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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Geprassel, daß Einem Hören und Sehen vergehen möchte; ich aber kann mich um die heillose Verwirrung, die ich angerichtet habe, gar nicht bekümmern, sondern springe auf den Heerd und stecke im nächsten Augenblicke droben im Rauchfange auf der Räucherstange, wo ich so häuslich wie möglich mich einzurichten suche. Mittlerweile hat sich Hilbert aus dem Troge gemacht und die Thür geöffnet. Beim Scheine der Lampen und Laternen findet man sofort meine Spur, weil ich bei jedem Schritte Stücke von dem mir anklebenden Kuchenteige verloren habe, und nun steht die Rotte Korah, Dathan und Abiram unten in der Küche und reißt alle möglichen schlechten Witze über mich. So hänge ich also droben und lasse den ungebackenen Rosinenkuchen mir langsam an den Beinen herunterlaufen, so daß er Klex auf Klex mir von den Füßen tropft.
    »Will Er wohl herunterkommen?« ruft der ergrimmte Obermeister.
    Ich antworte nicht.
    »Ich frage Ihn, ob Er sofort herunterkommen will!«
    Ich gebe keine Antwort.
    Darüber geräth der über und über bekleisterte Mann in neue Wuth, steigt auf den Heerd und langt mit den Händen in den Schornstein. Ich halte mich an der Räucherstange fest und schüttele mit den Beinen, so daß die Tigtropfen wie ein Hagelwetter auf ihn niederschlagen. Er spring zurück und ruft den Lehrjungen.
    »Fritz, geh’ in den Schuppen und bring’ dürres Karloffelkraut herbei; ich will den Kerl schon noch herunterkriegen!«
    Jetzt wird die Sache bedenklich; aber hinunter gehe ich nicht und sollte ich doppelt geschmort, dreifach gebacken und zehnfach gebraten werden! Ich hebe also die Räucherstange aus und schiebe mich mit den Knieen, Ellenbogen und Achseln nach Schornsteinfegerart in die Höhe. Das ist nun freilich eine schlechte Passage; ich muß die Augen schließen; denn der Ruß wirbelt nur so um mich herum, und jetzt – wahrhaftig, jetzt fängt es unter mir an zu knistern und zu prasseln; der Rauch dringt mir in Mund und Nase; ich nehme also meine zwei Gedanken zusammen, und husch, husch, husch! geht es empor, als hätte ich eine Dampfmaschine von dreißig Pferdekräften vorgespannt. Oben fahre ich hinaus und ducke mich so viel wie möglich hinter dem Essenkopfe zusammen.
    Ja, da standen sie – vorn auf der Gasse und hinten in Hof und Garten, und von Minute zu Minute wurde der Haufe größer. Zwar konnte ich nichts erkennen, denn die Nacht war stockrabendunkel; aber was gesprochen wurde, das verstand ich desto besser.
    »Was ist denn los?« fragte Einer. Es war der Bäckerjakob.
    »Es ist Jemand mit Dietrichen bei mir eingebrochen,« antwortete der Obermeister, der mich gern so tief wie möglich in die Tinte bringen wollte; »ich bin aber dazu gekommen, und da hat er sich durch die Feueresse aufs Dach retirirt. Nachbar Schwalbe, besetzt Eure Bodenkammern, daß er nicht hinein kann!«
    Da gab es nun freilich keine Zeit zu verlieren; denn durch das Nachbarhaus ging der einzige Rettungsweg, und so kletterte ich denn an dem Firste hin, um dem Schwalbe mit seinen Leuten womöglich zuvor zu kommen. Es war bei Frost und Glätte ein lebensgefährlicher Weg; aber er gelang. Das Nachbarhaus war etwas höher, und ich mußte mich also aufrichten, um hinüber zu kommen. Kaum aber hatte ich mich auf die Kniee erhoben, so prasselten die angefaulten Schindeln unter mir, und ich fuhr mit dem einen Beine durch das Dach.
    »Horcht, er bricht beim Schwalbe in die Kammer!« rief Hilbert. »Kommt rasch; jetzt kriegen wir ihn!«
    Da hinüber durfte ich also nicht. Mit einigen kräftigen Stößen machte ich das Loch so weit, daß ich hindurch konnte, und stieg hinein. Nun schnell die Treppen hinunter und mitten durch die Gaffer hindurch gesprungen!
    Ich suchte also nach einem Ausgange. Aber – was war denn das? Hier Mauer und da Mauer, so eng, daß es kaum eine Elle breit Zwischenraum gab, und oben darüber weg das Dach. Bei dieser Untersuchung stieß ich an etwas Hartes. Ich bückte mich; es war ein Topf, oben fest zugebunden und so schwer, als ob er mit Blei ausgegossen wäre.
    Da durchzuckte mich ein Gedanke, ein Gedanke – hurrjesses, wenn das dem Hilbertludwig seine Laubthaler wären! Rasch riß ich Band und Leinwand los und griff hinein. Alle neunundneunzigtausend Hefenklöße! Es war Geld, gutes rundes Geld, Silber, vielleicht wohl gar auch Gold dabei! Na, Obermeister, Du kannst allen Heiligen danken, daß ein solcher Spitzbube bei Dir eingebrochen ist, und wahrhaftig, da steht noch einer – und noch einer; na, Emma,

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