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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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abzuweisen. Außerdem war sie Mitte dreißig, hatte kein Geld, kein Zuhause und keine Arbeit. Es blieb ihr eigentlich keine andere Wahl. Die Ehe mit Kane würde ihr zumindest so etwas wie Achtbarkeit einbringen.
    Und sie musste auch an Catriona denken. Sie brauchte einen Vater – eine feste Hand, die sie führte, denn seit sie hier waren, war sie verwildert. Sie war unhöflich und ungehorsam und neigte zu Wutanfällen, und ihre unglückselige Gewohnheit, die raue Ausdrucksweise zu benutzen, die sie auf Reisen gelernt hatte, ging allmählich allen auf die Nerven. Aus ihrer hübschen, liebenswerten Tochter war eine missmutige, unerfreuliche Person geworden, und sie hoffte, dass sich unter Kanes Einfluss daran etwas würde ändern lassen.
    Velda stand auf und ging zum Fenster, ohne die Lampe anzuzünden. Trotz Nacht und Regenwetter war es heiß; die Luftfeuchtigkeit war selbst um diese Zeit hoch. Die Fenster standen offen, und nur Drahtgitter verhinderten das Eindringen von Moskitos und anderen fliegenden, stechenden und beißenden Insekten, die aus dem triefenden Regenwald schwärmten. Es war windstill; kein Hauch bewegte die drückende Luft, und inmitten des tropischen Regens fühlte sie sich eingesperrt und rastlos. Ihre Ehe war eine Farce, aber sie war bereit, sie aufrechtzuerhalten, solange esnötig war, wenn Catriona dadurch diese furchtbare Phase hinter sich ließ und begriff, dass eine solide Familie hinter ihr stand. Dimitris plötzlicher Abschied hatte die Situation natürlich nicht verbessert, doch Catriona war alt genug, um kindliche Enttäuschung zu überwinden und allmählich ernsthaft an ihrem Gesang zu arbeiten.
    Velda schaute aus dem Fenster und fragte sich, wo Kane sein mochte. Er war ihr immer noch ein Rätsel, denn auch als Ehemann gab er kaum etwas über sich preis. Vor dem intimeren Teil der Hochzeitsnacht hatte ihr gegraut. Declan war ein sanfter, aber erregender Liebhaber gewesen. Zu ihrer Überraschung und Erleichterung kam Kane jedoch nur selten in ihr Bett, und wenn er es tat, liebte er sie schnell und mechanisch, als erfülle er eine Pflicht. Nach einer Weile nahm sie an, Poppy habe wohl Recht gehabt, als sie vermutete, Kane sei homosexuell.
    Velda lächelte. Ganz so hatte Poppy sich nicht ausgedrückt. Eine »Schwuchtel« sei er, hatte sie gesagt, ein »warmer Bruder«. Velda griff nach ihrer Haarbürste und fuhr damit durch ihr langes Haar. Die grauen Fäden waren mehr geworden, und die Frisur war nicht mehr modern, aber ihr Haar war das Einzige, was sie noch immer mit Declan verband, denn er war so gern mit den Fingern hindurchgefahren.
    Sie erstarrte, als sie Schritte vor ihrer Tür hörte. Nicht heute Nacht, flüsterte sie. Bitte nicht! Sie wartete, den Blick starr auf den messingglänzenden Türknauf gerichtet. Gleich würde er sich drehen und Kane ins Zimmer treten. Aber die Schritte gingen weiter, fast lautlos auf den Dielen. Nur hin und wieder ächzte und knarrte das Holz.
    Erleichtert ging Velda wieder ins Bett, aber sie war beunruhigt. Vor ein paar Tagen war Catriona zu ihr gekommen, und das Kind hatte ausgesehen, als ob ihm etwas fehle. Es war dünn und blass geworden und hatte dunkle Schatten unter den Augen, die Velda noch nicht bemerkt hatte. Aber Catriona hatte eine ihrer Launengehabt, und das Gespräch hatte in einem schrecklichen Streit geendet.
    Velda rieb sich die Stirn und versuchte sich zu erinnern, worum es gegangen war. Aber der Trank hatte ihren Kopf benebelt, und sie hatte Mühe gehabt, sich auf das zu konzentrieren, was ihre Tochter ihr sagen wollte. Sie wurde still, als die verschwommene Erinnerung zurückkehrte. Catriona hatte ihr etwas Wichtiges sagen wollen – aber was? Sie schüttelte den Kopf. Sie wusste nur noch, dass Catriona sie beschimpft hatte und dann türenschlagend hinausgerannt war.
    Sie war nicht fair zu dem Kind gewesen. Sie war so sehr in ihrem eigenen Elend aufgegangen, dass sie den Schmerz ihrer Tochter ignoriert hatte; sie hatte sie von sich gestoßen und sich in ihre eigene Hilflosigkeit zurückgezogen. Natürlich hatte Catriona sie gebraucht. Natürlich trauerte sie um ihren Dad. Wie hatte sie, ihre Mutter, so blind sein können? Jetzt hatte sich ihr wundervolles Mädchen in eine kleine Furie verwandelt, und das alles war ihre Schuld.
    Velda biss sich auf die Lippe. Sie hatte Catriona im Stich gelassen und in ihrer Rolle als Mutter versagt. Warum hatte sie sich in die Dämmerwelt ziehen lassen, die der Schlaftrunk ihr bot? Er hatte ihre

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