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Die Farm am Eukalyptushain

Die Farm am Eukalyptushain

Titel: Die Farm am Eukalyptushain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Platz! Ich bin sofort wieder da.«
    Sie lief hinaus in den Regen. Velda kämpfte mit den Tränen, und ohne einen Blick auf das grausige Bündel auf dem Boden zu werfen, machte sie sich an die Arbeit.
    Catriona kehrte mit zwei Spaten zurück, und sie fingen an zu graben. Die Erde war hart, über Jahre hinweg festgestampft von Stiefeln und schweren Gerätschaften. Kalter Schweiß rann über ihre Haut, und sie arbeiteten schweigend und qualvoll keuchend. Nur langsam ließ die Erde sich aufgraben, und als sie endlich am Rande eines tiefen Lochs standen, war der Himmel wässrig grau geworden, und der Sturzregen hatte sich in ein sanftes Nieseln verwandelt.
    Catriona schaute ihre Mutter an, und gemeinsam rollten sie den Leichnam in die Grube. Dann ging sie zu dem Regal, auf dem Dimitri seine Flaschen aufbewahrte, und nahm eine herunter. »Salpetersalzsäure« stand auf dem Etikett. Sie zog den Stopfen heraus und goss den Inhalt über das Bündel im Grab. Es zischte, und der Gestank von verbrennendem Fleisch stieg aus der Grube, als die Säure ihre Wirkung tat. Catrionas Gesicht zeigte keinerlei Regung, und ihre Hände zitterten nicht, als sie den Stopfen wieder in die Flasche steckte und sie auf das Regal zurückstellte.
    Sie bedeckten den Leichnam mit Erde und klopften sie mitden Spaten fest, bis die Stelle so flach war wie der Boden ringsum. Als der Schreibtisch wieder an seinem Platz stand, sah alles aus wie vorher. Sie gingen hinaus, Catriona schloss die Tür ab und legte den Schlüssel wieder in sein Versteck. Sie brachte die Spaten in den Gärtnerschuppen, und Arm in Arm stapften Mutter und Tochter zurück zum Haus.

    Es regnete weiter, und das Hotel in den Tablelands blieb abgeschnitten von der Außenwelt. Nach und nach erkannte Catriona, dass Kane mit dem, was er über Velda gesagt hatte, Recht gehabt hatte. Sie war tatsächlich eine gemarterte Seele, und die Ereignisse jener Nacht hatten sie vollends an den Rand ihres Verstandes gebracht. Als sie auf Kane eingeschlagen hatte, war ein irrsinniges Lodern in ihrem Blick gewesen, das Catriona mit Schrecken gesehen hatte. Während sie nun in dem hallenden Schloss darauf warteten, dass der Regen endlich nachließ, trieb der gleiche Irrsinn Velda zu krankhaftem Tun. Sie arbeitete in fieberhaftem Schweigen, als könne sie damit auslöschen, was geschehen war. Sie weigerte sich, mit Catriona über Kane zu reden, stellte keine Fragen und zeigte nicht das geringste Interesse daran zu erfahren, wie lange der Missbrauch gedauert hatte. Sie war zu einer getriebenen Fremden geworden, und Catriona sah hilflos zu, wie Velda putzte und wienerte und wusch und den Boden im Schlafzimmer schrubbte, bis ihre Fingernägel abbrachen und ihre Hände wund von der Seifenlauge waren.
    Auch Catrionas Empfindungen waren in Aufruhr. Sie hatte mitgeholfen, einen Mann zu töten und zu begraben. Sie brauchte die Liebe ihrer Mutter, ihren Trost und die Versicherung, dass alles gut werden würde und sie nun wieder liebevoll miteinander umgehen würden. Aber nach jenen Stunden der Nähe zwischen ihnen weigerte Velda sich entschieden, dem nachzugeben, was sie für Schwäche hielt. Wie eine Besessene tilgte sie sämtliche Spuren Kanes, und manisch versuchte sie die Erinnerung an das Geschehene wegzuwaschen, damit sie so tun könnte, als sei es nie passiert. Doch zugleich beobachtete Catriona, dass ihre Mutter jeden Tag zum Schuppen lief, die Tür aufschloss und von der Schwelle aus die Stelle anstarrte, wo sie Kane begraben hatten. Es war, als müsse sie sich vergewissern, dass es kein böser Traum gewesen war – dass der Mord wirklich geschehen war –, und dann kehrte sie ins Haus zurück und wusch und schrubbte sich lange die Hände.
    Kanes Zimmer war völlig ausgeräumt worden. Sein Geld war in Veldas Koffer versteckt, genau wie seine Manschettenknöpfe, die goldene Uhr mit der Kette, das Nugget, das den Knauf seines Spazierstocks gekrönt hatte, und der Rubinring, der ihm vom Finger gerutscht war, als Velda auf ihn eingeschlagen hatte. Den Rest seiner Habe verbrannten sie in dem großen Kamin in der Halle, und Catriona betrachtete die Flammen, ohne eine Regung zu zeigen. Kane war tot. Er würde sie nie wieder anrühren. Aber die Alpträume verfolgten sie – und die Erinnerung würde bei ihr bleiben, solange Velda sich nicht eingestehen konnte, was geschehen war.

NEUN

    E dith hatte Dimitris Brief so oft gelesen, dass die Knickstellen brüchig waren und das Papier sich aufzulösen drohte. Obwohl

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