kerzenständer an die Schläfe. Als er auf ihrer nackten Tochter zusammensank und sein Blut das Bett bespritzte, fing Catriona an zu schreien.
Velda war geblendet von einem roten Nebel aus Hass und Rachsucht. Sie wollte ihn tot sehen. Er war schlimmer als ein Tier. Dreckig, dreckig, ekelhaft und dreckig. Er musste sterben – musste zu Brei geschlagen werden und bezahlen für das, was er war und was er tat.
Catriona lag unter ihm gefangen. Ihre Schreie gellten durchdas Haus und übertönten das Trommeln des Regens. Ihre ganze Angst brach sich Bahn, hoch und schrill, und immer wieder hob ihre Mutter den Arm und ließ ihn mit unverminderter Wut niederfahren. Kanes Blut durchtränkte die Laken und klebte an ihrer Haut. Sein Gesicht verwandelte sich in einen blutigen Matsch, der bald nichts Menschliches mehr hatte.
Veldas Hass trieb sie immer weiter. Die Schreie ihrer Tochter hallten in ihrem Kopf, und sie prügelte jeden Rest von Leben aus dieser Bestie, die ihr Kind geschändet hatte. Sie schlug mit dem Leuchter auf seine Rippen, seine Beine und sein Rückgrat, und jeder Schlag hinterließ ein Zeichen ihres Hasses auf seinem Körper.
Catriona kroch unter ihm hervor und kauerte sich an das Kopfteil des Bettes. Blut spritzte, und die dumpfen Schläge des Kerzenständers nahmen kein Ende. Schreiend versuchte sie sich Blut und Schleim vom Körper zu wischen. Schreiend flehte sie um ein Ende des Gemetzels. Er war tot. Er konnte ihr nichts mehr tun.
Aber Velda war der leibhaftige Tod. Catriona sah die Knochen unter der Haut ihres Gesichts, sah die dunklen Höhlen ihrer weit aufgerissenen Augen. Sie hatte nicht gewusst, dass ihre Mutter solche Kräfte besaß oder dass sie zu solchem Hass fähig war.
Endlich verflogen die blutroten Nebelschleier, und Velda ließ den Leuchter fallen. Mit einem schnellen Schritt raffte sie ihre Tochter an sich und trug sie aus dem Zimmer. Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss, und sie sank zu Boden. Sie drückte Catriona mit aller Kraft, die sie noch hatte, an sich und bat schluchzend um Verzeihung dafür, dass sie nie zugehört, dass sie nicht gesehen hatte, was hier geschehen war. Ihre Stimme brach, und sie wiegte ihr Kind in den Armen und beruhigte es, bis die Schreie zu einem leisen Schluchzen wurden. Sie hielt ihre Tochter fest, bis das Zittern nachließ, und als sie ruhiger war, trug sie sie ins Badezimmer. Das Wasser war kalt, aber mit sanften, liebevollen Händen
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