Die Farm
beobachtete uns. Ich lief zurück ins Haus und füllte das Glas erneut. Nachdem Hank es zum zweiten Mal ausgetrunken hatte, spuckte er neben meine Füße. »Bist ein braver Junge«, sagte er und warf mir das Glas zu. »Danke«, sagte ich und fing es auf.
»Und jetzt lass uns in Ruhe«, sagte er und legte sich ins Gras.
Ich zog mich ins Haus zurück und wartete auf meine Mutter.
Wenn man wollte, konnte man um fünf mit dem Pflücken aufhören. Um diese Zeit fuhr Pappy mit dem Anhänger zurück zum Haus. Oder man konnte bis zum Einbruch der Dunkelheit auf den Feldern bleiben, wie die Mexikaner. Ihre Ausdauer war erstaunlich. Sie pflückten Baumwolle, bis sie die Kapseln nicht mehr sahen, dann marschierten sie eine halbe Meile mit ihren schweren Säcken zur Scheune, machten ein kleines Feuer, aßen ein paar Tortillas und schliefen tief und fest.
Der Rest der Spruills versammelte sich um Trot, der es schaffte, die knappe Minute, die sie ihn musterten, noch kränker auszusehen als zuvor. Nachdem festgestellt war, dass er lebte und einigermaßen bei Sinnen war, wandten sie ihre Aufmerksamkeit rasch dem Abendessen zu. Mrs Spruill machte ein Feuer.
Als Nächste kümmerte sich Gran um Trot. Sie schien sehr besorgt, und ich glaube, die Spruills waren ihr dafür dankbar.
Mir aber war klar, dass sie mit dem armen Jungen nur Experimente durchführen wollte. Als jüngstes Familienmitglied musste ich normalerweise als Versuchs-kaninchen für irgendein neues abscheuliches Heilmittel herhalten, das sie gebraut hatte. Aus Erfahrung wusste ich, dass sie ein so wirksames Mittel mischen konnte, dass Trot von der Matratze aufspringen und wie ein verbrühter Hund herumrennen würde.
Nach ein paar Minuten schöpfte Trot Verdacht und ließ sie nicht mehr aus den Augen. Er schien jetzt wacher, und das interpretierte Gran als Zeichen dafür, dass er keine Medizin brauchte, zumindest nicht sofort. Aber sie würde ihn beobachten und am nächsten Morgen wieder nach ihm sehen.
Meine schlimmste Pflicht am späten Nachmittag betraf den Gemüsegarten. Ich empfand es als grausam, dass man mich oder auch irgendeinen anderen Siebenjährigen zwang, vor Sonnenaufgang aufzustehen, den ganzen Tag auf den Feldern zu arbeiten und vor dem Abendessen auch noch Gartenarbeit abzuleisten. Andererseits wusste ich, dass wir uns glücklich schätzen konnten, einen so schönen Gemüsegarten zu haben.
Irgendwann bevor ich geboren wurde hatten die Frauen kleine Reviere abgesteckt, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Hauses, und sie für sich beansprucht. Ich weiß nicht, wie meiner Mutter der Gemüsegarten zufiel, aber er gehörte zweifelsfrei ihr.
Er befand sich auf der Ostseite unseres Hauses, der ruhigen Seite, abseits der Küchentür, des Hofs vor der Scheune und den Hühnerställen. Ein Stück entfernt von Pappys Pick-up und dem schmalen Schotterweg, auf dem die seltenen Besucher parkten. Er war mit einem einen Meter zwanzig hohen Drahtzaun umgeben, den mein Vater nach Anweisungen meiner Mutter aufgestellt hatte und der dazu bestimmt war, Wild und Schädlinge abzuhalten.
Entlang des Zauns war Mais gepflanzt, sodass man in eine hinter Maisstauden versteckte, geheime Welt trat, kaum hatte man die klapprige Tür mit der ledernen Schlaufe hinter sich geschlossen.
Meine Aufgabe bestand darin, einen Weidenkorb zu nehmen und meiner Mutter zu folgen, während sie einsammelte, was immer sie für reif befand. Auch sie trug einen Korb und füllte ihn langsam mit Tomaten, Gurken, Zucchini, Paprika, Zwiebeln und Auberginen. Sie sprach leise, nicht notwendigerweise mit mir, sondern zum Garten im Allgemeinen.
»Siehst du die Maiskolben? Die werden wir nächste Woche essen.«
»Ja, Ma’am.«
»Die Kürbisse werden an Halloween reif sein.«
»Ja, Ma’am.«
Sie hielt beständig Ausschau nach Unkraut, kleinen Eindringlingen, die in unserem Garten nur kurz überlebten. Sie blieb stehen, deutete und sagte: »Zieh das Unkraut raus, Luke, dort neben den Wassermelonen.«
Ich stellte den Korb auf die Erde und jätete Unkraut.
Die Gartenarbeit war im späten Sommer nicht so hart wie im Frühjahr, wenn der Boden bestellt werden musste und das Unkraut schneller als das Gemüse wuchs.
Eine lange grüne Schlange ließ uns für einen Augenblick erstarren, dann verschwand sie zwischen den Ranken der Wachsbohnen. Der Garten war voller Schlangen, die alle harmlos, aber trotzdem Schlangen waren. Meine Mutter hatte nicht gerade Todesangst vor ihnen, aber wir ließen ihnen
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