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Die Farm

Die Farm

Titel: Die Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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hantierte an den Hebeln herum, planierte den Kies, murmelte vor sich hin und bemerkte anscheinend den Affen auf seiner Schulter nicht.
    Als klar war, dass der Affe mich nur beobachten wollte, wandte ich meine Aufmerksamkeit den Straßenarbeiten zu.
    Die Hobelschar befand sich jetzt steil angewinkelt in dem niedrigen Graben, hob Erde, Gras und Unkraut aus und schob sie auf die Straße. Ich wusste von früher, dass er die Straße mehrmals auf und ab fahren würde, die Gräben säubern, die Straße einebnen und den Kies gleichmäßig verteilen würde.
    Pappy war der Ansicht, dass Otis und der Distrikt die Straßen öfter ausbessern sollten, aber das meinten die meisten Farmer.
    Er brachte die Hobelschar auf die andere Seite, fuhr damit in den dortigen Graben und anschließend ein Stück zurück zu unserem Haus. Der Affe hatte sich nicht von der Stelle gerührt.
    »Wo ist der andere Affe?«, fragte ich laut, nicht weit von Otis’
    Ohr.
    Er deutete auf die Hobelschar und sagte: »Runtergefallen.«
    Ich brauchte eine Weile, um zu begreifen, und dann war ich entsetzt, dass der arme kleine Affe von der Hobelschar gefallen und einen so schrecklichen Tod gestorben war. Otis schien das nicht zu bekümmern, aber der überlebende Affe betrauerte offensichtlich den Verlust seines Freundes. Er saß da, blickte manchmal mich an, dann in die Ferne, und schien sehr einsam.
    Und von der Hobelschar hielt er sich definitiv fern.
    Meine Mutter hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Ich winkte ihr, sie winkte mir, Otis winkte nicht. Er spuckte regelmäßig aus, einen langen Strahl braunen Tabaksafts, der vor den Hinterrädern auf dem Boden auftraf. Er wischte sich den Mund mit einem schmutzigen Ärmel ab, sowohl mit dem rechten als auch mit dem linken, je nachdem, welche Hand er gerade frei hatte. Pappy behauptete, Otis sei ein sehr ausgeglichener Mensch - Tabaksaft liefe ihm aus beiden Mundwinkeln.
    Von meiner hohen Position aus konnte ich am Haus vorbei den Baumwollanhänger mitten in einem Feld sehen, daneben ein paar verstreute Strohhüte. Ich schaute mich um, bis ich die Mexikaner dort entdeckte, wo sie zurzeit stets pflückten, und ich dachte an Cowboy, das Klappmesser in der Hosentasche, zweifellos stolz auf seinen letzten Mord. Ich fragte mich, ob er den anderen Mexikanern davon erzählt hatte. Wahrscheinlich nicht.
    Einen Moment lang bekam ich es mit der Angst, weil meine Mutter allein an der Straße stand. Das war überflüssig, und ich wusste es, aber der Großteil meiner Gedanken war irrational.

    Als ich die Baumreihe am Fluss sah, überwältigte mich eine neue Furcht. Ich wollte die Brücke, den Tatort des Verbrechens, auf keinen Fall sehen. Bestimmt waren dort Blutflecken, Beweise, dass etwas Grauenhaftes passiert war.
    Hatte der Regen sie fortgewaschen? Oft vergingen Tage, ohne dass ein Wagen über die Brücke fuhr. Hatte jemand Hanks Blut gesehen? Die Chance war groß, dass keine Beweise mehr vorhanden waren.
    Hatte es wirklich ein Blutvergießen gegeben? Oder war alles nur ein böser Traum gewesen?
    Auch dem Fluss wollte ich nicht zu nahe kommen. Zu dieser Jahreszeit floss das Wasser langsam, und Hank war so ein massiges Opfer. War er mittlerweile irgendwo angeschwemmt worden? Auf einer Kiesbank gestrandet wie ein Wal?
    Keinesfalls wollte ich derjenige sein, der ihn fand. Hank war niedergemetzelt worden. Cowboy hatte ein Klappmesser und ein Motiv. Selbst Stick Powers könnte dieses Verbrechen aufklären.
    Ich war der einzige Augenzeuge, aber ich hatte bereits beschlossen, dieses Geheimnis mit ins Grab zu nehmen.
    Otis wechselte den Gang und wendete, keine geringe Tat mit einem so großen Fahrzeug. Die Brücke befand sich kurz in unserem Blickfeld, aber wir waren zu weit entfernt, um irgendetwas erkennen zu können. Der Affe war es überdrüssig, mich anzustarren, und wechselte auf die andere Schulter. Er sah mich noch eine Weile um Otis’ Kopf herum an, dann saß er einfach da wie eine Eule und betrachtete die Straße.
    Oh, wenn Dewayne mich jetzt sehen könnte! Er würde vor Neid ganz grün werden. Wie gedemütigt er sich fühlen würde.
    Er wäre so überwältigt, dass er lange Zeit nicht mehr mit mir spräche. Wenn es nur schon Samstag wäre. Dann würde ich auf der Main Street verbreiten, dass ich den Tag mit Otis auf der Planiermaschine verbracht hätte - mit Otis und seinem Affen.
    Es war zwar nur noch ein Affe, aber dafür könnte ich erzählen, was mit dem anderen passiert war. Und die vielen Hebel und

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