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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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genommen; aber die Zwei waren auch schnell gewesen und traten jetzt wieder ein. Ohne ein Wort zu sagen, nahm der Geselle den Korb auf den Rücken und trug ihn hinaus. Der Meister folgte ihm. Ich schlich mich hinter ihnen her. Draußen war es vollständig dunkel, so daß ich unbemerkt bis in den Hof gelangte, wo ich hinter einem Baumstamme Posto faßte.
    Noch heute denke ich mit Vergnügen daran, wie ich sie mit heimlicher Freude an die Grube treten hörte, die ich Euch gar nicht erst zu nennen brauche. Gewöhnlich war sie mit Bretern verdeckt. Jetzt hatten sie dieselben entfernt. Der Geselle ließ die Tragbänder locker; der Meister griff mit zu, riß das Tuch hinweg, der Korb wurde schnell umgestülpt, und – plumps und klirrrrr –
    »Himmeltausendele – was ist denn da drin gewesen? Das war ja der Kerl gar nicht! Rasch hinein, er muß noch in der Stube sein!«
    Sie sprangen in das Haus zurück; ich aber war mit einem raschen Schwunge über den Zaun hinweg und hinaus in den Garten und in wenigen Minuten daheim bei meinem Hefenteige. Er war prächtig in die Höhe gegangen, und ich kam gerade zur rechten Zeit, den Backofen zu heizen.
    Am frühen Morgen klopfte es an die Hausthür. Ich öffnete.
    »Guten Morgen!«
    »Guten Morgen, Frau Bürgermeisterin! Was wünschen Sie so zeitig?«
    »Ach, mein Lieber, kann ich nicht bei Ihm gleich Kuchen backen?«
    »Kuchen? Und gleich? Vielleicht ist’s möglich zu machen! Bestellen Sie fertig, oder besorgen Sie die Zuthat selbst?«
    »Das muß ich erst mit Ihm verhandeln; ich weiß vor Aerger noch gar nicht, wo mir der Kopf steht. Denke Er sich: Meine Tochter hält heute Kindtaufe, und ich habe gestern das Mehl, das wir ja selbst erbauen, und alles Erforderliche zu Hilbert’s geschickt, um Kuchen zu backen. Ich bin für jetzt bestellt worden, und als ich komme, haben sie mir einen Teig zusammengeknetet, der unmöglich der meinige sein kann. Ich wollte ihn ja selbst machen. Mein Mehlsack fehlt, mein Geschirr ist fort, die Butter ist anders, der Zucker befindet sich in blauen Düten und ich hatte weiße, mein Korb ist naß und hat eine Farbe und einen Geruch – nein, ich kann bei diesen Leuten nicht mehr backen! Ich habe auf meine Fragen keine einzige kluge Antwort bekommen und bin endlich vor Zorn fortgelaufen und herüber zu Ihm. Ich habe gehört, daß Er seine Sache versteht. Will Er mir aus der Noth helfen? Er kann dann auch für später auf meine Kundschaft rechnen!«
    »Na, da kommen Sie herein, Frau Bürgermeisterin; es wird sich machen lassen!«
II.
    Der Bäckerjakob wunderte sich nicht wenig, als er aufstand und die vornehme Frau am Backtroge sah. Er gab mir nicht eher Ruhe, als bis ich ihm die Tragkorbgeschichte bis aufs Haar erzählt hatte.
    »Höre Er, Potschappler Franz,« schmunzelte er vergnügt, »da hat Er ja in einer ganz verteufelten Capitalpatsche gesteckt! Na, die Emma ist’s werth, daß Er sich Mühe um sie giebt. Es wird freilich am Ende vergeblich sein, denn ich glaube im ganzen Leben nicht, daß Er sie bekommt. Aber darum braucht Er den Muth nicht zu verlieren; es geht bei solchen Dingen oft gar wunderlich zu. Aber nehme Er sich in Zukunft besser in Acht, daß es Ihm nicht noch einmal schlimmer ergeht! Der Hilbert wird Ihm und dem Mädchen nun doppelt auf dem Nacken sein. Er hält sich für den großen Mann, der einen Grafen zum Schwiegersohne bekommt; aber wer weiß, ob er wirklich einen so großen Beutel hat! Sein Getreidehandel hat ihn in der letzten Zeit gar derb hineingerissen. Vielleicht wird es bald Zeit, daß er die Laubthaler findet, die der Hilbertludwig
anno
Vierzehn mit aus Frankreich gebracht und aus Mißgunst vor seinem Tode versteckt hat.«
    »Wie ist denn das? Davon habe ich ja noch gar nichts gehört!«
    »Der Ludwig war der Oheim von ihm und ist ein gar eigner Kauz gewesen. Er war zu dem Gelde gekommen, man weiß nicht wie, und hat darauf gesessen wie der leibhaftige Drache. Dann ist er plötzlich gestorben, und als sie bei ihm suchten, hat Keiner einen Pfennig gefunden. Wer’s einmal erwischt, kann sich darüber freuen!«
    Es war so, wie er gesagt hatte. Der Obermeister war mir doppelt gehässig geworden, that mir und meinen Meistersleuten Alles zum Aerger und bewachte die Emma auf eine Weise, daß sie kaum mehr aus der Thür zu treten wagte. Dabei ging es mit unserem Geschäfte immer besser, und von dem seinigen vernahmen wir immer weniger Gutes. Ich wußte, daß mir das Mädchen treu war, und das war mir genug. Wir hatten uns

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