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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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lieb, aber wir kamen nicht mehr zusammen; es war besser so, denn ich wollte der Emma keine schlimme Zeit bereiten.
    So verging der Winter, und ich wurde Altgesell, worüber sich der Obermeister schrecklich ärgerte, denn er mußte mir nun von wegen der Innung öfters Gehör schenken und konnte mich nicht fortweisen, wenn ich gezwungen war, mit ihm zu reden. Ich that dies aber nur, wenn es nothwendig war. Auch der Sommer war wieder vorüber, und die kalten Tage kamen.
    Da auf einmal hörte ich, daß die Emma heirathen solle. Ein reicher Bäckerssohn von auswärts hatte um sie angehalten und wollte das Geschäft übernehmen, während Hilbert nur noch den Getreidehandel betreiben sollte. Man munkelte, daß es bei ihm bald Matthäi am Letzten sei.
    Eines Sonnabends wurde drüben ganz gewaltig geputzt, gefegt und gescheuert, und ich erfuhr, daß der Bräutigam morgen auf die Brautschau kommen werde. Das gab mir einen Stich ins Herz, wie Ihr Euch wohl denken könnt. Zwar war die Bäckerin mir nicht ganz abgeneigt, das wußte ich; aber was konnten die beiden Frauen machen, wenn der Vater nicht von seinem Vorsatze ging? Er brauchte einen reichen Schwiegersohn, und die Tochter mußte sich fügen, wenn sich nicht auf irgend eine Weise Hilfe zeigte.
    Ich beschloß, mit ihr zu sprechen, und gab ihr, als sie sich auf einen Augenblick am Fenster sehen ließ, ein Zeichen, daß ich um Acht im Garten auf sie warten werde. Ich ging auch um diese Zeit hinüber, denn ich wußte nicht, daß der Obermeister im Verkaufsladen gewesen war und mein Zeichen bemerkt hatte. Er war schon vor mir im Garten und hörte jedes Wort, was wir redeten.
    »Wo ist Dein Vater?« war meine erste Frage, als sie kam.
    »Er ist einmal fortgegangen, kann aber jeden Augenblick wiederkommen. Hast Du gehört, daß er mich zur Hochzeit zwingen will?«
    »Ja. Was wirst Du thun?«
    »Ich weiß es noch nicht; aber das ist sicher, daß ich nicht ›Ja‹ sage. Es ist ein alter Junggeselle, schon nahe an die Vierzig; er gefällt wohl auch dem Vater nicht recht, aber er hat Geld, deshalb soll ich ihn nehmen.«
    »Und die Mutter?«
    »Die weint mit, wenn ich weine. Ach, Franz, es geht jetzt schlecht bei uns. Seit Du beim Bäckerjakob bist, ist unser Geschäft ganz herabgekommen; wär’st Du im Haus, so käm’s wohl wieder in die Höhe. Was thun wir nur!«
    »Komm, laß uns überlegen –!«
    »Dazu ist jetzt keine Zeit, Franz. Ich hab’ noch viel zu thun, und wenn der Vater kommt, muß ich in der Stube sein. Komm lieber später wieder.«
    »Geht es denn?«
    »Ich denke. Wir haben so lange nicht miteinander gesprochen, da der Vater gewiß meint, es ist aus. Er wird nicht denken, daß wir uns heut’ bestellen. Ich habe dem Gesellen den Hauschlüssel fortstibitzt; hier hast Du ihn. Es wird für morgen viel gebacken; da gehen Alle zeitig schlafen. Ich gehe zuletzt, und wenn Du in meiner Bodenkammer Licht brennen siehst, so kannst Du kommen. Schau’ aber erst durch die Ladenritze, ob es in der Stube auch wirklich finster ist. Den Hausschlüssel ziehst Du wieder ab und gehst leise in die Stube; ich komme nicht eher, als bis Alles fest eingeschlafen ist.«
    »Ich komme, Emma, und wenn sie mich zehnmal wieder aus dem Korbe schütten wollen. Gieb her den Shlüssel, und gute Nacht bis dahin!«
    »Gute Nacht!«
    Ich ging. Ich war ganz glücklich, daß ich wieder einmal bei ihr sein durfte, und schaute alle fünf Minuten nach dem Bodenfenster. Sobald ich Licht dahinter bemerkte, machte ich mich auf.
    »Wo soll es denn hingehen?« fragte der Meister. Er hatte meine Unruhe beobachtet.
    »Hinüber!«
    »So! Na, ich will Ihn nicht weiter warnen; Er weiß ja selber, was Er zu thun hat!«
    Durch die Läden war nichts Verdächtiges zu bemerken; ich benutzte also meinen Hausschlüssel und trat in die Stube. Da ich nicht wußte, wo das Zunderzeug stand, konnte ich die Lampe nicht anbrennen, aber durch das Tasten überzeugte ich mich, daß keine Seele in dem Raume sei. Zur Sicherheit verriegelte ich die Thür von innen – Emma konnte ja leise klopfen – und ging nach der Backstube. Hier war es wärmer, und ich beschloß, mich auf den Backofen zu setzen, wo ich in aller Gemüthlichkeit warten konnte, bis sie kam.
    Es hatte hier wirklich viel zu thun gegeben. Die große Beute war mit Brodmehl gefüllt und an ihren beiden Enden der Sauerteig angemacht worden; auf einigen Stühlen standen zwei kleinere Backtröge für den Kuchenteig und auf ebener Diele ein dreielliger Trog für den

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