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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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legen. Nicht wahr, ich hab’s errathen? Aber daraus wird nichts, rein gar nichts. Hier bin ich Herr im Hause, und kein Anderer soll zu uns kommen, als der Herr Schuldirector Pappermann! Glaubst Du etwa, daß ich mein Mädchen erzogen habe für so einen dicken Schmeerbauch wie Du, der auch grad’ so wie Du dem lieben Gott die Zeit damit abstiehlt, daß er Borsdorfer Aepfeln auf alte Weiden pfropft? Das wäre mir Einer!«
    Reichmann stand mit offenem Munde an der Thür. Er hielt in der Hand ein Körbchen voller goldgelber Birnen, welche er soeben im Garten aufgelesen hatte. Er war nämlich ein passionirter Obstbaumzüchter und hatte sowohl das kleine Vorgärtchen als auch den hinter dem Hause gelegenen großen Obstgarten des Bäckers gepachtet, um seiner unschuldigen Liebhaberei Genüge thun zu können. Dabei aber hatte er sich die Feindschaft zweier Personen zugezogen, die ihm viel zu schaffen machten, nämlich des Lehrjungen Franz Schmerl – der den Wohlgeschmack einer guten Birne sehr zu schätzen wußte, und in Folge der fühlbaren Zurechtweisungen, welche ihm seine heimlichen Streifzüge eingebracht hatten, nicht gut auf ihn zu sprechen war – und seiner eigenen Frau Gemahlin, hier aber blos deshalb, weil sie überhaupt einen principiellen Widerwillen gegen Alles hegte, was ihrem Manne irgend eine Art von Vergnügen oder Unterhaltung bereitete.
    Sie war eine vermögende Jungfrau in reiferen Jahren gewesen und hatte den armen Reichmann mit ihrer Hand beglückt, weil Andre auf dieses Glück Verzicht leisteten; aber vom ersten Augenblicke ihres Zusammenlebens an war sie stets »Herr im Hause« gewesen und der Herr Particulier hatte stets nach ihrer Pfeife tanzen müssen.
    »Ein Auge auf unsre Marie? Wer hat Dir das denn eigentlich schon wieder gesagt? Das weiß doch der liebe Gott, daß ich vor Euch Weibsen kein Geheimniß behalten kann. Alles müßt Ihr ausgattern und – –«
    »Ich will Dich schon begattern!« unterbrach sie ihn. »Glaubst Du etwa, ich lege mich auf’s Spioniren und Horchen? Da irrst Du Dich! Ich bin hier Herr im Hause, und ich bin schon gescheidt genug, Eure Gedanken zu errathen. Der Korndörfer bekommt das Mädchen nicht, und wenn er zehnmal Adjutant oder Adjuvant oder Elephant ist, und in meine Stube soll er auch nicht treten; ich brauche den Platz für andre Leute!«
    »Aber, Milchen, ich habe ihn ja doch schon eingeladen und darf als Ehrenmann mein Wort nicht zurücknehmen! Er ist ein ganz gewaltiger Obstkenner und Pomolog, und nach dem großen Liegel, welcher Apotheker in Braunau war und die schönen Aufsätze für die ›Frauendörfer Blätter‹ geschrieben hat, giebt es – –«
    »Komme mir nur nicht schon wieder mit Deinem ›großen Liegel‹, den Du aller Augenblicke im Munde führst, und was den dicken Stadtrath betrifft, so mache mit ihm was Du willst; stecke ihn meinetwegen in den Holzschuppen oder in den Taubenschlag, aber bringe ihn mir nicht in die Stube! Ich mag ihn einmal nicht leiden. Der Herr Schuldirector Pappermann würde es sehr übel vernehmen, wenn ich seinen Feind bei mir aufnähme.«
    »Was? Den Pappermann, die Zaunlatte, den Katzenbuckler, den Schillerverdreher willst Du – – –«
    »Wie heißest Du den Herrn Director? Zaunlatte? Katzenbuckler? Schillerverdreher? Geht die ›Zaunlatte‹ etwa auf mich, weil ich kein solcher Fleischklumpen bin wie Du? Und wen meinst Du denn eigentlich mit der ›Katze‹, he? Du denkst wohl, ich habe Dich geheirathet, um mir Anzüglichkeiten sagen zu lassen? Hier bin ich Herr im Hause, und wer nicht will wie ich, der hat’s mit mir zu thun!«
    Sie hatte ihn im Eifer des Raisonnements beim Arme erfaßt. Bei den letzten Worten schüttelte sie ihn zornig, so daß er das Körbchen fallen ließ. Die Birnen kugelten über die Diele hin und – »Ssssssumssssumsssum« brummte es durch das Zimmer. Die Früchte waren im Zickzack zerschnitten, ausgehöhlt und wieder zusammengesetzt worden, und in einer jeden hatte sich eine Hummel befunden, welche durch das Auseinanderfallen der Früchte aus ihrem Gefängnisse befreit wurde.
    Zornig und aufgeregt über den ihnen widerfahrenen Zwang schossen die wüthenden Insecten in der Stube umher und fielen den drei darin befindlichen Personen ins Gesicht. Marie retirirte sich so schnell wie möglich in das Nebenzimmer, ihre Mutter lief, von dem unvermutheten Angriffe ganz aus der Fassung gebracht, erst kreischend und schreiend hin und her und kauerte sich dann, eine schnell erfaßte Serviette

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