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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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anzubinden! Jetzt aber muß ich fort. Es ist zwar heute der erste October, an dem der Teufel vom Himmel heruntergeworfen worden ist, aber ich brauche mich nicht zu fürchten, denn auf halbem Wege liegt die Wiesenschänke, und ich trage ein Amulett bei mir, das gegen allen Zauber hilft. Also übermorgen ist Seine Kleisterei mein Eigenthum; hier sitzen die Zeugen; abgemacht und gute Nacht!«
    Er ging und ließ die Anderen infolge der so unverhofft abgeschlossenen Wette in einer nicht geringen Aufregung zurück. Holfert erzählte von seiner zurückgewiesenen Werbung, saß dann, ohne auf die um ihn wogenden Reden zu achten, eine ganze Weile nachdenklich da und fuhr endlich mit sich aufheiterndem Gesichte in die Höhe.
    »Kennt vielleicht Jemand die Ziege beim Meinsdorfer Richter?«
    »Ich habe sie schon oft gesehen,« meinte der Wirth, welcher Fleischerei betrieb und in allen Ställen der umliegenden Dörfer zu Hause war. »Sie ist mittelgroß, dreijährig und schwarz ohne einen weißen Flecken, gerade wie der Bock, den ich gestern meinen Jungen mitgebracht habe. Er soll das Ziehen lernen.«
    »Wie der Bock –? Sie haben einen –? Der gerade so aussieht –? Hört einmal, Ihr Leute, wenn Ihr verschwiegen seid, so will ich Euch einmal etwas sagen!«
    Die Köpfe wurden zusammengesteckt; Holfert erklärte seinen Plan; lautes Lachen ertönte, und der Wirth rief:
    »Prächtig, herrlich; ich borge Ihnen den Bock, denn das wird ein Capitalspaß, wenn der Alte nichts merkt!«
    »Keine Sorge! Der Wiesenwirth ist mein Pathe, und ich kann mich auf ihn sicher verlassen.«
    Trotz der Gefährlichkeit des ersten Octobers hatte Hampel Meinsdorf glücklich erreicht, die Ziege gekauft und machte sich nun mit ihr auf den Nachhauseweg.
    »Hm,« brummte er, »eigentlich ist es für einen Stadtrath und Hausapotheker keine passende Beschäftigung, so ein Viehzeug stundenlang hinter sich herzuschleppen; aber selber bleibt selber. Es ist besser, ich habe morgen früh meine Milch, als daß ich noch mehrere Tage warte und extra Spesen zahle. Die alte Heppe hat so spät nicht aus dem Stalle gewollt, und ich muß ziehen wie ein Pferd. Bei der Wiesenschenke hänge ich sie an und trinke einen Pommeranzen!«
    Die Ziege war schwer fortzubringen; sie wehklagte jämmerlich und stemmte sich mit allen Vieren ein, so daß Hampel den Strick um die Hände schlingen und sich förmlich vorspannen mußte.
    »Auch ein Vergnügen ist’s nicht gerade,« raisonnirte er weiter. »Die Augen funkeln ja der Bestie wie glühende Kohlen, und wenn sie so fortschreit, so muß ich bei dem heutigen Tage und trotz meines Amulettes gewärtig sein, ihr Zetermordius ruft mir den Teuf–
lupa in famulus,
ich will lieber den Mund halten und machen, daß ich an die Schenke komme!«
    Als die Ziege das Haus vor sich liegen sah, schwieg sie und begann besser zu laufen. Der Wirth stand mitten auf der Straße, als warte er auf Jemanden.
    »Herr Stadtrath,« rief er verwundert, »Sie hier, und mit einer Ziege! Wie kommt denn das?«
    »Das sollen Sie gleich erfahren. Ich werde das Thier hier an den Zaun binden und mir drinnen einen Rothen genehmigen!«
    Kaum war er hinein, so kam Einer um die Gartenhecke herum, knüpfte die Ziege los und befestigte ein anderes gehörntes Individuum an ihre Stelle.
    Hampel hielt sich nur einige Minuten auf, dann nahm er sein Thier wieder bei der Leine und machte sich, aus allen Kräften ziehend, von Neuem auf den Weg.
    »Sapperlot, hat das Vieh Gewalt gesammelt! Himmel heilig –!« Der Ruf blieb ihm vor Schreck im Munde stecken. Der Bock des Schwanenwirthes war, einer so gewaltthätigen Behandlung ungewohnt, ihm von hinten an das Kamisol gegangen und stieß nun mit den Hörnern auf ihn los, daß der ehrsame Hausapotheker Mühe hatte, sich vor einer schmählichen Niederlage zu bewahren. »Holla, Du sackermentsche Bestie, ich werde Dir lehren, Dich an mir zu vergreifen! Jetzt nehme ich Dich bei den Hörnern, und nun vorwärts marsch, alte Liese!«
    Es ging nicht so leicht, als er dachte. Der Bock zog, schob, schüttelte mit dem Kopfe, ging in die Höhe, zerrte und stieß, daß Hampel an allen Gliedern wie zerschlagen das Städtchen erreichte. Er vermied, durch dasselbe zu gehen, und schlug vielmehr einen Seitenweg ein, um seine Wohnung zu erreichen.
    Dort angekommen, übergab er das Thier der wartenden Sophie.
    »Hier hast Du sie. Schaffe sie in den Stall, aber verriegele ihn gut, denn das infame Viehzeug hat Mucken!«
    Vollständig ermüdet und abgespannt

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