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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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glaube gar, Sie lachen über mich! Was kommt Ihnen denn an mir so außerordentlich spaßhaft vor? Mein Herz ist voll Betrübniß über das Schicksal, welches ich hier zu tragen habe, und ich hatte bei Ihnen wenigstens so viel Sympathie und Mitgefühl erwartet, daß – –«
    »Bitte, bitte, meine wertheste Mademoiselle, entschuldigen Sie meine Heiterkeit, welcher Sie leider einen ganz falschen Grund geben,« fiel er ihr in die Rede. »Ich verstehe die Gefühle Ihrer zarten Seele vollständig, und Sie wissen ja selbst, daß schon die einfachste Höflichkeit mir verbieten würde, eine so achtbare Dame in dieser betrübenden Weise zu beleidigen.«
    »O bitte, nein, dann haben ja nur Sie zu entschuldigen, daß ich Sie so falsch verstehen konnte! Ist bei dem gnädigen Herrn das Gespräch auf mich gekommen?«
    »Ja, aber leider müssen Sie alle Hoffnung auf eine Zurücknahme des grausamen Urtheiles ein für allemal sinken lassen. Er ist unerbittlich geblieben. Entweder holen Sie heut Abend die Ziege von Neudorf, oder Sie werden morgen früh ohne Gnade und Barmherzigkeit entlassen.«
    »Herr Jemine! Und ich hatte meine ganze Hoffnung auf Ihre gütige Vermittelung gesetzt! Giebt es denn keinen Ausweg aus diesem Absyathe?«
    »Nein, keinen, der unentdeckt bleiben könnte. Der Herr Oberst würde es ganz gewiß erfahren, wenn Jemand an Ihrer Stelle handeln wollte.«
    »So muß es also doch noch sein! Ach mein lieber Herr Karl, ›Wer nie in kummervollen Nächten auf seinem Bette weinend saß!‹ das ist ein wahres Wort. Ihr Dichter habt doch immer Recht. Was mir die Unglücksziege heut schon für Kummer und Schmerzen bereitet hat, das kann kein Mensch glauben, nicht einmal Sie, und Sie sind doch der Einzige, welcher weiß, daß ich hier ›unter Seelen die einzige fühlende Larve‹ bin, wie unser ewiger Schiller sagt. Ich will nur gehen und meinen Gram tief in die Küche vergraben!«
    Sie kehrte in ihr Ministerium zurück, und Schmidt ging zum Rentmeister, um sich die angewiesene Summe auszahlen zu lassen.
    »So, da fühle ich endlich wieder den Nerv des Lebens in der Tasche,« meinte er, als er mit glücklichem Gesichte den Schloßberg wieder hinabstieg. »Der Alte ist und bleibt bei Alledem doch ein Prachtkerl, und es thut mir wirklich leid, daß ich ihn in diese tolle Geschichte verwickeln muß; aber er trägt die Schuld ja selbst, und wenn er seinen Befehl später bereut, so mag er das immer nur mit sich allein abmachen!«
    Das Städtchen umgehend, gelangte er ohne weitere Begegnung an das kleine Häuschen, in welchem seine Eltern zur Miethe wohnten. Der Vater saß in dem Webstuhle, dessen Maschinerie er so eifrig mit Händen und Füßen bearbeitete, daß man in dem ärmlichen Stübchen kaum sein eignes Wort zu verstehen vermochte. Bei dem Eintritte des Sohnes ließ er eine Pause eintreten.
    »Nun?« frug er mit erwartungsvollem Ausdrucke in den von Arbeit und Sorge frühzeitig gealterten Zügen.
    »Alles gut!« erwiederte Karl, indem er in die Tasche griff. »Hier ist Geld, um den Zins zu entrichten und auch ein Weniges zu Brod und anderen Dingen.«
    In dem Angesichte des Vaters wurde es hell, und auch die Mutter und Geschwister gaben ihre Freude über die willkommene Hülfe zu erkennen.
    »Hab Dank,« meinte der Erstere. »Wenn wir Dich nicht hätten, so würde es zuweilen wohl etwas mißlich mit uns aussehen. Es war mir Angst, daß der Alte vielleicht seine sparsame Stunde haben könne, und doch hätten wir ihm nicht bös darüber sein dürfen, da er erst so vor Kurzem in die Tasche gegriffen hat.«
    »Ist die Noth am größten, so ist die Hülfe immer am nächsten,« meinte der Sohn, welcher wohl Grund hatte, den Seinigen Alles zu verschweigen, was auf dem Schlosse vorgegangen war. »Nun kannst Du gehen, um den Wirth zufrieden zu stellen, und dann giebt es noch einen Weg, den Du mir zu Liebe thun könntest.«
    »Welchen?«
    »Nach Neudorf. Du sollst Dir die Ziege einmal ansehen, welche dort bei dem Schulzen steht.«
    »Warum?«
    »Darnach darfst Du mich heut nicht fragen; es ist ein Geheimniß, welches der Prinz jetzt noch Niemandem wissen lassen will; in einigen Tagen aber wirst Du es schon erfahren.«
    »Und warum soll ich mir die Ziege ansehen?«
    »Weil ich bis heut Abend unbedingt einen Bock haben muß, der dieselbe Farbe und Größe hat wie sie.«
    »Für wen?«
    »Auch das wirst Du später erfahren.«
    »Meinetwegen; ich kann warten. Was die Ziege betrifft, so kenne ich sie ganz genau; sie ist dreijährig,

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