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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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freu’ Dich; denn jetzt bin ich Derjenige, welcher Deinen Vater im Sacke hat!
    Ich stecke mir also alle Taschen voll, steige wieder hinaus aufs Dach und krieche zurück bis an die Esse. Eins, zwei, drei, bin ich hinein und fahre zwanzigmal rascher hinunter, als es hinaufgegangen ist. Kein Mensch denkt, daß mich der Klapperstorch wieder durch den Schornstein bringen werde, und so komme ich ungesehen bis an die Stubenthür, die ich öffne, um ganz ungenirt einzutreten.
    »Alle guten Geister –!« schreit es mir entgegen, und Alles reißt vor mir aus, hinaus in die Bäckerei und hinauf auf den Backofen. Ich sah allerdings wie der leibhaftige Teufel aus; erst der weiße Teigüberzug, nachher eine Rußhaut, dann das Schindel-und Ziegelpulver und endlich noch einmal durch den Schornstein; das war eine Kruste, wie sie sich der Gottseibeiuns nicht schöner wünschen konnte, – und in der Backstube, da lag noch Alles über dem Haufen, die Stühle, die Backtröge, das Mehl, der Teig, und die da oben auf dem Ofen hatten sich in den äußersten Winkel zusammengedrückt und dachten, ihre letzte Stunde sei gekommen: die Emma, ihre Mutter, der Geselle, der Lehrjunge und die Magd.
    Da geht die Stubenthür auf, und wer kommt herein? Der Obermeister und mein alter Bäckerjakob. Er hat sich gleich gedacht, wer der Spitzbube sein mag, hat den Hilbert in das Haus zurückgetrieben und alle Thüren verschlossen, so daß uns Niemand stören kann.
    »Da ist er ja, der Halunke!« ruft der Obermeister, als er mich erblickt, und will rasch wieder hinaus, um Hilfe zu holen. Ich aber habe ihn schon beim Arme, schiebe ihn hinter den Tisch und drücke ihn so kräftig auf den Stuhl, daß er sitzen bleibt, als wäre er angenagelt. Die Sache war eigentlich keine lustige; aber als ich ihn nun so dasitzen sehe, da muß ich wirklich gerade hinauslachen; der Mann sah in seinem Teigüberzuge doch gar zu possirlich aus. Mein Gelächter ergrimmt ihn; er springt also auf und ruft:
    »Ich glaube gar, Er Galgenschwengel will mich auch noch auslachen! Ich werde Ihm aber –«
    »Halt!« falle ich ihm in die Rede. »Wartet erst ab, was ich Euch zu sagen habe. Da guckt Euch einmal das Ding hier an!«
    Dabei greife ich in die Tasche und werfe eine von den Münzen auf den Tisch. Rasch greift er danach, betrachtet sie, läßt sie auf den Tisch klingen, sieht mich ganz verdutzt an und fragt endlich:
    »Was soll denn das, he?«
    »Da guckt Euch auch den an, und den – den – den – den –!« sage ich. Er hat auf einmal seinen Grimm vergessen und fährt mit allen zehn Fingern nach dem Gelde.
    »Aber ich frage Ihn doch, was das soll, he!«
    »Und den – den – den – den!« Und dabei werfe ich einen Thaler nach dem anderen auf den Tisch, bis die Taschen leer sind.
    Das ist ihm denn doch zu viel. Er steht auf und macht ein Gesicht, als wäre ich der Satan und wolle ihn um Seele und Seligkeit bringen; auch der Bäckerjakob reißt den Mund auf, als wolle er einen Walfisch todtbeißen, und die Anderen machen Augen wie die Wagenräder.
    »So,« sage ich weiter, »das sind lauter alte, gute französische Laubthaler, das Stück zu einem Thaler siebzehn Groschen und sechs Pfennigen; die hat der Hilbertludwig
anno
Vierzehn mit aus Frankreich gebracht, und wer drei große Töpfe voll davon haben will, der mag nur zu mir kommen. Gute Nacht!«
    Damit drehe ich mich um und will zur Thür hinaus. Aber da komme ich schön an.
    »Halt!« schreit der Obermeister, daß die ganze Stube wackelt. »Komm Er einmal her!«
    Ich drehe mich langsam um.
    »Was giebt’s denn noch?«
    »Wo hat Er das Geld her?«
    »Das ist meine Sache! Aber wenn Ihr Verstand annehmen wollt, so können wir morgen einmal davon reden.«
    »Morgen? Nein – heute – jetzt, sogleich will ich es wissen! Ich bin der Erbe; es gehört mir!«
    »Und ich bin der Finder. Holt es Euch doch einmal ohne mich!«
    »Na, was verlangt Er denn als Finderlohn?«
    »Nicht viel; bloß die Emma.«
    »Er ist verrückt! Packe Er sich hinaus!«
    »Gut, den Gefallen kann ich Euch schon thun!«
    Ich gehe, bin aber noch nicht bis an die Thür, so hat er mich ergriffen und zieht mich wieder zurück.
    »Sei Er einmal gescheid! Wo ist das Geld?«
    »Seid einmal gescheid! Krieg’ ich das Mädel?«
    »Die bleibt jetzt noch ledig!«
    »Die Töpfe bleiben auch noch steh’n!«
    »Kerl, ich bringe Ihn zur Anzeige!«
    »Daraus macht sich ein Luftikus nichts. Ihr wißt, was ich meine, Herr Obermeister!«
    »Ach, das habe ich nicht so

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