Die Farm
heftig. Er stand auf und ging fort, verschwand eilig in der schwarzen Nacht und ließ mich auf der staubigen Straße liegen. Ich fing an zu weinen und zu kriechen und schaffte es bis zu unserem Pick-up, bevor ich ohnmächtig wurde.
Sie fanden mich unter ihrem Bett. In der Verwirrung des Augenblicks - meine Eltern schrieen mich an, fragten, warum meine Kleider schmutzig seien, warum ich blutige Kratzer auf den Armen hätte, warum ich unter ihrem Bett geschlafen hätte
- erfand ich das Märchen von einem schrecklichen Traum.
Hank war ertrunken! Und ich hätte nach ihm gesehen.
»Du bist schlafgewandelt!«, sagte meine Mutter ungläubig, und ich packte die Gelegenheit beim Schöpf.
»Wahrscheinlich«, sagte ich und nickte. Alles, was folgte, war verschwommen - ich war todmüde, hatte Angst und war nicht sicher, ob das, was ich am Fluss erlebt hatte, wirklich geschehen oder tatsächlich ein Traum gewesen war. Der Gedanke, Cowboy gegenüberzutreten, jagte mir eine entsetzliche Angst ein.
»Ricky war auch ein Schlafwandler«, sagte Gran im Flur. »Hab ihn eines Nachts draußen beim Silo gefunden.«
Daraufhin beruhigte sich die Lage etwas. Sie führten mich in die Küche und setzten mich an den Tisch. Meine Mutter wusch mich, während Gran die Schnitte versorgte, die vom Johnson-Gras stammten. Die Männer sahen, dass alles unter Kontrolle war, und gingen Eier und Milch holen.
Gerade als wir zu frühstücken begannen, brach ein lautes Gewitter los, und ich war über die Maßen erleichtert.
Während der nächsten Stunden würden wir nicht auf die Felder fahren, und ich müsste nicht in Cowboys Nähe.
Sie sahen zu, wie ich im Essen herumstocherte. »Mir geht’s gut«, sagte ich.
Der Regen prasselte schwer und laut auf das Blechdach, so dass eine Unterhaltung unmöglich war. Wir aßen schweigend, die Männer sorgten sich um die Baumwolle, die Frauen sorgten sich um mich.
Ich hatte genug Sorgen, um uns alle zu erdrücken.
»Kann ich später fertig essen?«, fragte ich und schob meinen Teller ein Stück weg. »Ich bin so müde.«
Meine Mutter entschied, dass ich mich wieder ins Bett legen und so lange schlafen sollte, wie ich wollte. Als die Frauen den Tisch abräumten, fragte ich meine Mutter flüsternd, ob sie sich mit mir hinlegen würde. Natürlich würde sie das.
Sie schlief vor mir ein. Wir lagen im Bett meiner Eltern, in ihrem halbdunklen Schlafzimmer, es war ruhig und kühl, und ich horchte auf den Regen. Die Männer saßen nicht weit entfernt in der Küche, tranken Kaffee und warteten, und ich fühlte mich beschützt.
Ich wünschte, der Regen würde nie aufhören. Dann müssten die Mexikaner und die Spruills fortgehen. Cowboy würde nach Hause zurückkehren, wo er zustechen und töten konnte, so viel er wollte, und ich es nicht erfahren würde. Und nächsten Sommer, wenn die Ernte geplant wurde, wollte ich dafür sorgen, dass Miguel und seine Gruppe Mexikaner nicht wieder in unseren Distrikt kämen.
Ich wollte, dass meine Mutter bei mir bliebe und mein Vater in der Nähe. Ich wollte schlafen, aber sobald ich die Augen schloss, sah ich Hank und Cowboy auf der Brücke vor mir.
Plötzlich hoffte ich, dass Hank noch am Leben wäre und im Camp der Spruills nach Essen kramte und um Mitternacht Steine auf das Scheunendach warf. Dann wäre alles nur ein Traum gewesen.
I ch klammerte mich den ganzen Tag an meine Mutter, nachdem das Gewitter vorbei war, nach dem Mittagessen, als alle anderen auf die Felder fuhren und wir im Haus blieben.
Meine Eltern flüsterten miteinander, und mein Vater runzelte die Stirn, aber meine Mutter gab nicht nach. Es gab Zeiten, in denen kleine Jungs bei ihrer Mutter sein mussten. Ich hatte Angst, sie aus den Augen zu lassen.
Der Gedanke, von den Vorkommnissen auf der Brücke zu erzählen, raubte mir alle Kraft. Ich versuchte, weder an den Mord zu denken noch daran, davon zu erzählen, aber es gelang mir nicht.
Wir ernteten Gemüse. Ich folgte meiner Mutter mit dem Weidenkorb, mein Blick war überall, und jeden Moment rechnete ich damit, dass Cowboy sich auf uns stürzen und uns beide abschlachten würde. Ich roch ihn, spürte ihn, hörte ihn.
Ich sah seine bösen feuchten Augen, die jede unserer Bewegungen beobachteten. Das Gewicht seiner Messerklinge auf meiner Stirn nahm zu.
Ich dachte nur an ihn und blieb nahe bei meiner Mutter.
»Was ist los, Luke?«, fragte sie mich nicht nur einmal. Ich wusste, dass ich etwas sagen sollte, aber ich brachte es nicht über mich. In
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